Fußball, Soccer, Calcio & Co.
Sonntag, 7. Dezember 2025
Sturm Graz – GAK 2:1 (1:0)
Bundesliga, 16. Runde, 7.12.2025
Stadion Liebenau, 17.425
Grazer Rekordderby mit erstmals 17.425 Leuten im neuen Liebenauer Stadion. Nach dessen Eröffnung 1997 hatten hier 15.400 Zuschauerinnen und Zuschauer Platz (abgesehen von den temporären Champions-League-Umbauten vor einem Vierteljahrhundert) bis jüngst die Fansektoren mit Stehplätzen umgebaut worden waren. Grazer Rekord waren im zuvor hier stehenden alten Liebenauer Stadion 20.000, 21.000 oder auch 22.000 im UEFA-Cup-Viertelfinalspiel von Sturm Graz gegen Nottingham Forest 1984 gewesen. Über die genaue Zahl damals gibt es ebenso widersprüchliche Angaben, wie die tatsächliche Zahl der Anwesenden bei den letzten meistertitelentscheidenden Spielen von Sturm nur Gegenstand von Mutmaßungen ist. 2025 waren nun die 4.000 GAK-Fans aufgrund der Stehplatzumrüstung in weniger Sektoren eng gedrängt als zuletzt im Derby, während die sonst als Gästesektor genutzten Bereiche auf der Südseite mit Sturm-Fans besetzt waren.
Die sportliche Ausgangslage des 203. Grazer Derbys hatte im Sturm-Anhang zu Befürchtungen und im GAK-Anhang zu Hoffnungen Anlass gegeben. Der Meister der letzten beiden Saisonen ist für seine Verhältnisse in einer Krise, zumal man in den zwölf Pflichtspielen der letzten drei Monate zuvor viermal gewonnen, zweimal unentschieden und sechsmal verloren hatte und sich insbesondere heimschwach zeigte. Das Spiel begann dann gleich rasant. Sturm Graz ging nach sieben Minuten in Führung. Der GAK hätte eine halbe Stunde später aber den Ausgleich fast erzielt. Sturm Graz hatte im weiteren Verlauf ein Plus an Chancen und erzielte auch das 2:0, der GAK hatte aber auch seine Möglichkeiten. Für sie reichte es allerdings nur zum Anschlusstreffer zum 2:1 in Minute 100 der 14-minütigen Nachspielzeit der zweiten Hälfte. Sturm Graz behält damit seine Derbysiegesserie.
„Die Nummer 1 in Graz sind wir“ feierte die Grazer Nordkurve nach Spielende mit ihrer Mannschaft. Graz war zu Spielbeginn dort groß als Schriftzug auf der Tribüne zu sehen, bis dann in einem zweiten Schritt ein Vorhang hochgezogen wurde, der dem Stadtteil Jakomini galt. Auch beim Sturm-Heimderby vor einem Jahr war ein Straßenstück des Jakominigürtels in ihrer Choreographie gezeigt worden. Der Jakomini-Vorhang war diesmal detailreich mit Sehenswürdigkeiten des heimatlichen Stadtteils von Sturm Graz gestaltet. Zu sehen waren unter anderem war das historische Sturm-Stadion Gruabn, der stadionnahe Ostbahnhof oder der Augarten, wo der Verein gegründet worden war. Mit „Durchhalten Dani“ samt Schweinskopf-Polizisten sandten die Jewels eine Botschaft. Zum Wiederbeginn nach der Pause zeigte sich die Nordkurve in ihrer Vielfalt, indem es von den verschiedenen Gruppen an ihren Standorten gestaltete unterschiedliche Aktionen zu sehen gab. Mit Spruchband „Grazer Stattklub?“, was auf den GAK-Slogan „Stadtklub“ anspielte, und „Zlín statt Wien!“ thematisierte man den Besuch der RAG bei ihren Freunden der Ultras Zlín bei deren Derby bei Slovácko anstelle dem GAK-Spiel bei Rapid.
Die GAK-Fanszene versammelte sich wie beim Zweitliga-Meisterfeierspiel 2024 am Freiheitsplatz in der Innenstadt und marschierte von dort im Corteo zum Stadion. Den Zeitpunkt des Spieltermins am 7. Dezember, unmittelbar nach den religiösen Feiertagen des Krampus am 5. Dezember und des Nikolaus am 6. Dezember, nutzte die Society Graz als thematische Auflage für ihre Derbychoreographie. In katholischen Tradition belohnt der Nikolaus die guten Kinder, während der Krampus die Bösen bestraft. So war „Den rot-weißen Weg segnen und belohnen“ zu lesen. Auf einem hochgezogenen Vorhang war ein mit SG-Bischofsmütze und GAK-Wappen-Bischofsstab ausgestatteter Nikolaus mit segnender Hand zu sehen, während zwei Krampusse Sturm-Fans entsprechend bestraften. Spruchbänder antworteten auf frühere Sturm-Spruchbänder zu internen Sparring-Kämpfen beim vorherigen Derby und schwarz-weißer Eiche, die sich nicht um den GAK kümmern würde, vor drei Jahren mit Bezug zu aktuellen Verhältnissen. Am Ende stimmte man ein der erneuten Derbyniederlage trotzendes „We are GAK“ an.
Die Red Firm hatten den Verlust eines jungen Burschen zu beklagen. Sein Bildnis hing über dem Fetzen und mit seinen dazu angebrachten Schuhen war er symbolisch mit dabei. Vor Spielbeginn kondolierte die Sturm-Nordkurve gegenüber mit einem Spruchband „Ruhe in Frieden Adrian!“. Eine Fackel erleuchtete im GAK-Sektor. Es ist gut zu sehen, dass solch ehrenvolles Gedenken auch in einem Derby möglich ist.
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