Donnerstag, 17. Mai 2018

Tornados spezial, 41



Rezension


Tornados spezial
Ausgabe 41
92 S.









„Immer noch da!“ Die wichtigsten drei Worte finden sich gleich am Titelblatt. In der letzten Ausgabe hatte man noch über das Weiterbestehen des Hefts nachgedacht. Dass sich die Tornados zur Fortführung entschlossen haben, ist äußerst erfreulich.

Warum das Tornados spezial für die Hütteldorfer Fankultur wichtig ist, zeigen sie gleich im ersten Artikel, der sich mit der verschütteten Geschichte der Ära von Rapid unter Wienerberger beschäftigt. Dass der SK Rapid 1974 bis 1978 seinen Vereinsnamen verkaufte, sich Rapid Wienerberger nannte und dies damals von den Fans problemlos gesehen wurde − „Rapid Wienerberger Ziegelwerke olé“ oder „Rapid Wienerberger, gwinna wer'ma, olé!“ wurde gerufen − ist anekdotisch übeliefert. Weitergehend hat sich aber bislang noch niemand mit dieser Thematik beschäftigt, sodass die Tornados hier Recherche-Pionierarbeit unternahmen und erstaunliche Details zu Tage brachten.

Wie in der letzten Ausgabe steuert Laurin Rosenberg vom Rapideum wieder einen historischen Beitrag aus der Rapid-Geschichte bei und erläutert, wie sich Rapid bei Nazi-Machtübernahme vor achtzig Jahren verhielt und welche Folgen es hatte, als Sport im neuen Machtsystem als Teil der NS-Propaganda durchgeführt wurde und Rapid ein Teil dessen war während jüdische Rapidler verfolgt und ermordet wurden.

Interviews lassen einen Aspekte wissen, die man im Stadion sonst so nicht mitbekommt. Hier gibt es ein Gespräch mit den heuer ihr 15-jähriges Jubiläum feiernden Lions, die u.a. auch zu Fragen ihres Wappen, Fetzen und Gruppennamen sprechen und von einigen anderen Besonderheiten erzählen, die sie ausmachen − etwa ihre besondere Abneigung zum LASK, auf die hier auch eingegangen wird.

Breiten Raum nehmen im Heft wieder die Freundschaften ein. Es wird auf die Feiern zum zehnjährigen Freundschaftsjubiläum mit Ferencváros 2017 zurückgeblickt und von zehn Jahren gemeinsamer Geschichte von Tornados Rapid und Green Monsters erzählt. „Unser Schreibstil wird von anderen oftmals als etwas zu sachlich beschrieben,“ heißt es im Vorwort. Als Neigungsgruppe nüchterner Sachlichkeit und sachlicher Nüchternheit ist das einer der Hauptgründe, warum mir das Heft so gut gefällt. In einer Rubrik „Momente, die man nie vergisst“ wird ein Einblick in den amüsanten Anekdotenschatz von Erlebnissen aus den letzten zehn Jahren an Besuchen und Fahrten mit FTC geboten, der doch einiges an Schmunzeln hervorruft. Es gibt dann aber doch auch wieder ganz sachliche Lebenshilfe: „Trinke niemals aus einer bereits offenen Eisteeflasche in einem ungarischen Bus und spiele dich nicht mit Schrauben auf der Toilette!“ Die Begründungen dafür, werden recht anschaulich geschildet.
Mit Parma fuhren die Tornados nach Palermo auf Sizilien und zu Ternana.

Weiters findet man im Heft Berichte von diversen Aktivitäten der Gruppe, der Szene und des Vereins. Ausführlich werden auf 29 Seiten die Rapid-Spiele des Herbsts 2017 aus Kurvensicht Revue passieren gelassen und dabei manch Erinnerung aufgefrischt. Sehr gut und erfreulich sind die Heftteile, die sich Rezensionen von Fanzines und Zeitschriften widmen, sowie von Groundhoppingreisen erzählen. Ihre Fahrten führten Tornados-Mitglieder nach Marokko (zur Erfüllung eines „langjährigen Traums“, nämlich „Weihnachten an einem Ort zu verbringen, an dem es kein Weihnachten gibt“), Luzern und zu 1860 München, die ja ein Paradebeispiel dafür sind, warum das Fuhrwerken von Investoren in Fußballvereinen verhindert werden muss.

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