Samstag, 4. März 2017

Crvena Zvezda - Partizan 1:1 (1:0)

Serbien, Super liga, 24. kolo, 4.3.2017
Stadion Rajko Mitić (Marakana), 41.132

Im večiti derbi, dem „ewigen Derby“ von Belgrad gab es ein Unentschieden, das wohl eher Partizan als Erfolg verbuchen kann. Tabellenführer Crvena Zvezda war nach einer halben Stunde in Führung gegangen, Partizan hatte aber kurz vor Schluss noch ausgleichen können. Roter Stern behauptet damit dennoch weiterhin den Sechspunkte-Vorsprung an der Tabellenspitze.
Zur Feier des Jubiläums des genau 72 Jahre zuvor am 4. März 1945 gegründeten Vereins stellten sich vor Spielbeginn am Spielfeld Nachwuchsspieler in Form der Jahreszahl 72 auf und weiße Tauben wurden freigelassen. Aufsteigende Friedenstauben wirkten als Symbolik in dieser Atmosphäre im Stadion „interessant“.
In der Kurve der Delije (Делије) von Roter Stern gab es nach 72 Minuten eine Pyroshow. Es waren aber nicht die ersten und nicht die letzten bengalischen Lichter, die an diesem Abend in dieser Kurve genauso wie in der Gästekurve das Stadion erleuchteten. Auch wenn das 153. Derby hier diesmal wohl nicht das beste Derby aller Zeiten war: Vom Stadionerlebnis und den wieder gebotenen pyrotechnischen Festspielen her ist das Belgrader Derby einfach eindrucksvoll.
Bekannt wurden die Delije außerhalb der Fußballwelt weniger aufgrund ihrer Fanunterstützung oder Fußballgewalt sondern durch die von ihrem Capo „Arkan“ im jugoslawischen Bürgerkrieg rekrutierte paramilitärische Einheit, die sich mit den sogenannten ethnischen Säuberungen beschäftigte, also Vertreibungen, Massenvergewaltigungen und Massakern, womit Arkan den Status eines Nationalhelden erhielt.
Der FK Crvena zvezda (ФК Црвена звезда), der „Fußballklub Roter Stern“ wurde 1945 im neuen kommunistischen Jugoslawien gegründet. Der neue Verein übernahm Eigentum, Trainingsgelände und Stadion des vom Staat aufgelösten SK Jugoslavija, der 1913 als SK Velika Srbija („SK Großserbien“) gegründet worden war. Jugoslavija war auch schon einer der populärsten Vereine Belgrads gewesen und die Leute gingen nun auch zu Roter Stern. Crvena zvezda war aber kein Nachfolgeverein.
Im ehemaligen großen Jugoslawien gewann Roter Stern 19 Meistertitel und 12 Cupsiege, verlor 1979 das erste Europacupfinale im UEFA-Cup gegen Borussia Mönchengladbach, aber gewann 1991 den Europacup der Meister, die höchste zu gewinnende Trophäe im europäischen Fußball. Im jugoslawischen Nachfolgestaat bzw. Serbien und Montenegro wurde man 1995 bis 2006 fünfmal Meister, in Serbien zuletzt dreimal (2007, 2014 und 2016). Nach siebenjähriger Durststrecke konnte man Partizan 2014 und 2016 in der Meisterschaft wieder überrunden, im Europacup spielt man aber heute keine Rolle mehr.
Rapid spielte hier 1948 in einem Freundschaftsspiel 3:3 vor 25.000 Zuschauerinnen und Zuschauern gegen Roter Stern und verlor 1960 in einem weiteren Freundschaftsspiel 2:0 vor 35.000 sowie 1962 1:0 im Messestädte-Cup vor 15.000 im Partizan-Stadion (das Roter-Stern-Stadion war da erst im Bau). Zuletzt gab es 2003 ein sommerliches Freundschaftsspiel im Hanappi-Stadion, das Rapid 1:2 verlor.
Viele ehemalige Rapidspieler haben hier einmal gespielt: Branko Milanović, Trifun Mihailović, Sulejman Halilović, Dejan Savićević, Ivan Adžić, Milan Jovanović und Branko Bošković.
Das Stadion Rajko Mitić (Стадион Рајко Митић) wurde 1963 als Stadion Crvena Zvezda (Стадион Црвена звезда) eröffnet. Zuvor befand sich an dieser Stelle das alte Stadion Avala des ehemaligen SK Jugoslavija. Heute hat das Stadion eine Kapazität von 55.538 Sitzplätzen. Einst passten hier bis zu 110.000 Menschen herein (1975 bei einem Europacup-Semifinalspiel gegen Ferencváros, offiziell waren es nur 96.070), weswegen es aufgrund seiner Größe den Beinahmen Marakana in Anspielung auf das Estádio do Maracanã in Rio de Janeiro erhielt. Der heutige Bauzustand entspricht der Renovierung von 2008. Die Haupttribüne ist vollständig überdacht, im restlichen Oval sind nur die oberen Reihen gedeckt. 2014 wurde das Stadion nach dem 2008 verstorbenen Rajko Mitić benannt, der als Spieler für Roter Stern von 1945 bis 1958 in 572 Spielen 262 Tore schoss und als Trainer mit der jugoslawischen Nationalmannschaft 1968 das EM-Finale erreichte. 1973 fand hier das Finale im Europacup der Meister statt (Ajax siegte gegen Juventus) und 1976 zwei der Spiele der EM-Endrunde in Jugoslawien, darunter das EM-Finale (die Tschechoslowakei siegte gegen Westdeutschland) mit dem legendären Panenka-Elfmeter. Vom Partizan-Stadion ist das Stadion von Roter Stern etwa 500 Meter entfernt.
Zuvor wurde an diesem Tag in Belgrad das Museum der jugoslawischen Geschichte samt Tito-Mausoleum besichtigt und ein Spiel im kuriosen Stadion von Voždovac besucht.

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