Mittwoch, 6. Oktober 2010
11 Freunde, 107
Rezension
11 Freunde
Magazin für Fußballkultur
Nr.107, Oktober 2010
130 S.
Simon Kuper vertritt die Ansicht, daß die englische Premier League zwar längt in eine Phase der Maßlosigkeit und Überschuldung eingetreten sei, dies aber aufgrund der verstärkten globalen finanziellen Attraktivität an der Liga kein Problem wäre: „Je mehr sich die Welt für die Premier League interessiert, desto mehr schwindet die Bedeutung der reichen Geldgeber und der erdrückenden Schulden.“ Diese Ansicht teile ich nicht. Zwar hat er völlig recht damit, daß anders als sonstwo Fußballvereine „selbst dann, wenn sie Pleite machen“ überleben. Allerdings ist hier dann doch das wie und das wo (in welcher Liga, mit welcher Mannschaft etc.) zu wichtig. Das kann nicht so einfach unter den Tisch gekehrt werden, wie Kuper das tut. Die Liste der ehemals großen Vereine, die seit vielen Jahren und Jahrzehnten hoffnungslos in unteren Ligen grundeln ist sehr lang. Keine Serie hält ewig. Keine unüberwindlich scheinende Dominanz setzt sich unendlich fort. Man frage nach beim vor zehn bis zwanzig Jahren in allen europäischen Bewerben erfolgreichen italienischen Vereinsfußball.
Ein Fotoessay zu einem kleinen Wiener Derby auf der Hohen Warte von Stefan Knittel gibt's noch. Gut ist zwar die Kombination von Photographien mit Chants von Vienna und Sportklub, wenn man diese im Ohr hat. Die Bilder selbst finde ich aber jetzt nicht so toll. Aber das ist wohl Geschmackssache.
11 Freundinnen
Magazin für Frauenfußball
Nr.5, Oktober 2010
34 S.
Im beiliegenden Frauenfußballheft schildert Ronny Galczynski recht nachdrücklich die Zeit, als in (West-)Deutschland der Fußballbund von 1955 bis 1970 Frauen den Fußball explizit verbot und Vereinen, Schiedsrichtern und Organisatoren von Frauenfußballspielen mit Sanktionen drohte. Sogar den Städten, die städtische Fußballplätze für Spiele vermieteten.
„Das Spiel auf dem Platz des Kreisklassenklubs Hertha Hamborn lief gerade mal 20 Minuten, als der zweite Vorsitzende zur Tat schritt. Gemeinsam mit einem Polizisten enterte er an diesem 30. Juli 1955 entschlossen das Spielfeld und erklärte die Partie für beendet. Die ,Westdeutsche Allgemeine Zeitung‘ wußte später zu berichten, vor dem Stadion habe auch noch ein Überfallkommando der Polizei auf seinen Einsatz gewartet, für alle Fälle.“ berichtet Galczynski vom abrupten Ende eines Spiels unmittelbar nach dem Verbot des DFB. Dennoch war das Verbot nicht durchsetzbar, Ende der 1960er Jahre sollen 60.000 Frauen in der BRD trotzdem Fußball gespielt haben. Doch unter diesen Umständen verliefen Spiele wie Spielbetrieb natürlich dementsprechend anarchisch.
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Mir gefällt die Ausgabe mit der Premier League sehr gut! Bin ein riesiger Fan und der Bericht ist wirklich gut geschrieben :) Kann ich nur jedem empfehlen...
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