Polen, I liga, 33. kolejka, 1.6.2013
Stadion Cracovii im. Józefa Piłsudskiego, 7.862
Für Cracovia ging es in diesem Spiel um den Erstligaaufstieg, für GKS Tychy ging es um nichts mehr. Doch letztere kämpften, während Cracovia verkrampft wirkte. Dies änderte sich auch nicht nachdem die Gäste in Führung gegangen waren. In der zweiten Halbzeit wurde Cracovia dominanter und kam zu einigen Möglichkeiten, doch mehr als ein Abseitstor schaute nicht heraus. So haben sie eine große Chance vergeben und es gilt in der letzten Runde zu bangen.
Eine große Choreographie hatte sich schon vor Spielbeginn angekündigt, kam dann aber erst pünktlich zur 90. Minute zum Vorschein. Sie wäre einer Aufstiegsfeier würdig gewesen. Doch es kam eben anders. Die Fanfreundschaft zwischen Cracovia und Tychy war an allen Ecken und Enden zu sehen und zu hören. Beide Fanblöcke sangen mehrmals Gesänge auf den anderen Verein. Der Auswärtsblock wünschte Cracovia in die Ekstraklasa und fragte seine Spieler gesanglich nach dem Führungstor, was sie denn getan hätten. Sie forderten die Spieler auch auf, für sie zu verlieren. Diese taten dies nicht, wurden nach Schlußpfiff vom Tychy-Anhang aber dennoch gefeiert.
Der Klub Sportowy Cracovia wurde 1906 gegründet ist damit einer der ältesten polnischen Fußballvereine und der älteste noch bestehende. 1913 gewann Cracovia noch in der Habsburgermonarchie eine polnische Meisterschaft im österreichischen Galizien, die vom in Krakau angesiedelten polnischen Teilverband des Österreichischen Fußballverbands ausgerichtet worden war. 1921 gewann Cracovia die erste Meisterschaft des unabhängig gewordenen Polen (damals noch im Turniermodus). Insgesamt schaffte man fünf Meistertitel, zuletzt 1948 − in der dramatischstmöglichen Variante, einem Entscheidungsspiel um den Titel gegen Stadtrivalen Wisła nachdem beide Vereine die Meisterschaft punktegleich abgeschlossen hatten. Mit Jahrzehnten in der zweiten und dritten Liga blieb Cracovia schließlich im sportlichen Erfolg aber hinter Wisła klar zurück. Zuletzt spielte der Verein von 1982 bis 1984 und zwischen 2004 und 2012 in der Ekstraklasa.
Das Stadion Cracovii wurde an diesem Standort 1912 eröffnet und ist damit der älteste noch bespielte Spielort Polens. Das Stadion wurde im Ersten Weltkrieg im Winter 1914/15 zerstört, dann wiederaufgebaut. Dieser Stadionbau wurde im Zweiten Weltkrieg 1939 beschädigt, 1945/46 wiederinstandgesetzt, aber schließlich 1963 durch einen Großbrand vernichtet. 1966 wurde daraufhin das Vorgängerstadion des jetzigen Baus eröffnet, das schließlich bis zum kompletten Neubau 2009/10 bestand. Dieses Stadion hat heute eine Kapazität von 15.144 Plätzen. Von außen wirkt der Bau nichtssagend, im Innenraum besitzt er aber durch die verschieden hohen Tribünen einen eigenen Akzent.
Bereits 1936 war das Stadion erstmals nach dem zuvor verstorbenen Staatschef Józef Piłsudski benannt worden. Nach der Wende kehrte man 1991 zur Benennung nach Piłsudski zurück. Dem Tod des bekanntesten Cracovia-Fans, des damaligen katholischen Papstes Johannes Paul II., folgte zwischendurch von April 2005 bis 2006 eine Benennung nach diesem. Ein Gericht hob diese Namensgebung des im städtischen Eigentum stehenden Stadions durch den Verein aber wieder auf.
Zuvor war an diesem Tag Wawel Kraków besucht worden, anschließend ging es zu Hutnik Nowa Huta. Berichte davon gibt es auch in Daniels Blog Groundhopping Polska.
Das erste Bild des Stadions aus der Vogelperspektive wurde vom Kopiec Kościuszko aus gemacht. Darüber und weiteres gibt es hier über die Stadtbesichtigung von Krakau zu lesen.
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