Slowakei, 1. liga, 17. kolo, 22.11.2015
Štadión Antona Malatinského, 15.101
Eine sehr große Diskrepanz zwischen Chancenreichtum und Torarmut prägte dieses Spiel. Beide Mannschaften zeigten sich schlicht unfähig, den Ball ins Goal zu bringen. Trotz genügend Möglichkeiten hüben und drüben. So blieb es beim Regionalderby torlos unentschieden. Zweimal gab es Rudelbildung und kleinere Rangelein am Feld. Emotion war also durchaus dabei.
Aud den Rängen fehlte für kochende Derbystimmung auch ein wenig das Gegenüber, da die Slovan-Fanszene weiterhin boykottiert. Die Ultras von Spartak Trnava zeigten eine Choreographie zu Beginn, mit der sie zuerst auf einer Überrollfahne Verband, Liga und Fernsehen als Totengräber der Fußballatmosphäre anklagten und einen Friedhof zeigten. Dann folgte ein Spruchband mit der Botschaft, dass sie hingegen leben − begleitet von Pyro als Zeichen der fankulturellen Lebendigkeit.
Insgesamt war die Kulisse mit 15.000 Zuschauerinnen und Zuschauern bei einem slowakischen Ligaspiel bemerkenswert. Es war die erste Begegung von Spartak Trnava mit Slovan Bratislava in ihrem zwar von außen gesichtslosen, aber innen durchaus gelungenen neuen Stadion an alter Stelle. Seit 2013 war das 1921 eröffnete Štadion Antona Malatinského eine Baustelle gewesen. Im August 2015 wurde das an drei Seiten zweirangig neu gebaute Stadion fertiggestellt. Mit einer Kapazität von 19.000 Sitzplätzen ist es aktuell das größte Stadion des Landes. Es bietet ein ganz anderes Erscheinungsbild als beim Besuch im Jahr 2011 hier.
Ins Auge stach ein Fetzen einer Rapid grupo auf der Fantribüne. Der FC Spartak Trnava entstand 1923 aus einer Fusion von ŠK Čechie und ČšŠk zu TSS Trnava, die sich wiederum 1924 mit dem 1919 gegründeten ŠK Trnava zusammenschloss und nun dessen Namen führte. 1939 fusionierte ŠK Trnava mit dem 1925 gegründeten Rapid Trnava zu TSS Trnava. Der Stadionstandort stammt vom ŠK Trnava, die rot-schwarzen Vereinsfarben sind hingegen jene von Rapid. In der kommunistischen Tschechoslowakei wurde der Verein zunächst einem metallverarbeitendem Betrieb zugeordnet und TJ Kovosmalt benannt. 1952 erhielt der Verein den heutigen Namen Spartak.
Im alten Stadion war die Rapid Wien 1971 zu Gast gewesen und hatte das Freundschaftsspiel gegen den damaligen tschechoslowakischen Serienmeister vor nur 1.000 Zuschauerinnen und Zuschauern 7:0 verloren. 1968, 1969, 1971, 1972 und 1973 wurde Spartak Trnava tschechoslowakischer Meister und erreichte 1969 das Semifinale sowie 1973 das Viertelfinale im Europacup der Landesmeister. Die erfolgreichste Saison in jüngerer Vergangenheit liegt nunmehr aber auch schon bald zwei Jahrzehnte zurück: 1997/98 wurde man in der slowakischen Meisterschaft Zweiter und gewann den Cup. Die letzte Begegnung mit Rapid gab es 1992 in einem Testspiel in Wiener Neustadt, das Rapid 1:0 gewann (1.500 Zuschauerinnen und Zuschauer).
Das Stadion trägt seit 2006 den Namen des 1998 verstorbenen ehemaligen Trainers Anton Malatinský, der Spartak Trnava zwischen 1956 und 1981 in drei Amtszeiten insgesamt 14 Jahre trainierte und den Verein zu den größten Erfolgen seiner Geschichte führte. Malatinský war zwischendurch von 1968 bis 1971 Trainer bei Admira Wacker und arbeitete später 1981/82 beim SC Eisenstadt und 1982 bis 1984 bei VSE St. Pölten sowie 1978 bis 1981 auch beim Rivalen Slovan Bratislava.
Vor dem Spiel wurde die Stadt Trnava besichtigt.
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