Tschechien, 1. liga, 6. kolo, 30.8.2014
Stadion u Nisy, 4.938
Ein sensationelles Spiel bot Slovan Liberec. Eine Stunde lang war fast jeder Schuss ein Treffer. Den Schlusspunkt setzte ein Elfmeter zum 6:0, dann hatten sie genug und Baník Ostrava kam zu mehr Spielanteilen. Zu einem Tor reichte es aber nicht. Nach einem schlechten Saisonstart war es der erste Sieg für Liberec in dieser Saison – und was für einer.
An drei Ecken des Stadions wurde Stimmung gemacht. Neben dem traditionellen Heimsektor der Supras Unisono befanden sich am diagonal entgegengesetzten Eck Chaotix, die zwar nicht viele waren aber dies durch gesteigerten Einsatz wettmachten. Da den Gästen eine Choreo verboten worden war, gab es auch bei den Supras keine, wie sie per Spruchband zu Beginn kundtaten. Der Auswärtssektor auf derselben Tribünenseite war gut gefüllt und Baník Ostrava erreichte wie gewohnt eine beachtliche Lautstärke mit ihren Gesängen. Nach einer halben Stunde gab es gleichzeitig eine Protestchoreo der Chaotix zu Zuständen im tschechischen Fußballverband und ein Spruchband bei Baník Ostrava gegen Polizeirepression. In einen nachfolgenden Sprechchor von Seiten der Supras gegen die Führung des tschechischen Fußballs stimmten beide ein.
Der FC Slovan Liberec entstand 1958, blickt aber auf eine Vorgeschichte zurück. 1910 wurde der Verein SK Sparta Ober Rosenthal gegründet, aus dem 1912 FK Rapid Ober Rosenthal und nach tschechischer Übernahme in den 1920ern SK Rapid Horní Růžodol geworden war. Nach dem Anschluss an Hitlerdeutschland 1938 wurde der Verein wie alle tschechischen Organisationen aufgelöst. 1945 wurde der Klub als Rapid Liberec wiedergegründet, dann als zur chemischen Industrie zugeordneter Verein 1949 in Kolora Liberec und 1953 in Jiskra Liberec umbenannt. 1958 wurde Jiskra mit dem Verein der Lebensmittelindustrie Slavoj Liberec zu TJ Slovan Liberec fusioniert. In der Tschechoslowakei spielte der Verein bis 1993 in der zweiten oder dritten Liga, seither ist er in der ersten tschechischen Liga. Die Erfolge kamen in den 2000er Jahren: Cupsieger 2000 und Meister 2002, 2006 und 2012. Vorige Saison kam Slovan Liberec in der Europa League bis ins Sechzehntelfinale im Frühjahr.
Ladi Maier spielte hier von 1992 bis 1998, bevor er zu Rapid ging. Auch Marek Kincl, Jozef Valachovič und Radek Bejbl haben hier gespielt.
Das Stadion u Nisy („Stadion an der Neiße“) wurde 1931 vom 1899 als Reichenberger Fußballklub (RFK) gegründeten und 1904 in Reichenberger Sportklub (RSK) umbenannten Verein errichtet, der nach Kriegsende 1945 als deutscher Verein aufgelöst wurde. Von 1949 bis 1958 spielte hier Slavoj Liberec. Nach einer Renovierung wurde 1978 das Stadion u Nisy zum Hauptstadion. Slovan Liberec hatte zuvor im Městský stadion gespielt, das am Nachmittag bei einem U19-Spiel besucht wurde. Trotz mehrmaliger Rückkehr ins städtische Stadion für einzelne Saisonen oder Umbauphasen spielt man seither hier. Die kleine Tribüne aus den 1930er Jahren wurde 1994/95 durch die in den Felsen gebaute neue Haupttribüne ersetzt. 1998/99 wurden die Tribünen hinter den Tore und zwischen 1999 und 2001 die zweite Längsseiten-Tribüne am Flusslauf der Neiße errichtet. Die Kapazität des Stadions beträgt heute 9.900 Plätze.
Vor dem Spiel wurde die Stadt besichtigt, anschließend ging es nach Mladá Boleslav.
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