Freitag, 9. Oktober 2009

11 Freunde, 95


Rezension


11 Freunde
Magazin für Fußball-Kultur
Nr.95, Oktober 2009
130 S.






Eigentlich sollte jede Fußballzeitschrift, die sich an den kulturellen Leidenschaften der Fans orientiert, regelmäßig Beiträge über Italien und England bringen. Keine anderen Fußballkulturen sorgen schließlich für derart viel Bewunderung, Diskussion und Mythos. Von 11 Freunde war man ja derartige Orientierung nicht mehr gewohnt, mittlerweile schienen ja so Sachen wie Spieler-der-Saison-Wahlen nach Schema F und freundliche Interviews mehr im Fokus. In diesem Heft gibt es jedoch gleich zwei Artikel, aus den beiden klassischen Genres "Abgesang auf das einst große Italien" und "arge britische Hooligans erzählen aus ihrem Leben".
Julius Müller-Meiningen schreibt über Italien, "marode Stadien, eine kriselnde Liga, das Nationalteam ohne Esprit - aber noch immer die ganz große Liebe zum Fußball". Er reißt wichtige Aspekte an, etwa mit der wiedergekehrten Salonfähigkeit von Luciano Moggi (Juventus? Calciopoli? War da was?), der nationalen Ambivalenz gegenüber dem Team und dem Campanilismo (ich find das ja höchst positiv) oder Gewalt und Rechtsextremismus von Fans, auch wenn bei letzterem Aspekt Tiefschürfendes schon möglich gewesen wäre.
Von Matthias Paskowsky werden drei Lebensgeschichten in die Jahre gekommener Londoner Hooligans vorgestellt. Gut geschrieben, manch interessanter Punkt. Aber dennoch hat man angesichts der Fülle derartiger Texte beständig das Gefühl, das alles schon mal gelesen zu haben.

Interessant sonst die Geschichte über ein Trainingscamp für arbeitslose Profifußballer, organisiert von der deutschen Spielergewerkschaft. Große Artikel gibt es noch über zwei deutsche Spieler, Michael Ballack und Hans-Jörg Butt. Als still und deswegen verkannt und zu wenig anerkannt und geliebt werden sie portraitiert. Naja.




11 Freundinnen
Magazin für Frauenfußball
Nr.1, Oktober 2009
34 S.






Ein spannendes Projekt ist ein eigenes Frauenfußballheft, das jetzt anscheinend vierteljährlich erscheinen soll. Natürlich in Vorbereitung auf den erwarteten Boom anläßlich der Frauen-WM in Deutschland 2011. Im Artikel über Bayern München heißt es ja auch, "die meisten Männerbundesligisten haben längst eine Frauenabteilung gegründet, eine hochklassige Frauenmannschaft übernommen oder sind zumindest eine Kooperation mit einem Frauenfußballklub eingegangen, um vor der WM 2011 nicht die Chance zu verschlafen, im sich stetig entwickelnden Frauenfußballmarkt neues Marketing- und Fanpotential zu entdecken." Das ist bei uns dann doch noch sehr anders.
In gleicher kulturell orientierter Herangehensweise und ähnlichem Layout wie im Hauptheft werden Interviews und Geschichten aus Deutschland (die Elfmeterschützin im Semifinale 1989) und anderen Ländern das (die Oma-Liga 65-70-jähriger Frauen in Südafrika!) geboten.
Bin mal gespannt, ob das Niveau bei den folgenden Ausgaben so bleibt.

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