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Mittwoch, 17. Juni 2020

Ballesterer 152




Rezension


Ballesterer
Nr. 152, Juni/Juli 2020
84 S.










Den Weg des LASK von der Regionalliga 2013/14 an die Tabellenspitze der Bundesliga 2019/20 und den rasanten Absturz durch Punktestrafe und Sympathieverlust aufgrund Verstoss gegen die Coronavirus-Regelungen beobachtet und beschreibt in der Titelgeschichte Moritz Ablinger. Dank seiner Linzer Wurzeln und Sprachkenntnisse konnte er recherchieren – „so mancher Gesprächspartner versicherte sich vor der Preisgabe von Hintergrundinformationen, ob er denn eh Oberösterreicher sei“ – und das zahlt sich aus: Es ist ein facettenreiches und lehrreiches Vereinsportrait der letzten Jahre herausgekommen. Dazu blickt ein weiterer Artikel auf die LASK-Erfolge 1965 mit Meistertitel und Cupsieg zurück. Ein im Rückblick eigentlich unglaubliches Detail, dass das Rückspiel des ÖFB-Cup-Finales nicht im Stadion sondern am damals noch bestehenden eigenen Platz ausgetragen wurde und der Jubel über den Cupsieg „wegen der mäßigen Leistung“ verhalten ausfiel, wie Ablinger einen zeitgenössischen Zeitungsbericht zitiert.
Spannend ist im Rahmen des LASK-Schwerpunkts das Interview mit der Fanszene, den Landstrasslern, zur Lage, zum Verhältnis zur Vereinsführung, dem Gugl-Stadion, der Entstehung der Landstrassler und Entwicklung der Fanszene sowie der sichtbar gewordenen LASK-Präsenz in der Stadt („Es ist nicht mehr so, dass alles, was nach Subkultur riecht, Blau-Weiß ist. Das ist gut so.“)

Ein Highlight des Hefts ist das Interview von Hubert Herzog mit dem 85-jährigen Josef Bertalan, der in der großen Rapid der 1950er Jahre (drei Meistertitel, Semifinale im Europacup der Meister 1961) spielte. Er erzählt beste Anekdoten, wie von den Welt-Tourneen, die Rapid damals absolvierte: „Ja, meine erste Reise war 1955 nach Australien. Ich bin vorher noch nie in einem Flieger gesessen. Ursprünglich war ich gar nicht im Kader, aber dann hat der Trainer gesagt, dass ich eine Woche später nachkommen kann – wenn ich mich traue. Ich bin zuerst nach Amsterdam geflogen, dann mit dem Überseeflieger – das waren viermotorige Propellermaschinen – nach Rom, dann nach Kairo, nach Karachi, Bangkok, Singapur und so weiter. Ich bin am Sonntag losgeflogen und am Donnerstag angekommen.“

Als dritten Höhepunkt des Hefts möchte ich das Interview von Christian Dürr mit César Luis Menotti hervorheben. Allein die Einleitung mit der Schilderung des hartnäckigen Bemühens des Zustandekommens des Gesprächs ist schon eine Geschichte. Menottis Aussagen sind markant und sein philosophischer Satz „Das Geschwindeste im Fußball ist die Pause.“, den er auch noch an einem Maradona-Beispiel exemplifiziert, lässt einen nachdenken.

In seiner stets lehrreichen Serie über Vereinswappen beschäftigt sich Christian Nell diesmal mit Denizlispor. Weitere interessante Themen im Heft sind u.a. Dynamo/Dynama Donau oder CS Lebowski. Up to date ist auch im Coronavirus-Zeitalter wieder Dr. Pennwieser in seiner Medizinkolumne, die sich diesmal der Sozialphobie widmet.

In meiner Amateurfußballreihe Nebenschauplätze geht die Reise in das niederösterreichische Waldviertel nach Langau und im Groundhoppingteil schreibe ich über meinen letzten Spielbesuch vor der Krise, in Rijeka im März.

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