Donnerstag, 14. Dezember 2017
Ballesterer 128
Rezension
Ballesterer
Nr. 128, Jänner/Februar 2018
84 S.
Mit dem „Mythos Liverpool“ beschäftigt sich der Ballesterer in seiner Titelgeschichte. Kein kleines Thema, mit dem andere ganze Bücher füllen. Moritz Ablinger und Benjamin Schacher wagen sich daran, einen Blick in die Vergangenheit zu machen ohne sich darin zu verlieren. Die 1960er Jahre werden nur kurz gestreift, die Gründungsgeschichte findet sich in einem Absatz auf den Statistikseiten außerhalb des Schwerpunkts und die Dimension als global verkaufte Marke wäre ebenfalls eine mögliche weitere Ebene der Betrachtung, wenn man drei bis vier Hefte füllen wollte. Ablinger und Schacherl fokussieren in ihrem Rückblick auf die 1980er Jahre und die soziale Umbruchssituation während der Zeit der größten Erfolge des Vereins. Die 80er Jahre werden im Text mit der Gegenwart kontrastiert. „Das Gefühl der Unbesiegbarkeit aus der Vergangenheit ist längst geschwunden, am Tisch der Großklubs der Premier League nimmt Liverpool trotz Aufschwungs der letzten Jahre einen Platz am Rand ein. Doch aus der Hillsborough-Katastrophe haben Verein, Stadt und Fans eine kollektive Identität geschmiedet, die stärker wirkt als die Widersprüche des modernen Fußballs.“
Ohne über Hillsborough 1989 zu reden, kann man tatsächlich nicht über Liverpool sprechen bzw. es zumindest nicht verstehen. Nachdem in der Geschichte des Ballesterer viele Hohepriester des Fußballs zu Wort gekommen waren, gibt es hier ein Interview mit dem ehemaligen anglikanischen Bischof von Liverpool. Er hatte eine Untersuchungskommission geleitet, die 2012 nach Jahrzehnten der Vertuschung die Schuld von Polizei und Behörden an der Katastrophe mit 96 Toten feststellte.
Einen Einblick in die Lage bei Ferencváros samt der politischen Dimension bietet Thomas Unger. Nach dreieinhalb Jahren hatte es eine Einigung zwischen boykottierender Fanszene und Vereinsführung über eine Rückkehr ins Stadion gegeben, doch gleich darauf hatten sich neue Probleme aufgetan.
Weiters gibt es im Heft Interessantes über die Fußballschule des Predrag Pašić, die im Bürgerkrieg in Sarajevo Kindern eine Perspektive gab, den Film über zwanzig Jahre Blau-Weiß Linz, einen gerichtlichen Erfolg von 1860-Fans beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg wegen Polizeiausschreitungen nach einem Münchner Amateurderby 2007 und eine Reportage über den 1. Österreichischen Fitschigogerl-Club. Einen Auszug gibt es darüber hinaus aus einem neuen Buch über den Wunderteam-Goalie Rudi Hiden zu lesen. Das Buch wird man wohl kaufen und lesen.
In meiner Reihe Nebenschauplätze stelle ich den SC Schwaz vor.
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