Mittwoch, 7. Juli 2010
11 Freunde, 104
Rezension
11 Freunde
Magazin für Fußballkultur
Nr.104, Juli 2010
130 S.
Zum Abstieg von Hertha BSC aus der deutschen Bundesliga bringt das Heft einen schönen Text von Claudia Markert über ihr Fanleben. Als Kind an der Hand des Onkels auf den Steinstufen des unüberdachten Berliner Olympiastadions, später in Gewissensnöten und abgewandt angesichts verbreiteter Gewalttätigkeit und Neonazismus der wenigen tausend verbliebenen Fans in Zweit- und Drittligazeiten in den 1980er Jahren und schließlich den eigenen Sohn an der Hand in der neuen Glitzerwelt nach dem Wiederaufstieg Ende der 90er Jahre.
Über die Haßliebe von José Mourinho und den italienischen Medien in dessen Zeit bei Inter berichtet Julius Müller-Meiningen: "Der Wurm war bald auch deshalb drin, weil hier einer dem anderen den Spiegel mit einer besonders hässlichen Fratze vors Gesicht hielt. ... Etwas verkürzt formuliert hielten die meisten Mourinho für einen ausgezeichneten Zirkusdirektor, aber nicht für einen großartigen Trainer. Es ist umgekehrt genau das, was Mourinho von den Journalisten denkt: Sie sind für ihn Schaumschläger".
In der Titelgeschichte schreibt Ulrich von Berg einige gute Gedanken über das Verhältnis von Fußball und Popmusik, doch leider ist der Text eher anekdotisch orientiert und nähert sich seinem Thema mehr erratisch denn konzeptuell. Auch okay, aber ich hatte mir angesichts der prominenten Aufmachung anderes erwartet.
11 Freundinnen
Magazin für Frauenfußball
Nr.4, Juli 2010
34 S.
Im Frauenfußballheft erzählt die deutsche Trainerin Sissy Raith über ihr Engagement in Aserbeidschan, wo es keinen Spielbetrieb gibt. Es gibt auch kein Sportinternat, wobei Raith allerdings zuwenig Infrastruktur für motorisierten Individualverkehr beklagt, um in ein solches allenfalls kommen zu können: "Ich war kürzlich in Zagatala am Fuße des Kaukasusgebirges und saß zehn Stunden im Auto. Unglaublich schöne Landschaft, sattes Grün, tolle Luft, aber es geht keine Autobahn hin. Es gibt überhaupt nur eine Autobahn, alles andere sind unbefestigte Straßen. Wenn es jetzt ein talentiertes Mädchen gibt, wie soll die hierhin kommen?"
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Die Titelgeschichte hat mich auch etwas enttäuscht. Bei dem Thema ist die Quellenlage hervorragend, es gibt Bücher, die Seite FC45.de und Ulrich von Berg macht wenig draus. Er langweilt den Leser mit einem langatmigen Einstieg und bringt dann nur ein paar Anekdoten, statt einer richtigen Darstellung des Themas. Hätte mehr Spaß machen können.
AntwortenLöschenDas literarische Äquivalent zu Sommerfußball: weniger Engagement, etwas müder und ein wenig unoriginell.
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