Madrid, 2.1.2015
Das Estadio Santiago Bernabéu wurde 1947 nach drei Jahren Bauzeit als Nuevo Estadio Chamartín im Stadtteil Chamartín der spanischen Hauptstadt Madrid eröffnet. 1955 wurde das neue Stadion nach dem von 1943 bis 1978 amtierenden, allmächtigen Vereinspräsidenten Santiago Bernabéu benannt. Das Stadion mit 1947 75.000 Plätzen und 1953 bereits 125.000 Plätzen war ein Mammutprojekt im nach dem Bürgerkrieg wirtschaftlich darniederliegende Land, in dem Baumaterial knapp war. Das größte Stadion zu bauen und damit die höchsten Einnahmen zu erzielen war Teil des Plans von Santiago Bernabéu, Real Madrid zum besten Verein Europas zu machen. Es funktionierte, Real Madrid dominierte den Fußball der fünfziger Jahre in Spanien und Europa und ist seither eine große Nummer.
Der Real Madrid Club de Fútbol war 1902 als Madrid Foot Ball Club gegründet worden. Bereits 1904 nahm der junge Klub als offizieller Vertreter Spaniens an der Gründung der FIFA teil. 1905 feierte man mit dem Sieg in der Copa del Rey den ersten großen Titel. 1920 erhielt der Verein vom König den Titel Real verliehen und wurde zum Real Madrid Foot-Ball Club. 1931 wurde in der Zeit der Republik wie bei anderen Vereinen der Adelstitel abgeschafft. Nach der Niederlage der Republik im Bürgerkrieg wurden die Real-Titel wieder eingeführt, dafür in der rechten Franco-Diktatur fremdsprachige Namen verboten. Seit 1941 heißt der Verein nun Real Madrid Club de Fútbol.
Bisher gewann Real Madrid 32 spanische Meistertitel, 19 Cupsiege, zehnmal den Europacup der Meister bzw. die Champions League und zweimal den UEFA-Cup. Die große Zeit, die den Mythos des Klubs begründete, waren die Jahre des „weißen Balletts“ um Alfredo Di Stéfano und Ferenc Puskás. Von 1953 bis 1964 wurde Real Madrid achtmal Meister und stand siebenmal im Finale des Europacups der Meister, der von 1956 bis 1961 fünfmal in Serie gewonnen wurde.
Für die WM 1982 wurde das Estadio Santiago Bernabéu erstmals teilweise überdacht. Stehplätze wurden in Sitzplätze umgewandelt und die Kapazität auf 90.800 Plätze reduziert. 1992 wurde das Dach angehoben und darunter weitere Ränge errichtet, womit das Stadion auf 106.500 Plätze kam. Zur Erschließung wurden an den Ecken vier Türme mit spiralförmiger Rampe angebaut. Die Umwandlung der letzten Stehplätze in Sitzplätze 1998 reduzierte die Kapazität wieder auf 74.328, ein Ausbau der Osttribüne erhöhte sie 2000 aber wieder auf 80.354 Plätze. Mit dieser Hintertortribüne wurde auch das letzte bisher offene Stück des Stadions mit einem Dach ersehen. Seit 2011 gibt es 81.044 Plätze. Aktuell steht ein Umbau bis 2017 oder 2018 an, der das Stadion auf 90.000 Plätze aufstocken und ihm eine neue Außenhülle und Fassade geben soll.
In diesem Stadion fanden die Finali der EM 1964 und der WM 1982 statt, weiters gab es hier die Endspiele des Europacups der Meister 1957, 1969, 1980 und der Champions League 2010.
Das berühmeste Duell zwischen Real Madrid und Rapid gab es 1956 im Achtelfinale des Meistercups. Rapid verlor hier mit 4:2, aber gewann anschließend im Praterstadion in einem unglaublichen Spiel mit drei Toren von Ernst Happel (zweimal Freistoß, einmal Elfmeter) mit 3:1. Mit heutiger Auswärtstorregel hätte Rapid das weiße Ballett aus dem Bewerb geworfen. Doch nach damaligem Reglement kam es zu einem Entscheidungsspiel, wobei Rapid aufgrund der Aussicht auf Einnahmenbeteiligung der Austragung im Bernabéu zustimmte. Das finanzielle Kalkül ging mit 100.000 Zuschauerinnen und Zuschauern auf, sportlich verlor Rapid 2:0 und schied aus. 1968 traf Rapid ein weiteres Mal im Achtelfinale des Meistercups auf Real Madrid. Diesmal galt die Auswärtstorregel und Rapid schaffte die Sensation, stieg mit 1:0 im Heimspiel und 2:1-Niederlage im Bernabéu auf. Die Tore schossen Günter Kaltenbrunner und Johnny Bjerregaard. Eine damals wie heute große Sensation. 1981 scheiterte Rapid im Achtelfinale des UEFA-Cups mit 0:1 zuhause und 0:0 in Madrid. Ein besonderes Freundschaftsspiel gab es 1969: Rapid war als Gegner zum Abschiedsspiel von Ferenc Puskás in das Estadio Santiago Bernabéu eingeladen, Real Madrid gewann 4:2.
Eine lange Schlange hatte sich an diesem spielfreien Tag vor offenen Kassen angestellt. Doch es gab hier keine Matchtickets, sondern Karten zu einem stolzen Preis von 19 Euro für die Stadiontour. Falls dies hier öfter so aussieht, macht der Verein wohl einen fünfstelligen Umsatz pro Tag mit dem leeren Stadion. Mir genügten ein Foto eines Fotos vom Innenraum und Blicke durch die Tore. Eintrittskarten für Spiele können hier auch auch Touchscreen-Automaten gekauft werden.
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