Steiermark, 1. Klasse Mitte A, 18. Runde, 16.4.2017
Gruabn, 30
In der Begegnung zweier Vereine aus dem Grazer Stadtbezirk Jakomini waren die Rollen klar verteilt. Gegen die GSV Wacker, die mittlerweile am Postplatz spielen, konnte der GSC einen Kantersieg feiern.
Seit 2011 sorgen hier die Tramway Funatix für Stimmung, deutschsprachig („Wie waren mal ganz oben, schlugen Sturm und GAK“), englisch („Come on, come on, Antifa - Hooligans“) und italienisch („siamo tutti antifascisti“). An diesem Sonntagvormittag am langen Wochenende war verständlicherweise nicht die ganze Palette zu sehen und zu hören. Aber es wurde doch eine schöne Atmosphäre auf der stilvollen alten Holztribüne des ehemaligen Sturmplatzes geschaffen und gezeigt, dass das Herz links schlägt.
Der Grazer Sportklub Straßenbahn, kurz GSC genannt, wurde 1923 als Sportklub der Grazer Straßenbahner gegründet. Der grün-weiße Arbeiterverein wurde bald zu einem der erfolgreichsten und beliebtesten Grazer Fußballvereine. Als die Nazis 1938 die Gauliga 17 für das ehemalige Österreich als höchste Spielklasse einführten und für Vereine außerhalb Wiens öffneten, nahm der GSC als steirischer Meister daran teil. Die Gauliga-Jahre wurden nach 1945 als österreichische Meisterschaftsjahre gewertet, so spielte der GSC 1938/39, 1940/41 und dann nocheinmal in der Zweiten Republik 1952/53 dann in der österreichischen Staatsliga A erstklassig. 1928 eröffnete der GSC in Liebenau, am Standort des heutigen Stadions, einen eigenen Sportplatz. 1937 wurde ein Stück weiter, heute gegenüber der Grazer Messe, ein Stadion errichtet. Trotz Kriegszerstörung im Zweiten Weltkrieg blieb dieser Grazer Sportclub-Platz sieben Jahrzehnte lang bis 2006 die Heimstätte des GSC. Nach dem Abstieg aus der Regionalliga 1964 erreichte der einstige Spitzenverein GSC nie mehr die oberen Ligen, der Grazer Fußball ist seither von Sturm und GAK dominiert.
Seit 2006 spielt der GSC in der Gruabn. Der SK Sturm hatte seine 1919 eröffnete Traditionsspielstätte 2005 aufgrund des finanziellen Krachs, den Kartnig hinterlassen hatte, an die Stadt Graz verkauft. 1934 war von Sturm die bis heute so markante überdachte Sitzplatztribüne aus Holz errichtet worden. Zu den Stehplatzrängen stieg man vom Straßenniveau hinunter, eben in die Gruabn. Der Auswärtssektor für etwa 300 Leute befand sich im Eck unterhalb des Hochhauses. Nachdem Sturm ab 1974 seine Bundesligaspiele im alten Liebenauer Stadion ausgetragen hatte, kehrte man 1982 hierher zurück bis 1997 das neue Liebenauer Stadion eröffnet wurde. Das Flutlicht wurde nach dem Stadion-Abriss 1995 hierher transferiert, bis dahin hatte es hier keines gegeben. Das aus dem Jahr 1948 stammende alte Klubhaus wurde abgerissen und ein neues errichtet.
Da die über 80 Jahre alte Holztribüne einsturzgefährdet ist, soll sie abgerissen werden. Dagegen spricht sich die Initiative für den Erhalt der Gruabn-Holztribüne von Sturm-Fans aus, die unter dem Titel „Gruabnfunding“ 50.000 € für eine Sanierung sammeln möchte. Nach dem Abriss der Stehplatzrampen ist die Tribüne schließlich die wichtigste Erinnerung an das einstige Stadion.
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