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Donnerstag, 4. März 2021
Zeitspiel 21
Rezension
Zeitspiel
Magazin für Fußball-Zeitgeschichte
#21 (IV/2020)
100 S.
„Dass die 80er Jahre mit romantischem Blick verklärt werden, ist wohl vor allem dem Lauf der Zeit geschuldet. Früher war eben alles besser. Vor allem, weil man da selbst noch jung und prägend war. Heute sind andere jung und prägend, natürlich nie so, wie man es gerne hätte.“ Erinnerungen an die 1980er Jahre im Fußball der noch getrennten beiden deutschen Staaten bilden den Schwerpunkt des Hefts. Das Jahrzehnt der sportlich prägenden Rekordmeister wird beschrieben, hier der von der Stasi geförderte BFC Dynamo mit zehn Titeln in Serie („Abseits der BFC-Fanszene sprach man in der DDR deshalb auch nicht vom ,Rekordmeister‘, sondern vom ,Schiebermeister‘.“) und dort der FC Bayern München, der 1987 den 1. FC Nürnberg als deutschen Rekordmeister ablöste. Zu lesen ist über Abstiege und Abstürze großer Namen, heimliche Helden und Sensationsaufsteiger, Dramen, Frauenfußball, Geld und Kommerzialisierung, Souvenirs, Randale, Alkohol, Informationsbeschaffung und Medien („In den 80ern gab es keine Apps.“), die Nationalmannschaften sowie auch über Fankultur. Torsten Gränzer erinnert sich an seine Jugendjahre mit den Fans von Stahl Brandenburg in der DDR und ihr Ende 1989: „Die Zeit, in der Kutten Punks, Skins, Shell-Parker und Metaller die Schlachten gemeinsam durchgestanden hatten, war definitiv vorbei. Nun kamen die 90er, nun kam Politik, und als nach dem Mauerfall auch die Reichskriegsflaggen Einzug hielten, war es für mich erst einmal Zeit zu gehen.“ Beate Wild erinnert sich an ihre Zeit in den 1970er und 1980er Jahren als eine von wenigen Frauen in der FCN-Kurve, hebt insbesondere den Zusammenhalt untereinander hervor und zeichnet im Interview ein lebendiges Bild jener Jahre: „Ich habe unglaublich viele Leute kennengelernt von anderen Vereinen. HSVler, die Kontakte bestehen bis heute, Stuttgarter, Gladbacher, Schalker sowieso. Rapid Wien. Die Freundschaft gab es in den 80ern schon, die ist jetzt durch die Ultras wieder verstärkt aufgetreten. Wenn wir irgendwo hingefahren sind, wo wir Leute kannten, dann haben die uns schon am Bahnhof abgeholt. Man hat sich gefreut, dass man sich sieht, hat sich umarmt, den ganzen Tag miteinander verbracht. Teilweise kamen auch Leute von anderen Vereinen, wenn wir im Ruhrgebiet waren. Hamburger zum Beispiel waren oft bei uns, wenn wir auf Schalke spielten. Natürlich in zivil, denn Hamburg und Schalke, das ging nicht.“ Rapid-Bezug gibt es auch in den Kurzmeldungen zu Heftbeginn mit einer Gegenüberstellung der Vereinswappen von Botev Plovdiv und dem SK Rapid. Weiters finden sich im Heft u.a. Artikel zur Lage bei den Sportfreunden Siegen, den Stuttgarter Kickers und in Bürstadt. Die Fußballgeschichte Perus wird von Hardy Grüne beschrieben. Dabei stelle ich fest, dass ich mit Ausnahme der WM-1978-Episode darüber schlicht nichts wusste. Es werden einige spannende Begebenheiten genannt. In einer Liste samt Kurzbeschreibung „bekannter peruanischer Klubs“ kannte ich keinen einzigen auch nur vom Namen nach. Einmal mehr ein Hinweis darauf, wie eurozentriert ich bin, nachdem ich Fußballgeschehen außerhalb meines Reise-Radius nicht wahrnehme.
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