Freitag, 8. Februar 2013

Forza Rapid, 1


Rezension


Forza Rapid
Die Hütteldorfer Revue
Nr. 1, Frühjahr 2013
63 S.







Ein ambitioniertes Projekt hat das Team von forza-rapid.com mit der Herausgabe eines Printmagazins gestartet. In Zeiten des Zeitungssterbens geht eine Internetplattform den umgekehrten Weg und startet in der Trafik. Vorneweg: Wenn die Zeitschrift es schafft und zu erhoffende kommende Ausgaben auch nur weniger als halb so gehaltvoll sind wie der Erstling, ist dies eine große Bereicherung der grünen Welt.

Die Website bot über Jahre neben Spielanalysen vor allem spannende Interviews mit vergangenen und aktuellen Akteuren. Die hochqualitativen Analysen gibt es noch, die Interviews nicht mehr. Dafür wird diese Stärke nun in beständigere Form auf Papier transformiert. Im Heft gibt es interessante Gespräche von Gregor Labes mit Peter Schöttel und Zoki Barišić ebenso wie mit Mitbegründer und Ex-Capo der Ultras Rapid Roland Kresa, der von den Anfängen und der ersten großen Choreo erzählt. Eine Klasse für sich ist das Interview mit Gustl Starek, der eine Anekdote nach der anderen aus seiner illustren Karriere aufbietet.

Ausführlich und sachlich läßt Fabian Mosser den sportlichen Verlauf des Herbsts 2012 Revue passieren. Er spricht in seiner Analyse auch manche Punkte an, die im (nicht von ihm geführten) Interview mit Peter Schöttel einige Seiten weiter leider nicht so angesprochen werden − wie etwa, daß Burgstaller und Alar zusammen nur an guten Tagen Hofmann ersetzen konnten und Ildiz nach gutem Beginn nicht konstant blieb. Ich mag Schöttel und schätze seine nüchterne Art, ein wenig kritischer hätte man ihn aber zum Einbruch in der Mitte des Herbsts, der dünnen Personaldecke und dem mangelnden Kreativspiel befragen können.

Hervorzuheben ist noch die Vorstellung des Mittelfeldspielers Josef Brandstetter, der von 1911 bis 1925 für Rapid spielte. Historisch interessant ist auch die Feststellung von Roman Horak, daß „noch in den 1990er Jahren auf der Nordtribüne ganz viele Leute aus dem Bezirk waren. Die Südtribüne war dann eher für die Leute, die mit der U-Bahn oder Stadtbahn aus allen Teilen der Stadt gekommen sind.“ Überhaupt konnte der Schwerpunkt zur Geschichte des Hanappi-Stadions sehr gefallen. Ein wirklich schöner Text ist die Zusammenfassung von Augenzeugenberichten vom großen Spiel am 25. Mai 1982, als Rapid nach 14 Jahren erstmals wieder Meister wurde und 25.000 Menschen das Stadion überfüllten, auf allen Stiegen, Vorsprüngen und Mauern standen und saßen.

Der eine oder andere Lapsus ist unvermeidlich, aber keine große Sache. Eine Unachtsamkeit ist es, den Wiener Traditionsverein I. Simmeringer SC vom SC zum FC umzubenennen. Wenn zur es zur Geschichte des Hanappi-Stadions, das anfangs kurz neben der Rapid auch die Austria als Untermieter beheimatete, heißt, es wäre zuvor „unvorstellbar gewesen, daß die Austria auf der fünf Gehminuten entfernten Pfarrwiese auch nur ein Spiel ausgetragen hätte ...“, verkennt Gregor Labes die Geschichte des Wiener Fußballs und speziell das jahrzehntelange Nomadentum der Violetten. Schon am Tag der Eröffnung der Pfarrwiese im Jahr 1912 bestritten die damaligen Amateure im Rahmen einer Doppelveranstaltung nach dem Eröffnungsspiel von Rapid ihr erstes Heimspiel auf der Pfarrwiese. Allein für die Zeit nach 1945 listet das Austria-Archiv 16 (!) Austriaspiele ohne Rapidbeteiligung auf der Pfarrwiese auf, davon immerhin zehn Meisterschaftsspiele als nominelle Heimmannschaft.

Ich selbst bin mit einem Text über die Pfarrwiese und einem kleinen Foto vom PAOK-Heimspiel im Heft vertreten, bin aber ansonsten nicht beteiligt und erlaube mir deshalb eine unbefangene und rückhaltlose Kaufempfehlung.

2 Kommentare:

  1. Hab meinen Senf auch dazu abgegeben:-)
    http://unterwegs-derblog.blogspot.co.at/2013/02/forza-rapid-die-hutteldorfer-revue-nr1.html

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  2. Wie du schreibst: Ein guter Mix, sehr ambitioniert und v.a. wirtschaftlich mutig, sowas zu starten! Kann man nur empfehlen.

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