Der tödliche Pass, 75

Rezension


Der tödliche Pass
Magazin zur näheren Betrachtung des Fußballspiels
Heft 75, Dezember 2014
99 S.





„Englische Impressionen“ liefert Claus Melchior von einem Match beim Lewes FC südlich von London und dem Besuch eines England-Länderspiels im neuen Wembley-Stadion. Während er sich von letzterem Stadion wenig begeistert zeigte, resumiert er zum das Siebtligaspiel in Lewes: „Ein wunderbarer Fußballabend in einer höchst angenehmen Atmosphäre, der einem vor Augen führte, wie schön auch der Fußball sein kann, der nicht auf allerhöchstem Niveau zelebriert wird. Man sollte öfter weiter unten vorbeischauen.“ Dies kann ich ebenfalls nur empfehlen.

Den deutschen Jubelfilm über die WM 2014 Die Mannschaft beleuchtet der Filmhistoriker Jan Tilman Schwab in einer interessanten Zusammenfassung bisheriger WM-Dokumentarfilme seit 1954. Er schreibt dabei auch über den Film Les yeux dans les Bleus aus Frankreich 1998, der die französische Nationalmannschaft im Turnier bis ins Hotel und die Kabine begleitete und dessen Konzept dann vom deutschen Film von 2006 kopiert wurde.

Nachdem in der letzten Ausgabe eine den historischen Zusammenhang völlig verkennende Rezension des unsäglichen Sindelar-Kinderbuchs erschienen war, rückt der Historiker Markwart Herzog hier in einem Leserbrief die Tatsachen etwas zurecht.

Weiters berichtet Stefan Erhardt von einem Spielbesuch bei einem Vienna-Spiel auf der Hohen Warte sowie von Frauen verächtlich machendem 50er-Jahre-Humor bei der Preisverleihung der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur („das hätte mehr als einmal die rote Karte geben müssen“). Den Film Landauer − Der Präsident bespricht Claus Melchior überwiegend kritisch. Er entspreche mit leichtfertigem Umgang mit historischen Zeitabläufen mehr einem Film, der auf Motiven aus dem Leben Landauers beruhe, als dem, was man in Hollywood biopic nenne. Da der Film durch seine Verbreitung in der Öffentlichkeit Deutungshoheit über die Person gewinne, nehme er seine historische Verantwortung damit nicht wahr.