Samstag, 16. Mai 2020
1899fm – Folgen 28 und 29
Rezension
Heinz Deutsch
1899fm
Rapidfunk
1899fm.net
Peter Klinglmüller ist mit Unterbrechung seit zwei Jahrzehnten Medienverantwortlicher bei Rapid und erzählt in Folge 28 von seiner Tätigkeit. Zur Funktionsbeschreibung als – wie es offiziell heißt – Direktor Kommunikation, Medien & PR, sagt er: „Mir ist lieber ,Pressesprecher‘. Bei ,Direktor‘ denke ich immer an die Schulzeit und die hat mir nicht so getaugt.“ Er unterstütze den Podcast, wie er das bei anderen kreativen Projekten von Fans wie Forza Rapid auch tue. Dass dies keine Selbstverständlichkeit sei, hält Heinz Deutsch mit Verweis auf die Erfahrung deutscher Podcast-Kollegen mit ihren jeweiligen Vereinen fest. Die Schilderung seiner Fanbiographie, die Heinz Deutsch traditionell zu Beginn erfragt, geht bei Klinglmüller in die Erzählung über, wie er über einen Studentenjob in Berührung mit dem Verein kam, Verbesserungsvorschläge einreichte und von Andy Marek ins neugegründete Klubservice aufgenommen wurde. Mit 27 Jahren schrieb er eine Job Desciption für einen Pressesprecher und wurde von Werner Kuhn im Jahr 2000 angestellt. Von 1.7.2006 bis 31.1.2012 arbeitete er zwischendurch beim ÖFB und nennt für diese Zeit als Höhepunkte die drei Turniere U19-EM in Oberösterreich, die EM 2008 und die U20-WM in Kolumbien.
Von den Aufgaben her habe sich die Medienarbeit in zwanzig Jahren stark verändert. Als er in der ersten Woche als Rapid-Pressesprecher die Aussendungen von Fax auf E-Mail umgestellt habe, habe es einen Aufschrei gegeben. Die massivste Veränderung sei, dass alles schneller geworden ist. Rund um das Spiel sei heute im Ablauf alles viel reglementierter als zu Beginn der 2000er Jahre. Mit ersten richtig professionellen Bedingungen habe man 2005 in der Champions League zu tun gehabt − mittlerweile seien die Vorgaben der Europa League strenger als damals dort. Als Kuriosität berichtet er von einer Begebenheit bei der Champions-League-Pressekonferenz des FC Bayern München 2005, als sich in den Mauern des Happel-Stadions eine Fledermaus in den Raum verirrte und herumsauste.
Um die Lords Rapid geht es in Folge 29, in der Chris und Moriz zu Gast sind. Zu den „Frühzeiten“ ihres Fanlebens gefragt, erzählt Moriz wie er als Kind fasziniert wurde und wie er 2010 sein letztes Rapidpiel verpasst hatte, weil er von der Sprachreise mit der Schule wegen Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull und der damaligen Einstellung des Flugverkehrs nicht heim konnte. Auch Chris erzählt, wie er „immer mehr hineingewachsen“ ist und 2004 auf die Ost ging. Zur virulenten Thematik der Geisterspiele wird festgehalten, dass man die aktuelle Situation natürlich sehe, aber es nicht so sein dürfe, dass „die Saison mit Geisterspielen durchgedrückt wird und das Produkt Geisterspiele dadurch salonfähig wird“. Da liege eine Gefahr.
„Ich bin von Sekunde 1, wo ich bei Lord Rapid war, auch Vorsänger,“ berichtet Chris aus der Fanklubgeschichte und seinem persönlichen Werdegang. Von Ultrà sei man am Anfang noch weit weg gewesen, das sei gewachsen. Die ersten Saisonen wären „rein von Spaß und Liebe zu Rapid geprägt“ gewesen. Nach zwei Saisonen habe man ernsthafter gearbeitet. Moriz verweist auch darauf, dass die Gruppe zu Beginn extrem jung war. Größter Sprung bei den Choreos wäre 2010 gewesen. Die Nachricht vom Stadionabriss und damit dem Ende der gewohnten Ostkurve kam plötzlich: „Das war 2014, wo wir mitten in den Vorbereitungen für das zehnjährige Jubiläum gesteckt sind und gerade eigentlich für die Saison 2014/15 auf das Hanappi ausgemessen an unserer Zehnjahres-Choreo gemalt haben,“ erinnert sich Moriz, „und auf einmal kommt die Meldung: Das Hanappi wird dann nicht mehr stehen, wo ihr die Choreo machen wollt's.“ In Tag- und Nachtarbeit sei dann binnen drei Wochen die Choreo fertiggestellt worden, damit sie beim Abschiedsspiel gezeigt werden konnte. Der Stadionabriss wäre der denkbar schlechteste Zeitpunkt für sie gewesen, da die Ostkurve damals am Höhepunkt gewesen sei. Im neuen Weststadion sei es für sie „ein ganz anderes Stadionerlebnis.“ Als Einsergruppe in der Ostkurve habe man einen ganz anderen Zugang gehabt. Der Verein bemüht, das neue Weststadion in Zusammenarbeit mit der Szene bestmöglich zu gestalten. Besonders leiwand könne er es aber nicht finden, so Chris, „weil ich ganz einfach nicht vom Hanappi-Stadion abgenabelt bin, weil ich ganz einfach kein modernes Stadion haben will.“
„Es ist ein Projekt, was wir leider eingestellt haben.“ tut Chris zum Fanzine Ostbote kund. Es habe Spaß gemacht, daran zu arbeiten. Aber das Interesse an Fanzines gehe generell in der Kurve zurück. So sei es zwar schade darum, „aber auf Muss durchpeitschen macht keinen Sinn.“
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