Dienstag, 11. August 2009

Ballesterer 44


Rezension


Ballesterer fm
Nr. 44, August 2009
66 S.







Ich hab' ja nie verstanden, wie man besoffen ein Spiel seiner Mannschaft anschauen kann. Mein Drogengebrauch am Platz ist eher reduziert. Ich trinke gern meinen gepflegten G'spritzten. Einen. Oft auch gar nichts. Denn über allem steht, daß ich das Match verfolgen will. Und das geht erfahrungsgemäß besser mit weniger intus. Alkohol ist ja ganz und gar nichts schlechtes, aber erst in Maßen und wenn in Massen, dann nach dem Spiel.

Im Heft wird meine Ausgangsfrage zwar nicht beantwortet (außer vielleicht mit Reinhard Krennhubers Diktum "Bier gehört in Österreich zur Fankultur wie das Weihwasser zur Kirche."), aber es gibt anderes: Etwa einen herrlichen fiktiven Monolog von Walter Kupfinger über Fußball-Erleben eines Fans "blunznfett und butterwach" mit Licht- ("Der Output war sensationell. Drei neue Chants, für die du dir nüchtern zwei Wochen lang das Hirn zermarterst.") und Schattenseiten ("Der Abend ist gerettet, solang dich keiner nach deinem Geruch beurteilt."). Spannend ist der Artikel von Andreas Hagenauer und Clemens Zavarsky über die Wechselwirkung von Hooligans und Ravekultur im Großbritannien der 1980er Jahre. Gefehlt hat mir dabei nur der Drogenhandelsaspekt. Ecstasy wurde ja nicht nur konsumiert, sondern auch gedealt.

Außerhalb des Schwerpunkts ist das Weiterziehen des kürzlichen Polen-Fokus lobenswert. Interessant das Interview mit den Vorsängern des Fanblocks des Krakauer Vereins Cracovia. Man liest ja gern über ein derart mythisches Land und seine Fremdheit.

Übrigens: Danke für den schönen, wahren und guten Satz "Wenn der Außenseiter im Europacup dem liebsten Feind ein Bummerl schiebt, ist es ein kleiner Derbysieg im Herzen." Patriotismus braucht niemand und Argumentation mit der Fünfjahreswertung ist etwas für Leute ohne Emotion.

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