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Mittwoch, 4. März 2020
Magic Moments
Rezension
Bert Bauer / Christian Tragschitz
Magic Moments
Das „Zauberjahr“ 1988 mit Cupsieg & Europacup-Teilnahme: Spieler und Fans erinnern sich
100 Jahre Kremser Sportclub
Krems 2020 (Eigenverlag)
28 S.
2019 wurde der Kremser Sportclub hundert Jahre alt und 2018 hatte sich zum dreißigsten Mal das annus mirabilis des Vereins gejährt. Im Versuch, aus der niederösterreichischen Landesliga wieder aufzusteigen, mischte der KSC in den Jubiläumsjahren 2018 und 2019 zwar oben mit, landete 2018 aber nur am vierten Tabellenplatz und musste sich 2019 Stripfing geschlagen geben. Festveranstaltungen, Feierlichkeiten oder Jubiläumsspiele gab es in Krems an der Donau weder zum 100er des Vereins noch zum 30er des „Zauberjahrs“ 1988, obwohl damals 2018 bei Wacker Innsbruck mit Karl Daxbacher ein Kremser Akteur (erst Co-Trainer und dann Cheftrainer) des Jahres 1988 Trainer war. Eine in Eigenregie von den beiden Sportjournalisten Bert Bauer und Christian Tragschitz erstellte Broschüre würdigt jetzt doch noch nachträglich das KSC-Jahr 1988.
Der KSC war 1930 Amateurstaatsmeister geworden, hatte bereits 1956/57 bis 1959/60 erstmals in der Staatsliga A in der höchsten Spielklasse gespielt und schaffte es 1989/90 bis 1991/92 im Nachgang der Euphorie von 1988 auch noch ein zweites Mal ganz nach oben, in die 1. Division der Bundesliga. Der unbestrittene Höhepunkt der Vereinsgeschichte ist aber das Jahr 1988. Im Frühjahr schaffte es der KSC als erster Zweitligist in das Finale des ÖFB-Cups, das in Hin- und Rückspiel ausgetragen wurde. Gegen den nachmaligen österreichischen Meister 1989 und 1990 FC Tirol unter Ernst Happel gewann der KSC das Hinspiel zuhause sensationell 2:0 und wurde dank Auswärtstor trotz 3:1-Niederlage im Rückspiel noch sensationeller österreichischer Cupsieger 1987/88. Dem Cuptitel im Frühjahr folgte im Herbst der erste (und einzige) Kremser Europacupauftritt. Gegen Carl Zeiss Jena aus der DDR musste sich der KSC auswärts 5:0 geschlagen geben, konnte sich aber mit einem 1:0-Heimsieg anständig aus dem Europacup der Cupsieger verabschieden.
In der Jubiläumszeitschrift wird zunächst der Weg zum Cupsieg mit Siegen über die Regionalligisten SC St. Margarethen, SC Zwettl und FC Puch,die Bundesligisten Wiener Sport-Club und VfB Mödling sowie die beiden Finalspiele gegen den FC Tirol referiert. „Der FC Swarovski Tirol. Durch die Millionen der Kristalldynastie hatte man in Innsbruck ein wahres Dreamteam rund um die Trainerlegende Ernst Happel zusammengestellt. Spieler wie Bruno Pezzey, Manfred Linzmaier, Alfred Hörtnagl, Peter Pacult und Hansi Müller (D) sollten die lästige Pflicht erfüllen und den Pokal einsacken.“
Den Hauptteil des Hefts machen dann Artikel aus, in denen die Autoren mit Erwin Höld, Franz Miesbauer, Slobodan Batričević, Franz Weber und Thomas Janeschitz Protagonisten der damaligen KSC-Mannschaft über ihren Lebensweg und ihre Zeit in Krems erzählen lassen. Sie loben im Rückblick die Gemeinschaft in der Mannschaft und das Leben in der Kleinstadt. Die Emotionen sind bei Slobodan Batričević noch herauszulesen, wenn er vom Cupfinal-Rückspiel am Innsbrucker Tivoli erzählt: „Die Tiroler Spieler waren fassungslos, aber bei uns waren Freude und Erleichterung einfach gigantisch. Diese Gefühle kann man nur schwer beschreiben. Hansi Müller hat dann gesagt, dass es eine Schande für Österreich sei, wenn Krems den Cup gewinnt. Aber viel mehr war es eine Schande für den FC Tirol und seine Person, weil er ja selbst gespielt hat.“ Hervorgehoben werden in den Erzählungen die Persönlichkeiten von Trainer Ernst Weber und Präsident Sepp Doll. Mehr hätte man im Heft gerne noch über das Erlebnis Europacup gelesen, er kommt leider nur am Rande vor.
Rapid-Bezüge gibt es neben den Schilderungen des aus Hütteldorf nach Krems verliehenen Franz Weber aus seiner Karriere (226 Spiele für Rapid), wenn etwa Franz Miesbauer über das Trainerduo Kaltenbrunner/Bjerregaard 1986 erzählt − „Ich hatte den Eindruck, dass sich die beiden bezüglich Übungsbetrieb nie abgesprochen hatten. Da beim Training entweder Günter Kaltenbrunner oder Jørn Bjerregaard anreisten, entstand bei uns eine große Verunsicherung.“ − oder mehrmals angesprochen wird, dass Trainer Karl Daxbacher und Spieler Hans Krankl nicht zusammenpassten und daher das Kremser Gastspiel des letzteren im Sommer 1988 nur sehr kurz war.
Das Kremser Stadion war 1988 nicht nur für ein ÖFB-Cupfinalspiel sondern auch für ein Europacupspiel tauglich. Zum Hinspiel des Cupfinales drängten sich hier am 24. Mai 1988 zwischen 9.000 und 10.000 Leute (die Angaben divergieren). „Es gibt selbst für ausverkauft noch eine Steigerung. Ohne Ticket vorbeigeschwindelt am Ordner, über den Zaun geklettert, jeder findet irgendwie und irgendwo seinen Platz. Ein Erlebnis, bei dem man dabei sein muss.“ Mit Ernst Schicklgruber erzählt zum Schluss auch ein Kremser Anhänger aus seinen Erinnerungen. „Nach dem Schlusspfiff wurde das Spielfeld vom Kremser Anhang geflutet, die Helden zur Ehrenrunde geschultert.“
Vielen Dank lieber Brucki!
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