Freitag, 30. August 2013

Dila Gori - Rapid 0:3 (0:1)

Europa League, Play Off (4. Qualifikationsrunde), 29.8.2013
Micheil Meschis sakhelobis Stadioni (Tiflis), 24.000

Nachdem die erste Halbzeit noch ein wenig Zittern gebracht hatte, endete selbst diese genauso schön wie das ganze Match. Was für schöne Tore das waren. Louis Schaub trifft in all seiner Coolness, Marcel Sabitzer entscheidet das Spiel und Brian Behrendt setzt ihm mit einem Solo die Krone auf. Vor allem nach der Pause war das dann ein souveränes Spiel, das die Tore zur Gruppenphase öffnete. Es ist dies ein angesichts der jungen Mannschaft zu Saisonbeginn nicht erwarteter Erfolg.
Aus der nordwestlich gelegenen Stadt Gori selbst kam der geringste Teil des Publikums, hauptsächlich füllten Leute aus Tiflis das Stadion, die eine georgische Mannschaft siegen sehen wollten. Hie und da setzten sie zu Dila- und Gori-Sprechchören an, sogar eine Fackel hatte jemand mitgebracht. Die eigentliche Fankurve von Dila Gori war klein, aber wirkte sehr bemüht.
Der FC Dila Gori (georgisch დილა გორი) wurde 1949 in der georgischen Stadt Gori gegründet. Seit 1961 trägt man den Namen Dila („Morgen“). 1967, 1969, 1974 und 1986 schaffte man es in die dritte sowjetische Liga. Nach der georgischen Unabhängigkeit spielte man mit einer Unterbrechung von 1990 bis 2008 in der ersten Liga, dann stürzte man kurz in die zweite und dritte georgische Liga ab, kehrte aber 2011 in die erste Liga zurück und ist seither ein Spitzenverein. 2012 gewann man den georgischen Cup und 2013 erreichte man den zweiten Platz in der Meisterschaft.
Das Heimstadion in Gori ist nicht europacuptauglich, daher wurde in der Hauptstadt Tiflis im Micheil Meschis sakhelobis Stadioni (მიხეილ მესხის სახელობის სტადიონი) gespielt. Das Stadion mit einer Kapazität von 27.223 Plätzen entstand zwischen 1999 und 2001 in einem Umbau des vorigen Lokomotivi-Stadion (1952 eröffnet, Erweiterung 1960). Es ist die Heimstätte des 1936 gegründeten Eisenbahnervereins Lokomotive Tiflis bzw. Lokomotivi Tbilissi (ლოკომოტივი თბილისი), der derzeit in der zweiten Liga spielt. Das Stadion ist auch im Besitz der georgischen Eisenbahn. 2005 wurde es nach Micheil Meschi (1937−1991) benannt. Er spielte von 1969 bis 1970 bei Lokomotive und zuvor von 1954 bis 1969 bei Dinamo Tiflis, mit denen er 1964 sowjetischer Meister wurde. Mit der sowjetischen Nationalmannschaft wurde er 1960 Europameister und spielte 1962 bei der WM in Chile.
Vor dem Spiel wurde das Boris-Paitschadse-Nationalstadion von Dinamo Tiflis besucht und die Stadt besichtigt.

















































Boris Paitschadsis Erownuli Stadioni, Tiflis

Tiflis, 29.8.2013

Das Boris-Paitschadse-Nationalstadion, georgisch ბორის პაიჭაძის ეროვნული სტადიონი bzw. Boris Paitschadsis Erownuli Stadioni, ist die Heimstätte von Dinamo Tiflis und das größte Stadion Georgiens.
An seiner Stelle stand zuvor das 1935 eröffnete und 1956 ausgebaute Zentralstadion, das auch Dinamo-Stadion hieß. Es wurde 1963 bis auf wenige Teile abgerissen und nach einem Jahrzehnt Bauzeit 1976 das heutige Stadion als Wladimir-Iljitsch-Lenin-Stadion eröffnet. Dinamo Tiflis spielte hier seinerzeit vor durchschnittlich 45.000 Menschen, in den 1980er Jahren war es mit einem Durchschnitt von 60.000 das bestbesuchte Stadion der Sowjetunion. Trotz offizieller Kapazität von 78.000 beläuft sich der Stadionrekord auf 110.000 Zuschauerinnen und Zuschauer. Soviele kamen zur Stadioneröffnung 1976, zu einem Europacupspiel von Dinamo gegen Liverpool 1979 (3:0) und zu einem Länderspiel Georgiens gegen die deutsche Nationalmannschaft 1995 (wenngleich hier offiziell nur 75.000 angegeben wird). Im Jahr 2006 wurde das Stadion renoviert und mit Plastiksitzplätzen ausgestattet, was die Kapazität auf 54.549 reduzierte.
Durch die Farbgebung der Sitze erinnert das Stadion im Innenraum nun stark an das Wiener Ernst-Happel-Stadion. Die an einigen Stellen unter dem Neubau erkennbaren Arkaden stammen vom Vorgängerbau von 1935.
1995 wurde das Stadion nach Boris Paitschadse (1915−1990) benannt. Er spielte von 1936 bis 1951 als Stürmer bei Dinamo Tiflis und war der erste Star des Vereins, anschließend trainierte er die Mannschaft noch von 1953 bis 1954. Als er 1936 zum Verein kam, war sein Vater im Zuge des stalinistischen Terrors verhaftet, aber er wagte es nicht den sowjetischen Geheimpolizeichef Berija, der den Verein protegierte, um seine Freilassung zu bitten. Also er ihn 1942 darauf ansprechen konnte, war sein Vater bereits tot. Später war Paitschadse georgischer Sportfunktionär und von 1963 bis 1985 Direktor der Stadionverwaltung. Eine Büste erinnert an ihn.
Dinamo Tiflis (georgisch დინამო თბილისი, Dinamo Tbilisi) wurde 1925 gegründet und war einer der erfolgreichsten Fußballvereine der Sowjetunion. 1964 und 1978 war Dinamo sowjetischer Meister sowie 1976 und 1979 sowjetischer Cupsieger. 1981 gewann man den Europacup der Cupsieger (Teilnahme in der Saison 1980/81 nach der sowjetischen Jahresmeisterschaft 1979). Dazu kamen einige zweite und dritte Plätze in der Meisterschaft und verlorene Cupfinali. Seit der georgischen Unabhängigkeit 1990 gewann man bislang 14 georgische Meisterschaften und zehnmal den Cup, beide Titel zuletzt 2013. Da der Name Dinamo als Name eines Polizeivereins im kommunistischen Sportsystem aufgrund der sowjetischen Unterdrückung belastet war, benannte man sich 1990 in Iberia (იბერია) um, ein anderes Wort für Kaukasien. Ab 1992 wurde wieder der traditionelle Name geführt.
Die Europacupbegegnung mit Rapid fiel 2007 recht eindeutig aus, mit einem 3:0-Sieg Rapids im Hinspiel, das nicht hier sondern im Micheil-Meschi-Stadion ausgetragen wurde, sowie einem 5:0-Sieg im Rückspiel im Hanappi-Stadion. An einem kurzen Nachmittag in Tiflis wurde noch ein wenig die Stadt besichtigt, bevor dann am Abend Rapid spielte.































Mittwoch, 28. August 2013

Erlebnis Fußball, 60


Rezension


Erlebnis Fußball
Ausgabe 60
August 2013
94 S.







Höhepunkt des Hefts ist ein in Tiefe und Ausführlichkeit (28 Seiten!) ungekanntes Interview mit einem Vertreter der Çarşı von Beşiktaş. Die Erzählungen über Vergangenheit und Gegenwart der Istanbuler Fankultur sind von Anfang bis zum Schluß hochinteressant, das geschilderte Gewaltausmaß ist aber auch beträchtlich hoch.
E. aus dem Kern von Çarşı und Gründer von Çarşı Berlin erzählt u.a. von den Schlachten der Fans von Beşiktaş und Fenerbahçe sowie in geringerem Maß auch Galatasaray, die in den 1970er Jahren begannen und von 1982 bis zu einem Friedensschluß 1997 in einen Krieg ausarteten. „Durch die Stichverletzungen entstanden immer neue Rachegefühle und die Gewaltspirale drehte sich immer weiter. [...] Alle Führungsleute wurden beiderseitig abgestochen; alle Körper sind von Messern entstellt und sehen aus wie Gebirge als wenn du einen Atlas anguckst.“ In jenen Jahren liege der Ursprung, daß türkische Ultras nicht mit Fäusten aufeinander einprügeln sondern sich mit Waffen schwerverletzen. Das Friedensabkommen nach eineinhalb Jahrzehnten Gemetzel entstand aus Kriegsmüdigkeit: „Du konntest bei den Aufeinandertreffen ja immer auch sterben oder für drei bis vier Monate ins Gefängnis gehen, wenn du jemanden abgestochen hast. Keiner hatte mehr richtig Lust, es war irgendwie vorbei.“
Eine bemerkenswerte Sache sind die Übernachtungen zu Hunderten in Parks vor dem Stadion, um vor Einführung von Auswärtsfankontingenten Mitte der 80er Jahre die Fans der Rivalen bei einem Derby am Betreten des eigenen Stadions mit Gewalt zu hindern. Die Übernachtungen wurde auch nachher noch bis 1991 fortgeführt.
Das Ende der blutigen Schlachten führte erst zur Hochblüte der Stadionatmosphäre, da die Konzentration sich nun dem Support bei den Spielen zuwandte. Bei den Çarşı kam noch das soziale Engagement hinzu.
E. erzählt auch von den internen Konflikten mit anderen Gruppen und dem Generationskonflikt bei Çarşı, der in einem Mord gipfelte, sowie einige politische Hintergründe zu den Istanbuler Straßenprotesten um den Gezi-Park.

Weiters gibt es im Heft einen mit martialischem Schluß versehenen Text der Ultras Rapid zu ihrem 25-Jahr-Jubiläum.

Montag, 26. August 2013

Rapid - Grödig 0:1 (0:1)

Bundesliga, 6. Runde, 25.8.2013
Gerhard-Hanappi-Stadion, 12.800

Eine solche Niederlage ärgert einen. Das muß nicht sein, das soll nicht sein. Aber das sind jene Spiele, in denen sich eben zeigt, daß die Mannschaft noch nicht gefestigt genug ist. Das Bemühen war da, aber es scheiterte an Abgebrühtheit vor dem Tor − man könnte auch sagen am verletzungsbedingten Fehlen eines Stürmers. Wenn dann ein Gegner kommt, der gut eingestellt spielt, verlieren wir. Da hätten die Grödiger gar nicht so offensiv für den SV-Mattersburg-Gedenkpreis für Foulen und Zeitschinden kandidieren müssen.
Da muß man durch, um wieder rauszukommen. Die Mannschaft hat genügend Charakter, um das zu schaffen.