Samstag, 23. März 2019

Lecce – Ascoli 7:0 (5:0)

Italien, Serie B, 22a giornata, 23.3.2019
Stadio Via del Mare, 12.583

Im Nachtragsspiel der Serie B am Samstagabend gab Lecce von Beginn an den Ton an, ging schnell in Führung und schoss Ascoli in einer halben Stunde mit fünf Toren regelrecht ab. Nach dem fünften Tor per Elfmeter war die Luft am Spielfeld natürlich heraußen. Zwei Tore vor der heimischen Kurve gingen sich aber dennoch noch aus. Die Gäste bekamen etwas mehr Platz ohne gefährlich zu werden. Vom Spielverlauf her weckte das Erinnerungen an ein Spiel vor elf Jahren am selben Tag.
Das Spiel war zum ursprünglichen Termin Anfang Februar nach fünf Sekunden abgebrochen worden, nachdem Lecce-Spieler Manuel Scavone nach einem Zusammenstoß bewusstlos liegen blieb und das Schlimmste befürchtet werden musste. Er ist nach Krankenhausaufenthalt mittlerweile wieder auf den Beinen – wann er wieder Fußball spielen kann, ist allerdings offen. Er wurde vor Spielbeginn geehrt und gefeiert. Das Spiel begann dann auch nicht mit Anstoß im Mittelkreis sondern wurde dort fortgesetzt, wo es nach wenigen Sekunden abgebrochen worden war.
Der obere Rang der Curva Nord war bummvoll gefüllt und sorgte ordentlich für Stimmung. Als Unterwegs-Leser war ich um die Beschaffenheit des Fetzens Ultrà Lecce informiert und wusste Bescheid, dass er aus mehreren per Reißverschluss verbundenen Teilen besteht. Daher richtete sich darauf gleich der Blick, nachdem er kurz vor Spielbeginn aufgehängt wurde. Gezippt war er schon vorher. Im Auswärtssektor wurde recht kompakt gestanden und zu Beginn noch unverdrossen supportet. Nach dem 5:0 wurden aber ca. zur 35. Minute die Fetzen abgehängt, zusammengepackt und der Sektor verlassen. Ein halbes Dutzend blieb oben am Abgang stehen oder sitzen und schaute sich das Spiel bis zum bitteren Ende an.
Die Unione Sportiva Lecce wurde 1908 als Sporting Club Lecce gegründet. 1927 wurde aus der Fusion des SC Lecce mit den weiteren Vereinen der Stadt FBC Juventus und Gladiator die US Lecce gebildet. 1929 veränderte man die Vereinsfarben zum erstmaligen Aufstieg in die Serie B von Schwarz-Weiß auf das seither verwendete Gelb-Rot. Nach dem Abstieg in die Serie C 1932 wurde der Verein aufgelöst und die Stadt Lecce fußballerisch von der US Vittoria und dem Salento FC vertreten, bis 1934 die US Pro Lecce gegründet wurde, aus der 1935 erst Dopolavoro Lecce und während der Saison 1935/36 dann die AS Lecce wurde. 1938 wurde der Name in AC Lecce geändert, die 1939 mit der AC Salento fusionierte und sich dann wieder US Pro Lecce nannte. 1940 wurde daraus dann wieder die US Lecce. Nach Wiederaufnahme des Spielbetriebs nach Befreiung vom Faschismus und Ende des Zweiten Weltkriegs spielte Lecce wieder in der Serie C und schaffte es 1946 bis 1949 erneut in die Serie B. Nach Jahrzehnten in der Serie C und darunter spielte man 1976 bis 1985 in der Serie B, bis Lecce 1985 erstmals den Aufstieg in die Serie A schaffte. 1985 bis 1986, 1988 bis 1991, 1993/94, 1998 bis 2002, 2003 bis 2006, 2008/09 und 2010 bis 2012 spielte Lecce insgesamt 15 Saisonen in der Serie A. 2012 musste Lecce wegen Verstrickung in einen Wettskandal in die drittklassige Lega Pro zwangsabsteigen. 2018/19 spielt man seither erstmals wieder in der Serie B und reihte sich gleich im oberen Tabellenfeld ein.
1997 verbrachte der Rapidler Michi Hatz ein mit nur zwei Einsätzen in der Serie A und einem Spiel in der Coppa Italia unerfolgreiches Halbjahr in Lecce.
Das Stadio Via del Mare wurde 1966 eröffnet. Seinen Namen hat es nomen est omen von der zum Meer führenden Straße (Via del Mare), an der es liegt. Im Eröffnungsspiel spielte Lecce in einem Freundschaftsspiel gegen Spartak Moskau vor 13.000 Zuschauerinnen und Zuschauern 1:1. Zum Zeitpunkt der Eröffnung gab es noch nur 16.000 Plätze. 1976 wurde auf 20.500 Plätze ausgebaut. 1985 wurde zum Aufstieg in die Serie A in nur drei Monaten der obere Rang gebaut und damit eine Kapazität von 55.000 Plätzen erreicht. Später wurde mit nummerierten Sitzplätzen auf 40.760 Plätze reduziert. 2002 wurde das Stadion nach einem Bürgermeister offiziell Stadio Ettore Giadiniero benannt. Heute gibt es 33.876 Plätze, wobei aber nur eine Kapazität von 28.000 zugelassen ist. Am 1. Dezember 2018 wurde an der Porta 11 der Curva Nord eine Gedenktafel für die Lecce-Spieler Michele Lorusso und Ciro Pezella enthüllt. Sie starben 35 Jahre zuvor 1983 bei einem Autounfall, als sie zum Bahnhof von Bari unterwegs waren, um von dort mit dem Zug nach Varese zum Auswärtsspiel weiterzufahren. Da sie Flugangst hatten, flogen sie nicht wie der Rest der Mannschaft.
Vor dem Spiel wurde die Stadt Lecce besichtigt.

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