Dienstag, 17. Januar 2017
1. FC Nürnberg – Fußballfibel
Rezension
Benjamin Wolf
1. FC Nürnberg
Fußballfibel
Bibliothek des Deutschen Fußballs, Bd. 9
Herausgegeben von Frank Willmann
Berlin 2016 (Culturcon Medien)
160 S.
„Ach, Glubb, du machst mich fertig. Ich rege mich über dich auf, ich schimpfe, ich weine und bin wütend. Aber ich bin auch glücklich, Fan von dir und Teil der Glubbfamilie sein zu dürfen.“ schreibt der Fanzine-Autor Benjamin Wolf über seinen Herzensverein 1. FC Nürnberg, allseits bekannt als der „Club“, fränkisch „Glubb“.
In der von Frank Willmann herausgegebenen Reihe der Fußballfibeln erzählen unterschiedliche Autoren auf ihre eigene Weise über ihren jeweiligen Verein und dessen Fans. In der Fibel über Nürnberg berichtet Benny Wolf die Geschichte des Vereins sowie die Entwicklung der Fanszene über Kutten, Hooligans bis zu den Ultras, reichert das mit Interviews ausgewählter Anhänger an, die etwas zu erzählen haben, und vermischt dies mit Erzählungen aus seinem Leben rund um den FCN zu einem gut zu lesendem Buch.
Keine Geschichte des FCN kommt ohne gebührende Würdigung der Goldenen Zwanziger Jahre aus, als der Verein fünf deutsche Meisterschaften gewann. Mit zuletzt insgesamt neun Meistertiteln durfte man sich über ein halbes Jahrhundert lang deutscher Rekordmeister nennen, bis den FCN erst 1987 der FC Bayern ablöste. Interessant ist der häufige Wechsel der schnell zu klein werdenden Spielstätten in den Anfangsjahren. Zwei Männern gelten eigene Kapitel, dem von den Nazis mit antisemitischer Hetze vertriebenen Trainer Jenő Konrád und dem Weltmeister von 1954 Max Morlock. An beide wurde durch die Fanszene erinnert, an Konrád mit einer großen Choreographie und an Morlock mit der inoffiziellen Benennung des Stadions als Max-Morlock-Stadion.
Die Nürnberger Fanfreundschaften zu Schalke 04 und Rapid bespricht Wolf ebenfalls in eigenen Kapiteln. Da wird natürlich auch das bemerkenswerte Freundschaftsspiel in Hütteldorf 2013 gewürdigt, das leider schlimme Nachwehen hatte, aber auch das Problem angesprochen, das es in der Akzeptanz der Freundschaft zwischen Hooligans und Ultras gab. Interviews mit Protagonisten der Ultras Nürnberg und der Banda Di Amici sprechen auch die Turbulenzen der Trennung der letzteren von der ersteren Ultragruppe an.
Abgesehen vom DFB-Pokalsieg 2007 liegen die Erfolge des Vereins lange zurück und in den letzten Jahrzehnten machte er eher mit einer unaufhörlichen Hochschaubahn von Auf- und Abstiegen von sich reden, zusammengefasst im geflügelten Wort „Der Glubb is a Debb − aber ich mog nern“.
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