Donnerstag, 2. Oktober 2025

Lech Poznań – Rapid 4:1 (3:0)

UEFA Conference League, Liga, 1. Runde, 2.10.2025
Stadion Miejski w Poznaniu, 24.779

Rapid verliert hoch beim polnischen Meister. Das Ergebnis entsprach dem Spiel, denn wir waren klar schlechter. Konnten Europacuperfolge voriges Jahr den Rückfall im Herbst übertünchen, wird das wohl heuer nicht so sein. Nach den Dosen in der Meisterschaft kommt nach der Länderspielpause mit der Fiorentina das nächste Kaliber.
„Wir wollen Rapid sehen“ hieß es so auch aus dem Gästesektor. Mit „Forza Rapid Wien“-Choreographie der Ultras Rapid und gut motiviert startete der tausendköpfige Rapidblock ins Spiel. Die Mannschaft nahm das allerdings leider nicht auf.
Rufe für die Kolejorz (Eisenbahner) erschallten aus dem Heimfanblock des Eisenbahnervereins Kolejowy Klub Sportowy Lech Poznań, den ein riesiges Banner am oberen Rang zum Kolejowy Klub Sportowy, also zum „Anhänger-Sportklub“ statt „Eisenbahn-Sportklub“ erklärt. Beachtlich waren das bekannte verkehrtherum-hüpfen und die Disziplin, dass oben alle blau und unten alle weiß angezogen sind. Lech Poznań ist im polnischen Hooliganismus auf und abseits der Tribüne in der höchsten Kategorie. „Sowohl auf den Rängen als auch außerhalb eine der besten Szenen“ attestiert ihnen das Lexikon Fanszene Polen und berichtet über hohes Organisationsniveau, mit dem das Potential der ganzen Region für Lech ausgeschöpft wird. Von ihren Freunden war optisch Cracovia zu sehen, auch mit großem Fetzen der Wiener Cracovia-Gruppe.
Der KKS Lech Poznań wurde zwar schon 1920 in der damals noch selbständigen Gemeinde Dębiec (deutsch früher Dembsen) als KS Lutnia Dębiec gegründet, aber erst 1922 in den Fußballverband von Posen Poznański ZOPN aufgenommen, weswegen 1922 traditionell als Gründungsjahr gilt. Später im Jahr 1922 änderte man den Namen in TS Liga Dębiec und später mit der Eingliederung von Dębiec in die Stadt Poznań 1925 zu TS Liga Poznań wurde. 1930 kam der wesentliche Einschnitt in der Vereinsgeschichte, man wurde als Klub Sportowy Kolejowego Przysposobienia Wojskowego Poznań Dworzec („Sportklub der Militärischen Ausbildung der Eisenbahn Posen“), kurz KS KPW Poznań zum Eisenbahnerverein. Für 64 Jahre sollte die Eisenbahn den Klub bestimmen. Nach der teilweisen Untergrundtätigkeit unter deutscher Besatzung im Zweiten Weltkrieg wurde der Verein nach der Befreiuung der Stadt im Februar 1945 schon im März als Kolejowy Klub Sportowy Poznań (KKS Poznań, „Eisenbahnsportklub Posen“) wiedergegründet. 1947 wurde daraus der Klub Sportowy Związku Zawodowego Kolejarzy Poznań (KS ZZK Poznań, „Sportklub der Eisenbahnergewerkschaft Posen“), 1949 Zrzeszenie sportowe Kolejarz Poznań („Sportverband der Eisenbahner Posen“) und ab Jänner 1957 hieß man erstmals Lech als Klub Sportowy Lech Poznań (KS Lech Poznań) sowie dann ab Dezember 1957 Kolejowy Klub Sportowy Lech Poznań (KKS Lech Poznań, „Eisenbahnersportklub Lech Posen“). So hieß der Verein jahrzehntelang bis 1994 die Eisenbahn aus der Finanzierung ausstieg und man sich Poznański Klub Piłkarski Lech Poznań (PKP Lech Poznań, „Posener Fußballklub Lech Posen“) nannte. PKP ist nicht zufälligerweise auch der Name der Polnischen Eisenbahn Polskie Koleje Państwowe. 1998 benannte man sich Wielkopolski Klub Piłkarski Lech Poznań (WKP Lech Poznań, „Großpolnischer Fußballklub Lech Posen“) nach der Region Wielkopolska (Großpolen), deren Hauptstadt Poznań ist. 2006 fusionierte Lech mit dem seit 1995 in der Ekstraklasa spielenden Amica Wronki aus der 50km entfernten Stadt Wronki, die finanziert vom gleichnamigen Haushaltsgerätehersteller 1997/98, 1998/99 und 1999/2000 dreimal den polnischen Cup gewonnen hatten und 1998/99 bis 2004/05 regelmäßig Europacup gespielt hatten, während Lech Poznań erfolglos geblieben war. Mit neuem Namen KKS Lech Poznań spielte man mit der Lizenz von Amica Wronki in Poznań weiter.
Mit Erstligasaisonen (bzw. anfangs Jahresmeisterschaften) 1947 bis 1957, 1961 bis 1962/63, 1972/73 bis 1999/2000 und nunmehr seit 2002/03 zählt Lech Poznań zu den großen Vereinen des Landes. 1982/83, 1983/84, 1989/90, 1991/92, 1992/93, 2009/10, 2014/15, 2021/22 und 2024/25 war man neunmal polnischer Meister und wurde 1981/82, 1983/84, 1987/88, 2003/04 und 2008/09 fünfmal Cupsieger. Seither verlor man 2010/11, 2014/15, 2015/16, 2016/17 und 2021/22 bei jeder Teilnahme das polnische Cupfinale. Größter Erfolg im Europacup war das Viertelfinale der Conference League 2022/23.
Das städtische Stadion Stadion Miejski an der ul. Bułgarska wurde hier ursprünglich 1968 eröffnet. Lech Poznań spielte hier aber erst seit 1980, nachdem man bis dahin im Herkunftsstadtteil Dębiec im 1934 eröffneten und 1996 abgerissenen Stadion na Dębcu gespielt hatte. Den Rekordbesuch im alten Stadion hier gab es mit überfüllten 45.000 Leuten bei einer Kapazität von nur 40.000 Plätzen bei einem Länderspiel Polens gegen Griechenland 1984. Anstelle der großen Schüssel in Hufeisenform wurde das heutige Stadion als modernes Fußballstadion in den Jahren 2003 bis 2010 errichtet. Es fasst 42.837 Zuschauerinnen und Zuschauer. 2016 wurde als Symbol des Eisenbahnervereins eine 1956 in der Posener Lokomotivfabrik gebaute alte Dampflokomotive vor dem Stadion aufgestellt.
Vor dem Spiel habe ich die Stadt Poznań besichtigt.

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