Griechenland, Gamma Ethniki, 6os Omilos, 11i Agonistiki, 21.12.2013
Olympiako Stadio Spyridon Louis, 5.611
Ein Drittligaspiel in der großen 70.000er-Schüssel mag auf den ersten Blick nicht verlockend klingen, doch auch bei geringer Auslastung gab es am Feld und auf den Rängen gute Fußballunterhaltung. Tabellenführer AEK ging gegen den vor dem Spiel drittplatzierten Verein aus der Athener Vorstadt Kifisia zunächst einmal in Führung, in zwei mustergültigen Kontern drehten die engagiert spielenden Gäste den Spielstand aber in einem Doppelschlag binnen zwei Minuten um. Man sah, daß es für beide Mannschaften um etwas ging und es war schön anzusehen. Noch vor der Pause glich AEK wieder aus und gewann schließlich verdient in einem guten Spiel.
Für Stimmung im Stadion sorgte die AEK-Kurve. Es gibt wohl Luft nach oben, aber der gute Support und das bisserl Pyro waren keineswegs drittklassig. An die Fanfreundschaft mit Livorno wurde auch erinnert. Aus Kifisia war ein Anhang von etwa 100 Freunden, Bekannten und Familien anwesend.
AEK (Αθλητική Ένωση Κωνσταντινουπόλεως, „Sportvereinigung Konstantinopel“) wurde 1924 in Athen als Sportverein von hauptsächlich aus Konstantinopel/Istanbul stammenden Flüchtlingen des griechisch-türkischen Kriegs von 1919 bis 1922 gegründet, der mit der beidseitigen Vertreibung der Minderheiten geendet hatte. So trägt man auch im Wappen den byzantinischen Doppeladler. AEK wurde elfmal griechischer Meister (zuletzt 1994) und 14-mal Cupsieger (zuletzt 2011), war Stammgast im Europacup (UEFA-Cup-Semifinale 1977). Drei Österreicher arbeiteten als Trainer bei AEK: 1963/64 Heinrich „Wudi“ Müller (Cupsieg 1964), 1979/80 Hermann Stessl und 1983 Helmut Senekowitsch (Cupsieg 1983).
Nachdem finanzielle Probleme den Verein schon länger belastet hatten, landete man in der Saison 2012/13 zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte auf einem Abstiegsplatz in die zweite Liga. In der vorletzten Runde hätte man jedenfalls einen Heimsieg benötigt, um die Chance auf den Klassenerhalt zu wahren. Beim Spielstand von 0:1 folgte kurz vor Schluß ein Platzsturm samt Spielabbruch, was den Abstieg dann besiegelte. Aufgrund der Schulden (170 Mio. Euro) ging man in Konkurs und stieg noch eine Liga weiter unten, in der derzeit sechsteiligen dritten Liga (Γ' Εθνική, Gamma Ethniki) ein, die seit 2010 offiziell Football League 2 heißt.
1957 gewann Rapid zum Auftakt einer Griechenland-Reise bei AEK mit 2:0. Im August 2000 nahm Rapid an einem Turnier in Athen teil, wobei das Spiel gegen AEK mit 4:2 verlorenging. Diese Spiele fanden im 2003 abgerissenen eigenen Stadio Nikos Goumas (Στάδιο Νίκος Γκούμας), bis in die 1990er Jahre Stadio Nea Philadelphia (Στάδιο Νέα Φιλαδέλφεια), statt. Da nicht wie geplant für die Olympischen Spiele von 2004 ein neues AEK-Stadion gebaut wurde, spielt AEK seither im Olympiastadion. Vor kurzem wurden Pläne für einen Stadionneubau am historischen Standort präsentiert.
Das Olympiako Stadio Spyridon Louis (Ολυμπιακό Στάδιο „Σπυρίδων Λούης“) wurde 1982 eröffnet. Für die Olympischen Spiele 2004 wurde es umgebaut und imposant überdacht. Ringsum wurde neue Sportstätten für die Spiele errichtet. Vom griechischen Namen des ganzen (trostlos-menschenleeren) Olympischen Sport-Zentrums Athen Ολυμπιακό Αθλητικό Κέντρο Αθηνών kommt die Abkürzung OAKA, die hier üblicherweise für das Stadion verwendet wird. Spyrdon Louis war der Sieger des Marathonlaufs der ersten modernen Olympischen Spiele von 1896. Das Stadion hat heute eine Kapazität von 69.618 Sitzplätzen. Hier fanden vier Europacupfinalspiele statt (1983, 1994 und 2007 Meistercup bzw. Champions League und 1987 Cup der Cupsieger), trägt die griechische Nationalmannschaft ihre Länderspiele aus und spielten zeitweise auch Olympiakos (1984 −1989 und 1997−2002) und Panathinaikos (zuletzt bis Saisonbeginn 2013).
Anschließend ging es zum Abendspiel bei Apollon Simrnis und am nächste Tag wurden auch noch zwei Spiele besucht. An insgesamt drei Tagen in Athen gab es aber nicht nur Fußball, sondern wurde auch intensiv die Stadt besichtigt.
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