Rezension
Ronny Blaschke
Im Schatten des Spiels
Rassismus und Randale im Fußball
Göttingen 2007 (Verlag Die Werkstatt)
240 S.
Gewalt und Rassimus im Fußball sind ja leider ein immer aktuelles Thema. Mir ist Gewalt ja zutiefst zuwider. Aber da ich mich ja doch regelmäßig in Stadien herumtreibe, weiß ich, wie es anderen anders geht. Und das hat jetzt aber gar nichts damit zu tun, daß ich Rapid-Fan bin. Trottel gibt es überall. Für mich ist die Rapid ja selbst ganz sicher Zivilreligion, das verringert aber nicht meinen grundsätzlichen Respekt vor einem anderen Menschen, und wenn er oder sie noch so sehr unausstehlich und/oder für einen anderen Verein ist. Und jegliche Form von Rassismus ist sowieso jenseits.
Das Buch glänzt vor allem durch seine vielschichtige Annäherung an das Thema Fußball und Gewalt. Berichtet wird u.a. über die Perspektive eines ehemaligen Hooligans, eines Unterklasse-Schiedsrichters oder eines Polizisten. Anschaulich werden die Problematiken Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Homophobie anhand einzelner Personen beschrieben.
Im Unterschied zu Österreich gibt es in Deutschland bei vielen Vereinen teils seit zwei Jahrzehnten "Fanprojekte" zur professionellen präventiven Fanarbeit - quasi von, für und mit Fans. Auch wenn das nicht problemlos ist - immer wenn Gewalt, Rassimus etc. abflauen, sobald das Fanprojekt also Erfolg hat, werden in Ländern und Kommunen Kürzungen diskutiert. "Keine Gewalt, kein Job", so lautet die einfache Formel. Ein Ende dieses Kreislaufes ist nicht in Sicht. - so etwas, möglichst von diesem Strukturproblem der Sozialarbeit befreit, klingt doch sehr nachahmenswert.
Hauptsächlich geht es um die Situation in Deutschland, hervorragend sind aber auch die Kapitel über die Situation in Italien, Holland, Polen, den USA und Argentinien. Vor allem die Schilderung der immer stärker werdenden rechten Gruppierungen in Italiens Stadien stimmt fast schon fatalistisch. Und der Text darüber, was es heißt "Fan" in den USA, "Fan" eines immer noch mehr als Unterhaltungsindustrie als bei uns organisierten US-Sports zu sein, macht nachdrücklich klar, wie unterschiedlich hier die Sportkulturen sind, hauptsächlich natürlich im Vergleich zur Leidenschaft und Anhänglichkeit eines Fußballfans.
Einzig die "Chronologie der Gewalt" am Schluß ist doch etwas nach der Devise Kraut und Rüben geraten. Trotzdem ist das Buch aber sehr zu empfehlen.
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