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Donnerstag, 13. Oktober 2022

Block West Echo, 43




Rezension


Block West Echo
#43
Saison 2021/22
260 S.









„Reichlich Lesestoff und jede Menge Bilder.“ verspricht das Vorwort. Das trifft mal wieder vollkommen zu. Im Umfang des Hefts jagt ein Rekord den nächsten und nun sind es bereits unfassbar starke 260 Seiten geworden. Nach dem letzten Heft 42 ist einige Zeit vergangen. Ausgabe 43 widmet sich der Saison 2021/22.

„Es gibt keinen hundertprozentig richtigen Weg in dieser Zeit.“ Dieser Satz habe die Suche nach einem „bestmöglichen Mittelweg“ zum Umgang mit den Umständen in den Phasen der Corona-Pandemie begleitet, wird eingangs festgestellt. Zu verschiedenen Zeiten und Maßnahmen gab es ja unterschiedliche Verhaltensweisen. „Ob wir das geschafft haben, kann nur jeder für sich selbst entscheiden.“ bilanzieren die UR. Der Saisonrückblick auf die im Rahmen der Pandemie besuchten Rapid-Spiele 2021 nimmt standesgemäß großen Raum ein. Das Versprechen von reichlich Lesestoff und Bildern wird hier schon einmal gleich in die Tat umgesetzt. Die Spielberichte beinhalten die gewohnte Mischung aus Rundherum, Tifo und sportlichem Geschehen. Die Bilder rufen viele Erinnerungen im Kopf wieder hervor. Besonders gilt das für die Europacupspiele jener Saison, die von unterschiedlichen Corona-Schutzmaßnahmen und unterschiedlichen Kurvenreaktion darauf geprägt waren. So gab es wahre Festtage genauso wie die Auswärtsspiele, wo man aufgrund der Linie (3G akzeptiert, aber bei weiteren Einschränkungen Draußenbleiben) vor dem Stadion war oder auf verschlungenen Wegen z.B. beim Abschlusstraining Präsenz und Protest gegen die UEFA-Bestimmungen zeigte (vor dem Spiel auf Zypern). Bis hin zum durch Polizeischikanen anstrengenden Tag in Arnheim. „Unsere Mannschaft tat alles dafür, den anstrengenden Tag noch anstrengender zu machen.“

Sehr erfreulich ist, dass hier jetzt wieder ein großer Block an aktuellen Texten und Berichten von Veneziamestre Platz eingeräumt werden konnte, aufgrund der dortigen Kurvensituation und trotz Covid-Pandemie möglichen Spielbesuchen. In dieser Saison sogar in der Serie A. Das liest man gerne. Beim großen Spiel von Veneziamestre in Bologna am 21.11.2021 mit (beiderseits) schönem Kurvenbild hatte ich dieselbe frühmorgendliche Anreisevariante gewählt, an diesem Tag als Groundhopper aber lieber die beiden Spiele Correggese-Carpi und danach Imolese-Reggiana stattdessen besucht. Schon damals kam mir nach Betrachten der bald im Internetz auftauchenden Choreo-Bilder der Gedanke, dass dies womöglich doch eine falsche Prioritätensetzung war. Das Zweifeln und Grübeln begann hier beim Bericht auch gleich wieder. Schwierig.

20 Jahre Ultras Rapid und Gate 13 ist ein weiteres großes Thema im BWE. Es ist über Feiern und Besuche zu lesen und vor allem gibt es hier auch einen spannenden Artikel zur hundertjährigen Geschichte des Panathinaikos-Stadions Leoforos Alexandras mit vielen Details. Vom 1. FC Nürnberg ist wieder ein UN-Saisonrückblick abgedruckt und es gibt eine UR-Besuchsbericht.

Weiters zu finden sind im BWE ein Interview mit Markus Heikkinen, ein Bericht vom Begräbnis von Rudolf Edlinger, ein Nachruf auf Otto Barić oder die Erzählung von der Revitalisierung der mittlerweile im Block West aufgestellten Diadora-Kanone. Das zwei Jahrzehnte danach nachgestellte Foto mit ihr ist ein Highlight. Ein solches ist auch die „Maradona Murales ToUR 2022“, bei der in Neapel zu zahlreichen Maradona-Wandgemälden spaziert wurde. Zu dem beeindruckenden 25 Jahre Tornados Rapid-Film erzählt Filmemacher Dominik H. im Interview einige Hintergründe zur Entstehung.

Gut und richtig ist es immer, sich mit der Rapid-Geschichte zu befassen. Hier ist ein Gastbeitrag von Laurin Rosenberg über wegen Ausschreitungen abgebrochene Rapid-Spiele aus den Jahren 1900 bis 2011 zu lesen. Es gibt wenig bessere Kenner der Rapid-Geschichte als Laurin Rosenberg. Aufgrund politischer Winkelzüge oft verzwickt ist allerdings die DDR-Sportgeschichte. Rapid spielte im Meistercup-Achtelfinale 1960/61 gegen Wismut Karl-Marx-Stadt, wie hier richtig steht. Das Auswärtsspiel fand aber nicht in Karl-Marx-Stadt, wie Chemnitz 1953 bis 1990 hieß, statt. Denn der Verein hieß zwar Wismut Karl-Marx-Stadt, war aber de facto Wismut Aue und daher spielte Rapid auch in Aue. Die zentrale Sportvereinigung Wismut hatte ihren Sitz in Karl-Marx-Stadt und hieß SC Wismut Karl-Marx-Stadt. Dorthin sollte 1954 die erfolgreiche Fußballsektion der BSG Wismut Aue übersiedelt werden, was einen halben Volksaufstand in Aue auslöste. So hieß dann als Kompromiss der Verein zwar Wismut Karl-Marx-Stadt, spielte aber in Aue (heute Erzgebirgsstadion, damals Otto-Grotewohl-Stadion). 1963 wurde das Gewirks aufgelöst, die BSG Wismut Aue wieder selbständig und in Chemnitz übernahm der SC Karl-Marx-Stadt den Fußball, woraus 1966 der bekannte FC Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitzer FC) entstand.

Interessant zu lesen ist der Bericht über Sampdoria und faszinierend ist die Dokumentation der Murales in der Gradinata Sud samt Wiedergabe der kundigen Führung zu ihnen. Das ist wirklich gut. Weiters werden im Heft Spruchbänder dokumentiert (mittlerweile hat auch jemand aus der Neuland-Generation wie ich eine Übersetzungs-App am Handy, bei jenen in griechischer Sprache wäre dennoch die Beifügung der Übersetzung praktisch), Gruppenfotos gezeigt und von zahlreichen Aktionen und Aktivitäten berichtet.

Nach 260 Seiten hat man reichlich Lesestoff und Bilder aufgenommen, verarbeitet und einiges erfahren.


A4 / 10 € / erhältlich bei den Ultras Rapid

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