Dienstag, 30. Juni 2020

Fanszene Polen



Rezension


Fanszene Polen
Ultras, Fans & Hooligans
Ein Streifzug durch die gewaltige Fanlandschaft Polens
erweiterte und überarbeitete Neuauflage
Freital 2020
(Burkhardt & Partner)
240 S.






Die Neuausgabe der hochgelobten und schnell ausverkauften Erstauflage aus dem Jahr 2017 bietet mit der Überarbeitung mit der Aktualisierung von 100 Texten und über 250 Korrekturen einen Schlüssel, um einen aktuellen Einblick in die oft undurchschaubare Fanlandschaft Polens zu gewinnen.

Ausnahmsweise darf ich mich hier aus meiner Rezension der Erstauflage aus dem Jahr 2017 selbst zitieren: „Das Buch aus dem Hause von Blickfang Ultrà unter Beteiligung weiterer deutscher Fanzine-Autoren ist ein Lexikon der polnischen Fanszenen. 192 Fanszenen werden auf je einer Seite vorgestellt, mit Infotext zu Charakteristika, Geschichte und Besonderheiten, Stadion, Bevölkerungsgröße und Anzahl der Fans. Wojewodschaft für Wojewodschaft wird so ganz Polen kartografiert und durchgearbeitet. Es gibt ein kleines Wörterbuch, Seiten über Ultras bei anderen Sportarten und eine Einführung zum in Polen speziell verwendeten Begriff des Fanclubs.“

Neben den allgemeinen Einführungstexten ist die Fülle an Information im Lexikonteil auch beim zweiten Lesen von vorne bis hinten wieder beeindruckend. Zum Spannendsten des Buchs gehört, dass es ein Nachschlagen zum komplexen Beziehungsgeflecht der polnischen Fanszenen bedeutet. So festgefügt und in Beton gegossen manchen Feindschaft und Freundschaft von außen wirkt, ist man dann zumindest als Laie von Brüchen und Neuorientierungen überrascht. Updates sind für den Gebrauchswert eines solchen Nachschlagewerks daher von entscheidender Bedeutung und werden hier geliefert. Ein Standardwerk.

Sonntag, 28. Juni 2020

Sturm Graz – Rapid 2:3 (2:0)

Bundesliga, Oberes Play-off, 8. Runde, 28.6.2020
Stadion Liebenau, unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Ein Fußballmatch mit zwei Spielhälften. In der ersten Halbzeit wurden Chancen vergeben und Gegentore kassiert, aus der Pause kam Rapid wie ausgewechselt heraus. Das sah schon besser aus. Nach Arase-Anschlusstreffer sechs Minuten nach Wiederbeginn dann Elfmeter in der Rapidviertelstunde und in der Nachspielzeit traf Kara zur Führung. Puh.
Spiele zwischen Rapid und Sturm Graz gehören seit Jahren zum Stimmungsvollsten, das der österreichische Fußball zu bieten hat. Umso surrealer ist es bei dieser Partie im leeren Stadion. Gut besucht war ein mit Sturm-Transparent versehenes Fenster des Stadionturms. Die Akustik brachte es mit sich, dass die originellen „Wiener Schweine!“-Rufe von dort im Stadion zu hören waren.
„Uns is wurscht, wer wen ,wetzt‘, solange Sturm auf die Jugend und langfristige Konzepte setzt.“ reimte die Grazer Nordkurve in Reaktion auf die jüngste Debatte bei Rapid und Entwicklungen im eigenen Verein.

Jevišovice/Mikulovice – Hostim 3:2 (1:1)

Region Cup 2020, 3. kolo, 28.6.2020
hřiště Jevišovice, ca. 50

Die Fotbal Jevišovice/Mikulovice errang einen Sieg gegen die TJ Hostim in einem entscheidenden Spiel um den Titel des Region Cup, einem von fünf Dorfvereinen um das südmährische Znojmo von Mitte Juni bis Mitte Juli in der Coronavirus-Pause selbstorganisierten Ersatzbewerb. Die Sonntags-Matinée rief und lockte Fußballinteressierte von nah und fern an.
Die Spielgemeinschaft der TJ Mikulovice mit Fotbal Jevišovice spielt abwechselnd in Mikulovice und eben hier in Jevišovice. Fotbal Jevišovice wurde 1939 als Sokol Jevišovice gegründet. Als die deutschen Besatzer die tschechische Sokol-Organisation verboten, wurde das 1924-25 errichtete Sokol-Turngelände zu einem Fußballplatz umgebaut. Dieser alte Platz wird aber nicht mehr bespielt, stattdessen nutzt man einen Kunstrasenplatz nahe am Ortszentrum. Seit 1999 hieß der Verein Fotbal Jevišovice. 1999/2000 gewann man erstmals die achtklassige Bezirksliga von Znojmo (Okresní přebor Znojemska), marschierte in der nächsten Saison in der I. B třída Jihomoravské kraje sk. C durch und spielte dann 2001/02 bis 2012/13 sechstklassig in der I. A třída Jihomoravského kraje sk. A bis man mit erneutem Meistertitel in die fünftklassige Liga Krajský přebor aufstieg, wo man 2013/14 bis 2015/16 drei Saisonen spielen konnte. Dann ging man zurück in die siebtklassige I. B třída Jihomoravského kraje – sk. B, in der man seither spielt.
Vor dem Spiel wurde die Stadt Jevišovice besichtigt.

Samstag, 27. Juni 2020

Dolní Bojanovice – Sokol Vlkoš 3:2 (1:0)

Tschechien, Okresní pohár Hodonín, Finále, 27.6.2020
Fotbalový areál Šardice, 400

In einem spannenden Finale, das mit Emotionen, roter Karte, Elfmeter und fünf Toren beste Fußballunterhaltung bot, gewann der SK Dolní Bojanovice aus der achtklassigen Bezirksliga von Hodonín (Okresní přebor Hodonín) im Jihomoravský kraj gegen die in der neuntklassigen III. třída sk. A spielende Mannschaft aus Vlkoš u Kyjova den Okresní pohár von Hodonín.
Am 9. Juni hatte der Bezirksfußballverband von Hodonín (OFS Hodonín) beschlossen, seinen in der Coronaviruszeit wie alle Bewerbe unterbrochenen Cupwettbewerb mit den offenen Semifinale wiederaufzunehmen. Während Sokol Vlkoš sein Spiel am Freitagabend des 19. Juni absolvieren konnte, musste das Spiel von SK Dolní Bojanovice wegen Unbespielbarkeit des Rasens am Samstag abgesagt und am Mittwochabend nachgetragen werden. Sokol Vlkoš hatte also den Vorteil längerer Regenerationszeit.
Der südmährische Ort Šardice wurde 1960 Jahre vom Braunkohleabbau geprägt und so trägt der Fußballverein hier auch den Bergmannsnamen TJ Baník Šardice. Der Verein wurde 1934 als SK Šardice gegründet. In der Nachkriegszeit gab es im Zuge der Umstrukturierung des tschechoslowakischen Sportsystems sowohl den zivilen Verein DSO Šardice als auch den Bergwerksverein Sokol Horník Šardice, die 1952 fusioniert wurden. Der Verein hieß dann ab 1953 zunächst DSO Baník Šardice und dann ab 1957 TJ Baník Šardice. Man spielte in den unteren Spielklassen bis man dann als FK Šardice ab 2003 ein Höhenflug unternahm, der den Verein 2005/06 und 2006/07 sowie 2008/09 und 2009/10 für insgesamt vier Saisonen in die viertklassige Divize D brachte. 2008/09 und 2009/10 gewann man jeweils die Divize, verzichtet aber beide Male auf den Aufstieg. Nach dem letzten Divize-Meistertitel 2010 zog man sich gar freiwillig ganz zurück. Man begann in der neuntklassigen III. třída sk. A neu, aus der man 2017 und 2018 weiter aufstieg sodass man derzeit in der siebtklassigen I.B třída sk. C im Jihomoravský kraj spielt. Seit 2018 tut man dies auch wieder unter dem Namen TJ Baník Šardice.
Das Fotbalový areál Šardice wurde 1958 eröffnet. Die markante Tribüne wurde 1965 bis 1969 errichtet. Auf ihr und rund um die Gaststätte versammelte sich an diesem Sommerabend eine stattliche Anzahl an Zuschauerinnen und Zuschauern.
Vor dem Spiel wurde der Ort Šardice besichtigt.