Freitag, 16. März 2012
Ballesterer 70
Rezension
Ballesterer fm
Nr. 70, April 2012
74 S.
Das sogenannte zweite Wunderteam Österreichs Anfang der 1960er Jahre unter Teamchef Karl Decker wird oft vergessen und ist vielen heute unbekannt. Aus finanziellen Gründen hatte der ÖFB damals auf eine Nennung für die WM 1962 verzichtet, so blieb die Siegesserie ohne einen möglichen Höhepunkt beim Turnier in Chile. Georg Spitaler und Clemens Zavarsky erinnern an diese Mannschaft in einer literarischen Collage. Daß man 1961 ein Länderspiel Englands gegen Italien in Österreich im Fernsehen sehen konnte und es einen österreichischen „Block“ beim Auswärtsspiel in Moskau 1961 gegeben habe, erscheint etwas ahistorisch. Ansonsten eine nette Sache mit im übrigen überaus schöner Bebilderung.
Ergänzend gibt es ein Gespräch mit den damaligen Spielern Hans Buzek und Rudi Flögel. Eine schöne Anekdote nebenbei, die Flögel über die Zeit vor der Wiedereinführung des Profitums erzählt, als die Kicker nebenbei Berufe ausübten: „Mit Rapid haben wir einmal ein Auswärtsspiel in Warna in Bulgarien gehabt, als der Ernst Happel Sektionsleiter war. Der Rückflug hat sich verzögert, da habe ich gesagt: ,Herr Happel, ich flieg aus der Arbeit raus, wenn wir nicht rechtzeitig in Wien sind.‘ Der hat nur geantwortet: ,Scheiß auf dei Hackn, findst a andere!‘“ Happel-Geschichten sind immer gut.
Neben der regelmäßigen Kolumne Notfallambulanz, in der er in dieser Folge mein praktisch nicht vorhandenes anatomisches Wissen erweiterte (die große Zehe hängt an einer Sehne im Unterschenkel), schreibt Herr Doktor Wolfgang Pennwieser diesmal auch über die Diagnose Burn-out. Stefan Kraft beschäftigt sich mit den politischen Hintergründen des Massakers mit mindestens siebzig Toten bei einem Spiel von Al-Ahly in Port Said in Ägypten.
Dazu gibt es ein sympathisches Interview mit Zoki Barišić, einen Artikel über „vorprogrammierte Brösel“ beim Neubau der Friedhofstribüne am Sportclubplatz sowie Information über die aktuellen Ansätze der Freiheitlichen in Kärnten, nach dem unglücklichen Fusionsverein FC Kärnten und dem dubiosen Austria Kärnten, beide bereits liquidiert, nunmehr die wiedergegründete Austria Klagenfurt zu übernehmen und ebenfalls an die Wand zu fahren. Der Crash ist dort part of the game.
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