Rezension
Elke Murlasits / Maria Froihofer (Hg.)
Unter red. Mitarb. v. Oliver Parfi
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"... ist doch offensichtlich die größte Liebe, die man entwickelt."
Weitra 2007 (Bibliothek der Provinz)
325 S.
Der unter der Ägide des Grazer Büro der Erinnerungen entstandene Prachtband vereinigt eine Menge herrlicher Photographien von den 1910er Jahren bis heute, unzählige persönliche Erinnerungen von Spielern, Spielerinnen und Fans seit den 1930er Jahren und sehr gute wissenschaftliche Beiträge (Fußball und Antisemitismus, Rassismus, Córdoba als Gedächtnisort, Fußballfans, lokale Identitäten, Umgang der Fußballindustrie mit den Frauen). Abseits letzterer Artikel konzentriert sich das Buch ganz auf die Steiermark, vor allem Graz, mit viel Stoff über Sturm, den GAK, aber auch ein bisserl über den Grazer Sportclub Straßenbahn (das Tagebuch über die Indonesien-Tournee in den 1930er Jahren!) und tolle Geschichten und Bilder von Flavia Solva. Positiv herauszustreichen ist an dem rundum empfehlenswerten Buch, daß auch Frauenfußball und das Thema Frauen und Fußball beleuchtet wird.
Die Bilder sind vor allem Gruppenbilder von Teams, ein dokumentarisches Lehrstück der Entwicklung des Äußeren des Fußballs - Dressen, Haarschnitt etc. - und auch einige Schnappschüsse emotionaler Momente von Fans. Die dokumentierten Erinnerungen sind weitgefächert, von Erzählungen über Spiele und Vereine irgendwo am Land, Anekdotisches von Spielern, z.B. über ihre Trainer, bis zu Erzählungen von Fans über ihre Erlebnisse und Sichtweisen. Das hat mich dann doch am meisten fasziniert, weil hier der Bezug am größten ist. Da gibt's neben dem Sturm-Ultra der Gegenwart (siehe auch das Interview im Ballesterer 31) und der Faszination Italien dann Geschichten über seinerzeitige Ostblock-Europacupauswärtsfahrten (heute manchmal doch angenehmer) - oder die Geschichte von Herta Sulzer über die 50er Jahre:
"Wir sind zu allen Auswärtsspielen von Sturm gefahren. Egal ob sie in der Unterliga oder in der Oberliga waren. Es waren wirklich alle Spiele sehr spannend, ob wir sie verloren haben oder nicht. Man muss ja bedenken, wir haben ja damals nicht viel gehabt. Wir haben den Roller gehabt und damit sind wir zu den Spielen gefahren. Wacker war ja am nächsten. Oder zur Admira. Zum Essen hab ich ein Gulasch gemacht oder so etwas Ähnliches, hab das dann schön heiß in die Thermosflasche gegeben und unterwegs wurde das dann gegessen. Denn wir haben ja in kein Gasthaus hinein gehen können. Das hat ja auch etwas gekostet und so viel Geld haben wir ja nicht verdient. Später, als wir dann schon ein Auto hatten, war das dann alles leichter und vor allem bequemer. Da sind wir dann sogar bis nach Bregenz zu den Sturmspielen gefahren."
Ist das nicht großartig?!
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