Donnerstag, 24. Dezember 2020
Der Kompass, 8
Rezension
Der Kompass
Ausgabe 8
2020
116 S.
Mit Timo aus Barmen gibt es neben Kev aus Halle nunmehr einen neuen zweiten Heftautor, der sich in einem Interview vorstellt und in der Aufzählung seiner Vorlieben und Eindrücke seines bisherigen Hoppings mit dem Satz „Rapid finde ich einzigartig.“ sehr wahr spricht. Das ist gleich einmal sympathisch.
Ganze Wochenenden konnte Kev wieder bei europäischen Highlights wie im Herbst 2019 einem Stockholmer Derby sowie einem Krakauer Derby und im März 2020 dem letzten Belgrader Derby vor dem Corona-Schlusspfiff mit Vorprogramm am Vortag und Hauptspiel am Sonntag bestens verbringen. Vom recht flüssigen Abenteuerausflug nach Kragujevac am Vortag des Belgrader Derbys war es amüsant zu lesen. Timos Einschätzung, dass ein Besuch bei Voždovac als Vorspiel am Tag eines Belgrader Derbys uninterssant wäre, „da lediglich eine kleine Szene vorhanden ist und das wohl sinnloseste Stadion in ganz Serbien auf einem Einkaufszentrum“ stehe, kann ich insofern nicht zustimmen, als ich die Szene zwar als klein, aber nicht so dermaßen uninteressant in Erinnerung habe. Zutreffend ist aber hingegen die Annahme, „dass wohl 50% der Zuschauer unsere Nationalität teilen würden und was gibt es Schlimmeres als große Ansammlungen Deutscher im Ausland?“ Bei meiner Nachmittagsvisite seinerzeit 2017 vor dem abendlichen Derby war der Anteil deutscher Fußballtouristen am Publikum jedenfalls erwartungsgemäß hoch gewesen.
Weitere Reisen führen nach Polen – auf der beim Besuch der Autoren bei Wawel Kraków gesperrten überdachten Tribüne konnte ich vor wenigen Jahren noch Platz nehmen, was damals angesichts eines sommerlichen Regengusses hilfreich war – sowie Belgien, die Niederlande, England, Frankreich oder Andorra. Außereuropäisches Terrain ist zwar außerhalb meines Radars, es war aber spannend von Kanada zu lesen, wo Kev an einem Tag in der Stadt Toronto sowohl ein Spiel der kanadischen Premier League (beim York 9 FC) als auch der US-amerikanischen Major League Soccer (beim Toronto FC) besuchte.
Beeindruckend sind die Schilderungen vom französischen Viertligaspiel von CS Sedan und SC Bastia vor 12.000 Zuschauerinnen und Zuschauern und davon 1.200 Gästen von der Insel Korsika. „Einmal die typischen französischen Chants“ auf der einen Seite und „die paar Hits aus Richtung der Gäste beinahe schon auf Weltklasse-Niveau. Alles sehr italienisch angehaucht und ab und an alles mit einer ganz eigenen Note verfeinert.“ Ein kleiner Trugschluss im historischen Exkurs: Beim 1870 im deutsch-französischen Krieg in der Schlacht von Sedan, nach tausenden für die Machtansprüche der Kaiser und Könige getöteten Menschen, gefangengenommenen Kaiser handelte es sich um Napoléon III. Dieser hatte eigentlich nur mehr verwandtschaftlich mit Korsika zu tun, im Unterschied zum gebürtigen Korsen Napoléon Bonaparte (als Kaiser als Napoléon I. durchnummeriert).
Mit dem Griffin Park und dem Oscar Vankesbeeckstadion wurden „zwei traumhaft nostalgische Stadien besucht, welche alsbald endgültig dem Abrissbagger zum Opfer fallen werden.“ Eine gute Erinnerung, letzteres nur einmal leer besichtigtes Stadion zu einem Spiel zu besuchen. Wenn das denn einmal wieder möglich sein wird. Denn es hatte mir tatsächlich gut gefallen. Damit es mir damit nicht so geht wie mit Royal Antwerp, wo ich die Besuchsabsicht so lange nachrangig behandelt habe, bis das Stadion nach Neubau nicht mehr den Charme der historischen Tribünen versprüht. Fanzines lesen lässt die Gedanken in die Ferne schweifen.
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