Mittwoch, 8. April 2020
11 Freunde, 221
Rezension
11 Freunde
Magazin für Fußballkultur
Nr. 221, April 2020
116 S.
Ein Artikel beleuchtet den Protest bei West Ham United gegen die Eigentümer und spricht auch die Immobilienspekulation als Grundlage für den Verlust des angestammten Boleyn Ground an, weswegen der Verein jetzt in einer stimmungslosen Schüssel spielt: „In den Jahren vor dem Umzug nannte man den Fans alle möglichen Gründe dafür, warum der Upton Park nicht umgebaut oder erweitert werden könne. Wegen des nahen Busdepots, hieß es, sei man sehr eingeschränkt. Und eine Aufstockung der Osttribüne, sagte man, hätte zur Folge, dass die umliegenden Gebäude nicht mehr genug Licht bekämen. Inzwischen ist das Busdepot nicht mehr da, und die neuen Apartmenthäuser werden höher, als es die Osttribüne je hätte sein können. Boleyn Phoenix, die Gesellschaft, die gegründet wurde, um den Upton Park von West Ham zu erwerben, bezahlte 40 Millionen Pfund für das Gelände, verkaufte es sogleich wieder für 60 Millionen und zahlte seinen Direktoren Prämien von 16 Millionen aus.“
Spannende Informationen bringt ein Text von Florian Haupt über die Spaltung im spanischen Salamanca, wo zwei Vereine sich als Nachfolgevereine der 2013 pleitegegangenen UD Salamanca sehen und parallel in Nachbarstadien in derselben Liga (Segunda División B) spielen: Der demokratisch organisierte Fanverein Unionistas de Salamanca CF und der einem mexikanischen Unternehmer gehörende und von den rechten Ultras unterstützte Investorenverein Salamanca CF UDS.
Die Interviews mit diversen Akteuren des Fußballbetriebs gehören stets zum Belanglosesten in den Heften, zu oft wird von großen Plänen und Strategien gesprochen und wenige Wochen später ist alles anders. Das Interview mit dem zwischen Bayern München und Borussia Dortmund hin und her pendelnden Spieler Mats Himmels hebt sich davon nur geringfügig ab. Bemerkenswert ist dann aber doch eine Passage zu seinem erwachten politischen Bewusstein:
Sie folgen auf Twitter sehr wenigen Leuten, aber der österreichischen Politkwissenschafterin Natascha Strobl, die vor allem über Rechtsradikalismus publiziert. Drückt sich darain ein politisches Interesse aus?
„Ich folge ihr seit einigen Monaten, weil sie meiner Ansicht nach viele richtige Sachen geschrieben hat. Und es ist wirklich so, dass bei mit ein Interesse an Politik entflammt ist. Das war nicht immer so, aber seit einigen Monaten haben sich bei mir einige Sorgen aufgetan.“
Zum zwanzigjährigen Jubiläum der im April 2000 erstmals erschienenen Zeitschrift werden Anekdoten aus zwei Jahrzehnten abgedruckt, die einen durchaus das eine oder andere Mal zum Schmunzeln brachten. Das Leben ist dann doch meist amüsanter als die im Heft als Satire gemeinten Seiten.
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