Stadio Olimpico, 21.453
Was für ein Spiel, bei dem Torino von den Gästen aus Verona regelrecht abgeschossen wird. Das Ehrentor fiel erst in den letzten Minuten. Bei Torino paßte an diesem Abend nichts zusammen, während Hellas die Chancen eiskalt nützte. Mit drei Punkten, aber auch schon mit einem Unentschieden (das erste Saisonspiel wurde auswärts gewonnen) hätte man den Konkurenten um den Aufstieg auf Distanz halten können. Das ging mit Pauken und Granaten daneben, während sich Hellas für das 1:3 im Hinspiel revanchierte.
Die Curva Maratona supportete (mit ein wenig Pyro und Böller) trotz der Watsche, während auf der Haupttribüne bald der Sarkasmus regierte. Der zahlreiche Auswärtsanhang aus Verona hatte hingegen ordentlich etwas zu feiern.
Der heute unter dem Namen Torino Football Club auftretende Verein wurde 1906 als Foot Ball Club Torino gegründet. Von 1936 bis 1977 hieß man AC Torino und von 1977 bis zum Konkurs 2005 Torino Calcio. Siebenmal wurde der Toro (Stier) italienischer Meister (zuletzt 1976) − es könnten acht sein, wenn nicht der erste Titel 1927 wegen eines Bestechungsvorwurfs aberkannt worden wäre. 1992 erreichte Torino das UEFA-Cup-Finale, verlor aber gegen Ajax Amsterdam. Seine größte Zeit erlebte der Verein mit der Grande Torino genannten Mannschaft der 1940er Jahre, die von 1943 bis 1949 fünfmal hintereinander (unterbrochen durch den Zweiten Weltkrieg) Meister wurde. Die italienische Nationalmannschaft bestand damals aus acht oder neun Torino-Spielern. Bei einem Länderspiel hier in diesem Stadion 1947 kamen sogar alle zehn Feldspieler von Torino, nur der Goalie von Juventus. Nach dem vorzeitigen Titelgewinn 1949, fünf Runden vor Schluß, reiste die Mannschaft um Valentino Mazzola nach Lissabon zu einem Freundschaftsspiel bei Benfica. Beim Rückflug stürzte das Flugzeug im Nebel über Turin ab, alle Insassen starben. Eine halbe Million Menschen begleitete beim Begräbnis ihre Särge. In den sechziger bis achtziger Jahren spielte Torino wieder in den vorderen Regionen der Serie A mit, wurde 1976 sogar nocheinmal Meister, an die herausragenden Erfolge der vierziger Jahre konnte man aber nie wieder anschließen. In den letzten Jahrzehnten pendelt der Toro zwischen Serie A und Serie B.
Die emotionale Heimat der Fans der Granata ist das ehemalige Stadio Filadelfia. Von 1963 bis 1990 und dann wieder seit 2006 spielt der Verein hier im Stadio Comunale, das seit den Olympischen Spielen von 2006 Stadio Olimpico heißt. Dazwischen teilte man sich das Stadio delle Alpi mit dem Stadtrivalen Juventus, der von 1934 bis 1990 und dann bis vorige Saison ebenso im Comunale spielte. Nachdem Torino von 1963 bis 2011 die Heimstätte jeweils mit Juventus geteilt hatte, „gehört“ das 1933 als Stadio Mussolini eröffnete Stadion, das für die Spiele 2006 renoviert und überdacht wurde, nun allein Torino. Bei der WM 1934 fanden hier ein Achtelfinale (Österreich gewann gegen Frankreich 3:2 nach Verlängerung) und ein Viertelfinale statt, bei der EM 1980 waren es drei Gruppenspiele. Seit 2006 hat das Stadion eine Kapazität von 27.128 Sitzplätzen.
Vor dem Spiel war das Museo del Grande Torino e della Leggenda Granata besucht worden, am nächsten Tag erfolgte noch ein kleiner Stadtrundgang durch Turin.
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