Mittwoch, 11. Dezember 2024
Enosis Neon Paralimni – Nea Salamina 4:2 i.E., 0:0 n.V. (0:0)
Zypern, Kýpello Kýprou, 2i Agonistikí, 11.12.2024
Stádio Tásos Márkou, 700
Die Claret and Blues von Damir Čanadi sind auf Zypern in der nächsten Cup-Runde. In einem verdient torlos bleibenden, zähen Match in der zweiten Runde des zyprischen Cups (Κύπελλο Κύπρου, Kýpello Kýprou), an dem seit 2008 nur die Mannschaften aus der ersten und zweiten Liga teilnehmen, ging es nach 120 Minuten ins Elfmeterschießen. Kurz vor Ende der Verlängerung tauschte er den Tormann des kurz ENP genannten Verein aus, was auf der Tribüne nicht positiv aufgenommen wurde. Da sich der eingewechselte Goalie aber danach gegen Nea Salamina (Νέα Σαλαμίνα) auszeichnete, hatte Čanadi recht.
Der Wiener und u.a. Ex-Rapid-Trainer Damir Čanadi übernahm ENP Mitte Oktober in der laufenden Saison als Trainer, um den Verein vor dem Wiederabstieg zu retten. Seit Saisonbeginn spielt hier mit Marco Krainz ein weiterer Wiener und Ex-FAKler, dessen Vertrag zuletzt bei Blau-Weiß Linz ausgelaufen war.
Die Heimfans supporteten auf der Haupttribüne mit viel Bewegung. Der Block sah recht jugendlich aus, zahlreiche Zuschauerinnen und Zuschauer trugen aber diverse Fanartikel der 1993 gegründeten Θύρα 26 bzw. Gate 26.
Gegenüber stand mit den Red Rebels des 1974 aus Famagusta vertriebenen Vereins eine gestandene Fanszene, die das auch unter Beweis stellte.
Der Enosis Neon Paralimni Football Club (Ένωση Νέων Παραλιμνίου, „Vereinigung der Jugend von Paralímni“) entstand 1944 aus dem Zusammenschluss der Vereine Heracles und People's Love, wobei als Nachfolgeverein von Heracles dessen Gründungsjahr 1936 übernommen wurde. Die Vereinsfarben sind das Claret and Blue von West Ham United. Die von hier stammenden zwei Parnerou-Brüder waren nämlich im Osten Londons aufgewachsen, mit West-Ham-Legende Bobby Moore bekannt und Fans des Vereins gewesen. 1971 erhielt ENP von Booby Moore Dressen von West Ham United gespendet. Als West Ham im März 2023 gegen AEK Larnaca im Europacup spielte, war der Verein mit Sportdirektor Mark Noble zuvor hier bei ENP zu Besuch. Am Vereinswappen von ENP ist der Parthenon von Athen abgebildet, allerdings nicht aufgrund einer ähnlichen Verbindung, sondern als griechisches Nationalsymbol. Die größten Erfolge sind die Saisonen in der ersten Liga Zyperns 1969/70 bis 2013/14, 2015/16 bis 2022/23 und nun wieder 2024/25 sowie vier erfolglose Cupfinalteilnahmen 1973/74, 1974/75, 1980/81 und 1982/83. Neben zwei Teilnahmen im UEFA-Cup 1975/76 und 1976/77 sowie zweimal im Cup der Cupsieger 1981/82 und 1983/84, wobei man jeweils in der ersten Runde ausschied, war der letzte Auftritt von ENP auf europäischer Bühne im UEFA-Intertoto-Cup 2002 gegen Schwarz-Weiß Bregenz. Im Hinspiel gewannen die Bregenzer hier vor 300 Zuschauerinnen und Zuschauern durch Tore von Jiří Rosický, dem Bruder von Tomáš Rosický, sowie von Axel Lawarée 2:0. Im Rückspiel im Bodenseestadion gewannen die Bregenzer mit Toren von Rosický, Lawarée und Peter Hlinka nach anfänglichem 0:1-Rückstand noch 3:1, sodass das letzte europäische Abenteuer von ENP am Ufer des Bodensees zuende ging. „Am Seeufer“ bedeutet der Name der Stadt Paralímni (Παραλίμνι) im Südosten der Insel Zypern übersetzt. Dies leitet sich von einem hiesige Salzwasser-See ab. Nach der Militärinvasion der Türkei 1974 mit Besetzung und Abtrennung des Nordens der Insel wuchs die Bevölkerung der Stadt stark an, da griechische Vertriebene aus dem Norden in der Stadt Zuflucht fanden. Heute leben hier rund 19.000 Menschen.
Das Stádio Tásos Márkou (Στάδιο Τάσος Μάρκου) wurde 1996 als städtisches Stadion eröffnet und bietet auf zwei Längsseitentribünen 5.800 Plätze. Es ist benannt nach dem Nationalhelden Tásos Márkou. Dieser war Guerillakämpfer der EOKA, welche gegen die britische Kolonialherrschaft kämpfte, indem sie u.a. mit Terror gegen die Teile der Bevölkerung vorging, welche diese unterstützten, sowie nach der Unabhängigkeit 1960 Offizier der Nationalgarde. Als solcher war er an den Bürgerkriegskämpfen 1963/64 beteiligt, bei der türkisch-zypriotische und griechisch-zypriotische Kämpfer wechselseitige die andere Zivilbevölkerung zu hunderten massakrierten. 1974 verteidigte er den Präsidenten der Republik Zypern, dem Erzbischof Makarios, gegen den auf Veranlassung des griechischen Militärdiktaturregimes in Athen durchgeführten Militärputsch auf Zypern teil, den wiederum die Türkei dann zum Anlass ihrer Militärinvasion nahm. Dabei wurde er vermisst, also wohl von türkischen Soldaten getötet.
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