Donnerstag, 11. Juli 2024

Paks – Corvinul Hunedoara 0:4 (0:2)

Europa League, 1. Qualifikationsrunde, Hinspiel, 11.7.2024
Fehérvári úti stadion, 3.891
33°C

Kantersieg des rumänischen Cupsiegers beim ungarischen Cupsieger in der ersten Europacuprunde. Beide Vereine hatten vorige Saison zum jeweils ersten Mal einen großen nationalen Titel gewonnen – Corvinul Hunedoara sogar sensationell als Zweitligist – und beide nehmen nun erst zum zweiten Mal in ihrer Vereinsgeschichte am Europacup teil. Die Ungarn aus der Atomkraftwerkstadt Paks wären zu favorisieren gewesen. Man konnte aber sehen, wie Corvinul Hunedoara mit Effizienz wohl erfolgreich gewesen war und auch jetzt ist. Nach VAR-Einschreiten verwandelte der Schiedsrichter eine Viertelstunde vor Schluss eine gelbe Karte für Paks in eine rote Karte, sodass diese am Ende auch nur mehr zu zehnt waren. In der Nachspielzeit schien es die Chance für den Ehrentreffer zu geben, da der Schiedsrichter nach einem Foul an der Strafraumgrenze Elfmeter pfiff. Allerdings schaltete sich auch hier der VAR ein, die Entscheidung wurde auch hier zurückgenommen und es wurde ein Freistoß draußen daraus. Nach Tageshöchsttemperatur 38°C am Nachmittag hatte es zu Spielbeginn immer noch 33°C.
Atomic Strike heißt die Fangruppe in der für das Atomkraftwerk bekannten ungarischen Stadt Paks. Mit dem Absingen der ungarischen Nationalhymne starteten sie in das Spiel und supporteten in der ersten Hälfte noch besser, während angesichts des Spielverlaufs nach der Pause weniger los war. Ein „Ria Ria Hungaria“ ging sich noch aus. Die übrigen Seiten des abseits der aus Sicherheitsgründen gesperrten Bereiche neben dem Gästesektor vollen Stadions nahm man mit einem „Hajrá Paks“-Wechselgesang mit.
Der Auftritt der Peluza Nord von Corvinul Hunedoara um Hunedorenii, Distrikt Ultra’ oder Ultras Korp war da von einer anderen Preisklasse. Wie alle romanischen Sprachen klingt Rumänisch perfekt in melodischen Gesängen und diese waren auch hier in guter Qualität von den 300 Mitgereisten zu hören. Das war gut. Von den Freundschaften war UTA Arad (Out of Control Arad 2017) zu sehen. Daneben wäre man auch noch mit Steaua und Farul Constanța verbunden. Die rumänischen Kurven haben eine gemeinsame Kampagne Liber să fiu Ultra' („Frei, Ultrà zu sein“). Dementsprechend hing die meiste Zeit des Spiels dieses Banner. Zu Spielbeginn zeigte man eine Zettelchoreographie in blau-weiß mit Hunedoara-Banner.
Für Corvinul Hunedoara war es das erste Europacupspiel seit 42 Jahren. 1982/83 hatte man im UEFA-Cup gegen den GAK und den FK Sarajevo gespielt. Diese große Zeit war lang vorüber, als der Klub 2004 pleite ging. Viele Jahre gab es daraufhin mehrere rivalisierende Nachfolgevereine, die sich auf die Tradition beriefen. Erst 2022 erfolgte auf Initiative der Fanszene die Einigung auf einen gemeinsamen akzeptierten Verein. Dieser stieg 2022/23 aus der dritten Spielklasse in die zweite rumänische Liga auf und erreichte dort den zweiten Tabellenplatz. Dazu kam der Cupsieg.
Vor zehn Jahren hatte ich hier ein Paks-Spiel in der ungarischen Meisterschaft besucht. Damals sah das 1959 eröffnete Stadion mit alter Haupttribüne und Stahlrohrgerüsten noch ganz anders aus. 2018 erfolgte der Abriss und bis zur Fertigstellung 2020 ein kompletter Neubau des Stadions. Paks erlebt derzeit die beste Zeit seiner Fußballgeschichte, denn der Cupsieg im Magyar Kupa war der erste große nationale Titelgewinn – nach dem landesweiten Amateurcup Szabadföld Kupa 1976 sowie dem Ligacup (Ligakupa) 2010/11, welcher 2007/08 bis 2014/15 als Bewerb um die goldene Ananas ausgetragen worden war. Der jetzige Paksi FC wurde 1952 als Paksi Kinizsi SK gegründet. Nach einer Fusion mit Paksi TSZ SE wurde daraus 1975 Paksi SE und nach einer weiteren Fusion mit dem Werksklub des Atomkraftwerks von Paks Atomerőmű SE 1993 dann Paksi Atomerőmű SE. Seit einer Neugründung 2006 trägt der Verein den Namen Paksi FC. Nach dem Aufstieg in die erst ungarische Liga NB I 2006 hatte man nach einem zweiten Meisterschaftsplatz 2010/11 erstmals im Europacup gespielt und hatte es auch gleich in die dritte Qualifikationsrunde der Europa League geschafft, wo man gegen Heart of Midlothian ausschied. Damals waren die Europacup-Heimspiele hier im alten Stadion noch nicht möglich und man musste sie in Székesfehérvár austragen. Nachdem Paks 2022 im Cupfinale noch Ferencváros unterlegen war, konnte man den ungarischen Cup heuer gegen denselben Gegner gewinnen und den Serienmeister 2023/24 auch in der Meisterschaft fordern. Am Ende belegte man zum zweiten Mal den zweiten Platz der ersten Liga und spielt nunmehr zum zweiten Mal im Europacup. Dass dem hier erstmals in Paks selbst ausgetragenen Europacupspiel in diesem Jahr noch ein zweite Begegnung folgt, ist nach dem 0:4 unwahrscheinlich.

3 Kommentare:

  1. Ist auf einem der Fotos wirklich eine russische Flagge zu sehen? Hat der FC Paksi Kontakte zu russischen Fans?

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    1. Es handelt sich um die Gruppe „Russian Paks Brigade“, die aus im Atomkraftwerk Paks arbeitenden russischen Technikern besteht. Das Kraftwerk ist russischer Bauart und ist mit russischer Technik betrieben, weswegen dort immer Leute vor Ort sind.

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  2. Sind sie der Kern des gesamten Fandoms oder handelt es sich um eine separate, unabhängige Zelle? nie von ihnen gehört

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