Slowakei, II. liga, 27. kolo, 19.4.2014
Štadión MFK Zemplín, 2.085
Es trafen hier der Tabellenzweite und der Dritte aufeinander, Aufstiegschancen haben allerdings beide nicht mehr. Dennoch entwickelte sich ein unterhaltsames Fußballspiel. Das erste Tor zur verdienten Führung der Heimischen ließ bis Mitte der zweiten Halbzeit auf sich warten, der Ausgleichstreffer der Gäste aus Prešov fiel dann doch recht unerwartet noch in den Schlußminuten.
Dies freute den fünfköpfigen Auswärtsanhang, der mit ebensovielen Ordnern und noch einmal so vielen Polizisten unter guter Bewachung stand. Auf heimischer Seite postierte sich auf der anderen Seite zwar auch ein Fanblock, verließ nach kurzer heftiger Diskussion (mit den Ordnern?), deren Inhalt und Verlauf sich mir nicht erschloß, allerdings wieder das Stadion. Es blieben dort ein halbes dutzend Leute. Als zum Torjubel eine nach Familie (ein Mann, eine Frau, ein Jugendlicher) aussehende Gruppe ein kleines Tischfeuerwerk zündete, marschierte die Polizei martialisch auf und beamtshandelte sie.
Seit eineinhalb Jahren spielt hier in Michalovce Vladimír Janočko, ein gewiß guter Kicker, der in Österreich zwischen 2001 und 2010 in Diensten der jeweiligen Spielzeuge der nicht sympathischen Herren Stronach und Mateschitz sowie Trenkwalder stand und damit wohl die Butterseite des Fußballgeschäfts genossen hat. Ich hatte den heute 38-Jährigen bereits im Herbst einmal spielen gesehen. Er trägt die Nummer 10 und erfüllt eine immer noch erstaunlich aktive Rolle im Spiel.
Der MFK Zemplín Michalovce führt als Gründungsjahr 1912, als das erste Fußballspiel in der Stadt ausgetragen wurde. Bis 2011 wurde das Jahr 1911 angenommen, bis historische Forschung den späteren Zeitpunkt herausfanden.1914 wurde in der damaligen ungarischen Reichshälfte der Habsburgermonarchie der Nagymihályi athleticai club (NAC) mit ungarischem Namen gegründet. 1921 entstanden der Militärverein einer Artillerieeinheit Atletický futbalový klub delostrelcov (AFKD) und Sparta Michalovce, die sich bald in Československý športový klub (ČsŠK) umbenannten. Alle drei Vereine wurden 1922/23 zum Michalovský atletický club (MAC) fusioniert, der 1926 zum ŠK Michalovce und 1931 zum Futbalový atletický klub (FAK) wurde. 1936 wurde der Verein neugegründet und 1938 ŠK Zemplín Michalovce benannt, nach der Region Zemplín. In der kommunistischen Zeit hieß der Klub u.a. Sokol (1949 bis 1953) oder Slovan (1953 bis 1957), seither heißt man fast durchgehend Zemplín.
Das Stadion wurde 1953 als Sportplatz eröffnet. 1968 wurde ein Betonoval errichtet, das 2009 durch eng am Spielfeld errichtete Tribünen ersetzt wurde. Die 1978 errichtete Haupttribüne wurde ebenfalls modernisiert Das Stadion hat nunmehr eine Kapazität von 4.400 Sitzplätzen und ist mit zwei überdachten Längsseitentribünen und den ansprechenden Hintertortribünen ein wahres Schmuckstück. Hier an der slowakisch-ukrainischen Grenze gibt es damit ein Stadion, das nicht nur infrastrukturell besser ausgestattet ist als viele slowakische Erstligastadien sondern auch als manches österreichische Bundesligastadion, wie am nächsten Tag in Grödig wieder einmal erfahren werden mußte.
Bereits am Nachmittag war in Košice ein Spiel besucht worden, in Michalovce wurde nach der Ankunft abends noch ein wenig durch die Stadt spaziert.
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