Dienstag, 6. November 2012
Schwarzmalerei 4
Rezension
Schwarzmalerei
Offizielles Fanzine der Fangruppen der Nordkurve Graz
Ausgabe 4, 6.10.2012
98 S.
Aufgrund einer längeren Pause seit der vorherigen Ausgabe beinhaltet das vierte Heft des gemeinsamen Fanzines der Fankurve von Sturm Graz Berichte von den Matches zum Ende der Meisterschaftssaison 2010/11 sowie über die Europacupreisen der Sturmfans im Herbst 2011, etwa den Sonderzug nach Brüssel. Vor allem letztere Erlebnisse sind spannend zu lesen. Europacup ist immer etwas Besonderes.
Interessant aus grüner Sicht ist die Äußerung „großen Respekts“ für das Ultras-Spruchband „Na dann helf ma eich... Freiheit für Sturm Graz!“ beim Spiel Sturm gegen Rapid im April 2011, das die gleichnamige Grazer Kampagne für einen sponsorenfreien Vereinsnamen unterstützte: „Die Solidaritätsaktion stellte sich im Nachhinein als wirklich hilfreich heraus, da sich vor allem viele Längsseitenbesucher und Unwissende nach dem Sinn des Spruchbandes, da es noch dazu vom Gegner kam, erkundigten.“ Vice versa äußerten die Grazer ja dann in der Streikzeit nach Derby-Abbruch, Stadionverboten und staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen ihre Solidarität beim Spiel Sturm gegen Rapid im August 2011 mit einem Spruchband mit hierzu oftmals verwendeter Losung „Na dann helf ma eich halt auch − Freiheit für die Jungs“.
Der Schwerpunkt des Hefts widmet sich staatlicher Überwachung und Polizei-Repression. Die Risken der Vorratsdatenspeicherung werden dargestellt und eine Chronologie der Gesetzesverschärfungen in Sicherheitspolizeigesetz & Co. in den letzten zehn Jahren aufgeführt. Zum Thema gibt es ein Interview mit dem Grazer politischen Aktivisten, Kommunisten und Fußballfan (soweit ich weiß kein Sturm-Anhänger) Hanno Wisiak. Allein aus dem April und Mai 2012 werden bekannte Beispiele unglaublicher Polizeimaßnahmen beschrieben, die Fans von Vorwärts Steyr, Wacker Innsbruck und des LASK betrafen.
Die fragwürdige Schärfe des Pyrotechnikgesetzes von 2010 wird allein durch folgenden Umstand deutlich: „Sieht man von den stark erhöhten Strafen ab − bis zu 3.600 € oder einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Wochen − ist es den Behörden mit diesem Gesetz nun möglich
,1.) Personen, von diesen mitgeführte Behältnisse, sowie 2.) Grundstücke, Räume, Luft-, Land- und Wasserfahrzeuge zu durchsuchen, wenn aufgrund eines konkreten Hinweises oder sonstiger bestimmter Tatsachen der dringende Verdacht besteht, daß diesem Bundesgesetz [...] zuwidergehandelt wird.‘
Der Polizei ist es somit möglich ohne richterlichen Beschluß Durchsuchungen vorzunehmen. Daß dies auch passiert, zeigen diverse Beispiele durchsuchter Fanbusse in letzter Zeit. Nachdem die ,bestimmten Tatsachen‘ nicht weiter definiert sind, liegt es nahe, daß Repression und Willkür hier Tür und Tor geöffnet werden.“
In mehrerer Hinsicht bemerkenswerte Worte in diesem Fanzine, die man so unterschreiben kann: „Natürlich muß gegen Randalierer und Gewalttäter im Fußball vorgegangen werden. Aber in angemessenem Maße. Ansonsten werden die Gesetze nicht nur für ein paar Hooligans repressiver, sondern schließlich für die gesamte Bevölkerung.“
Eine Rubrik, die mir gerade als in Graz eher Unkundiger besonders gefallen hat, ist der Stadtspaziergang. Weiters gibt es im Heft ein interessantes Interview zu 15 Jahren Grazer Sturmflut.
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