Dienstag, 17. Dezember 2013

Ballesterer 88



Rezension


Ballesterer
Nr. 88, Jänner/Februar 2014
88 S.






Der Höhepunkt des Hefts ist der Artikel Was wurde aus ... Peter Wurz. Ein schönes Portrait von Clemens Zavarsky über den Spieler, der von Rapid 1988 zu einem überraschenden Gastspiel bei Espanyol Barcelona gekommen war und dann anstelle in der großen Fußballwelt schließlich doch eher in der kleineren Welt des VfB Mödling spielte bevor 2003 ein Faustschlag gegen den Schiedsrichter seine Unterhaus-Spielerkarriere beendete. Heute führt er ein geregeltes Leben in Wien.

Über den FC Barcelona hat man an vielen Orten schon viele Reportagen gelesen, auch viele Artikel über das katalanisch-spanische Verhältnis und die Rolle von Espanyol. Klaus Federmair schafft es aber, aus diesem Thema einen spannend geschriebenen Reisebericht hervorzubringen. Das bei Anblick der Titelgeschichte zunächst fade Auge verflüchtigte sich schnell zugunsten hellwacher Lektüre. Im Interview mit Ex-Präsident Joan Laporta, der den kurzen Schritt von der Vereinspräsidentschaft zum Engagement als aktiver Politiker getan hat, fragen Federmair und Rosenberg ihn auch nach den Boixos Nois.

Spannend ist Martin Schreiners Essay über den Fußball im Leben und Sterben des italienischen Künstlers Pier Paolo Pasolini und interessant Kordian Prokops Portrait über den Sportjournalisten Wolfgang Winheim. Ein paar Worte zur Wirkungen des von ihm gepflegten Stils jener Generation, der freundschaftlichen Nähe anstelle kritischer Distanz zu den Objekten der Berichterstattung auf die heute beklagenswerte Situation des Sportjournalismus in Österreich wären aber gut gewesen.

Wenn Stefan Kraft in seinem Groundhoppingbericht über ein ungarisches Ligacup-Spiel von Ferencváros meint, die schüttere Kulisse im Stadion − „etwa ein 280tel des vorhandenen Platzes“ − läge an Boykott der verpflichtenden Fancard, irrt er. Diese gibt es bei Fradi bereits länger und hindert in Meisterschaft und Cup nicht an einer sonst vier- bis fünfstelligen Zahl an Besucherinnen und Besuchern im Stadion. Nur wenige dutzend bis hundert Leute sind hingegen bei allen Spielen des Ligacups bei allen Vereinen anzutreffen, da es in diesem Bewerb, wie Kraft richtig bemerkt, „ausschließlich um Heidelbeeren geht“ und er deshalb weder von den Vereinen noch den Fans ernst genommen wird.

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