Rezension
Der tödliche Pass
Magazin zur näheren Betrachtung des Fußballspiels
Heft 73, Juni 2014
79 S.
Eine unerfüllt gebliebene gewagte Prognose machte hier Albrecht Sonntag, indem er zehn Gründe, warum Frankreich Weltmeister würde, beschrieb. Amüsant ist das von ihm wiedergegebene Interview von Blaise Matuidi nach dem entscheidenden 3:0 Frankreichs gegen die Ukraine im November 2013: „Reporter: ,Blaise, was für ein Spiel!‘ Matuidi grinst: ,Hast nicht dran geglaubt, gib's zu!‘ Reporter: ,War ja auch nicht wirklich zu erwarten nach dem Hinspiel.‘ Matuidi (grinst immer noch): ,Hast nicht dran geglaubt, gib's zu!‘ Reporter: ,Ja, okay, ich geb's zu.‘ Matuidi (grinst mehr denn je): ,Hast's uns nicht zugetraut, stimmt's?‘ Reporter: ,Ja, stimmt.‘ Matuidi (mit Grinsen): ,Dankeschön!‘ (Geht ab).“
Sonntag führt weiters im Heft auch ein Gespräch mit James Dorsey, der universitär zur politischen Dimension des Fußballs im Nahen Osten forscht und darüber auch auf mideastsoccer.blogspot.com bloggt. Er sagt: „Der Mittlere Osten und Nordafrika sind wirklich fußballverrückt. Der Fußball ist dort für das Volk nicht nur eine wichtige, wenn nicht die wichtigste Form der Populärkultur, sondern hochgradig identitätsstiftend, und dazu noch eine geeignete Plattform für politische Mobilisierung.“
Beim ersten Anblick dachte ich an eine satirisch angelegte Werbe- und Konsumgesellschaftskritik als ich Stefan Erhardts Artikel über das Überhandnehmen von WM-Klumpert sah. Diese Erwartung erfüllte der Text nicht. Die verquere aufgebrachte Schimpferei am Schluß war dann weit unterhalb des Niveaus, das ich von dieser Zeitschrift sonst schätze: „Lasst den Scheiß künftig einfach dort, wo er herkommt, in China. Das haben wir nämlich sooo dicke − selbst sich niemals nicht qualifizieren, in der FIFA-Rangliste kurz vor Benin, Simbabwe und Moldawien auf Platz 96, und dann seinen Plastikmüll über Europa auskippen!“ Stumpfsinn.
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