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Mittwoch, 3. März 2021

Rapid Journal, März 1984




Rezension


Rapid Journal
März 1984
Ausgabe 1
16 S.











Zlatko Kranjčar verstarb am 1. März 2021 im 65. Lebensjahr. „Cico“ bzw. eingedeutscht „Zizo“ war in dieser Ausgabe des Rapid Journal zum ersten Mal am Titelblatt. Unter dem Namen Rapid Journal erschien die Zeitschrift des SK Rapid laut ÖNB 1980 bis 1989, vergleichbar mit dem seit 1996 erscheinenden Rapid Magazin. Eine Zeitreise.

Im Editorial hieß es, man erwarte von Kranjčar, „dass er im Spiel umsetzt, was er im Training oder während der Tournee durch Kuwait, Katar und Bahrain bewies: dass er ein Klassespieler ist.“ Die angesprochene Erwartung erfüllte Kranjčar in sieben Jahren bei Rapid. Er zeigte sein Können auch gleich beim Pflichtspiel-Debut. Die vorliegende Ausgabe 1 des Jahres 1984 wurde zum ersten Pflichtspiel nach einer dreimonatigen Winterpause herausgegeben, dem Europacupspiel gegen Dundee United am 7. März 1984 im Hanappi-Stadion. Auf zwei Seiten wird der Gegner vorgestellt und die Chance als „60:40 für Rapid“ berechnet. Das Hinspiel im Viertelfinale des Europacups der Meister sollte der österreichische Meister Rapid gegen den schottischen Meister vor 18.000 Zuschauerinnen und Zuschauern nach 0:1-Rückstand nach einer halben Stunde mit zwei Toren in der Rapidviertelstunde 2:1 gewinnen. Siegtorschütze war in der 86. Minute die Neuverpflichtung Kranjčar. Das Rückspiel zwei Wochen später sollte Rapid 1:0 verlieren und damit aus dem Bewerb ausscheiden.

In der Winterpause pausiert der Fußball, aber meist ist dennoch viel los. Das war 1984 nicht anders. So berichtet das Rapid Journal auf zwei Seitenblicke-Seiten u.a. von der Rapid-Weihnachtsfeier, Prominenten oder einem Backstage-Besuch von Hans Krankl und Herbert Prohaska beim Musical Cats im Theater an der Wien. Hier erfährt man auch, dass Rapid für die winterliche Expedition unter die arabische Wüstensonne entsprechend ausgestattet wurde: „Modisch und schick sahen die Rapidler auf der Tournee durch die Emirate aus. Das Modehaus Tlapa, allen voran der Chef, Herr Vitaly, hatte die gesamte Mannschaft gratis mit grauen Blazern, dazupassenden Hosen, Hemden und Krawatten ausgestattet.“

Neben Reisen in wärmere Gefilde stand seinerzeit in der Winterpause der Hallenfußball an. Das hatte handfeste Gründe: „Viele fragen sich, warum sich Rapid das antut, denn der letzte Erfolg im Wiener Stadthallenturnier liegt ja schon Jahre zurück. Aber nicht nur das, jetzt spielen sie auch noch ein Turnier in Graz und nehmen an der Ersten Österreichischen Hallenmeisterschaft teil. Diese Fragen sind leicht beantwortet. Die dreimonatige Winterpause bringt einigen Bundesligavereinen große finanzielle Probleme. Auch der SK Rapid hat in dieser Zeit keine Einnahmen aus Spielen. Deshalb sind die Hallenturniere eine gute Möglichkeit, diesen Engpass auszugleichen. Die Angebote waren in Ordnung, deshalb hat Rapid sie angenommen.“ In der Wiener Stadthalle wurde Rapid Dritter (26.12.1983 bis 7.1.1984), in der Grazer Hallengala in der Liebenauer Eishalle 12./13.1.1984 Letzter (fiel in die Phase des Konditionstrainings der Vorbereitung, wird erklärt) und in der von 15.1. bis 5.2.1984 in Linz, Innsbruck, Graz, Klagenfurt und Wien ausgetragenen Österreichischen Hallenmeisterschaft Erster. 1984/85 wurde dieses Turnier noch ein zweites Mal ausgetragen, aber dann wegen finanziellen Misserfolgs nach zwei Versuchen eingestellt. 1998/99 und 1999/2000 sollte mit dem Österreichischen Hallencup das Konzept wiederbelebt werden. Er wurde ebenfalls nach zwei Versuchen wegen finanziellen Misserfolgs beendet.

Neben viel Werbung findet sich auf den Mittelseiten die einzige Erwähnung der Fanszene, nämlich in Form der Nennung eines unter modifizierten Namen noch heute bestehenden Fanklubs. In einer Kurzmeldung zum als Pausenprogramm durchgeführten Elfmeterschießens von Fan-Teams heißt es: „Für die zweite Runde des großen Rapid-Elfmeterturniers haben sich im Herbst acht Teams qualifiziert: Lilienfeld, Café Caktus, ,Samba‘ Speising, Sefra Oberwart, Mercedes Schranz, ATUS Rosenau, Team Gracner und der FC Schabernak. Heute, am Europacup-Spieltag, stehen einander die Vertreter des Rapid-Fan-Clubs ,Samba‘ Speising und das Damenteam von Sefra Oberwart gegenüber. Wir hoffen, dass sich die spannenden Elfmeterduelle auch im neuen Jahr fortsetzen.“

Als „Rapid neue Hoffnung“ wird Zlatko Kranjčar auf zwei Seiten vorgestellt. Das große Bild auf der linken Seite zeigt ihn mit Trophäen im Dress von Dinamo Zagreb, wo er von Jugend an gespielt hatte und mit denen er zuletzt 1981/82 jugoslawischer Meister sowie 1979/80 und 1982/83 jugoslawischer Cupsieger geworden war. So ist es kein Wunder, dass Rapid-Trainer Otto Barić ihn für Rapid „entdeckte“. Zweimal fuhr Barić mit „Rapid-Boss“ (Bezeichnung im Artikel) Heinz Holzbach nach Jugoslawien, um Kranjčar zu beobachten, ist im Text zu erfahren. Am 12. Dezember 1983 wurde er verpflichtet. In der Vorbereitung und bei den Hallenturnieren spielte er bereits. Seine fußballerischen Fähigkeiten werden nach diesen ersten Eindrücken hoch gelobt. Dazu erfährt man hier, dass er mit Frau und Tochter nach Wien kam und nun in Hietzing wohnt. Aus der Beschreibung wird deutlich, wie sehr im Unterschied zum modernen Fußball der Gegenwart, die Verpflichtung eines der wenigen erlaubten Legionäre etwas Besonderes war. „Kranjčar ist ein ruhiger, irgendwie intellektuell wirkender Typ. Ein Mann, der sich in die Rapid-Mannschaft rasch integrierte. Einer, den alle mögen.“ Das Rapidarchiv zeigt die ebenso nüchternen wie beindruckenden Statistiken auf: Nach drei zweiten Plätzen wurde Kranjčar 1986/87 und 1987/88 zweimal Meister mit Rapid. Dreimal wurde Rapid mit Kranjčar Cupsieger und drei weitere Male standen wir mit ihm im ÖFB-Cup-Finale. Kranjčar gehörte zur großen Mannschaft, die 1984/85 das Europacupfinale erreichte sowie 1983/84 und 1985/86 jeweils Europacup-Viertelfinali. In 266 Pflichtspielen erzielt er 131 Tore für Rapid. Ruhe in Frieden.

Weiters im Heft: Petar Bručić kämpfte sich nach einer Verletzung zurück. Karl Ehn mag „leichte Schlagermusik und keinen harten Pop oder Rock“. Im Text zu einem Bild einer kaum bekleideten „Karin“, ist zu lesen: „Ich sehe mir manche Spiele im Fernsehen an.“ Wir befinden uns in den 1980er Jahren. Frauen in Medien als Sexualobjekte auszustellen, war gang und gäbe und so ist auch hier eine halbnackte Frau als „Miss Rapid“ abgedruckt. Allerdings ist das kein Relikt aus grauer Vorzeit. Schließlich gab es das bei Rapid auch in den 2000er Jahren noch (zuletzt wohl 2007). Frauen wurden als „Miss Rapid“ nicht etwa wertgeschätzt, wenn sie Rapidfans waren, sondern wenn sie beim männlichen Publikum die Speichelproduktion anregten.

In einem Reisebericht aus der oben angesprochenen Arabien-Reise ist zu erfahren, dass Rapid dort viel Reichtum sah und sportlich gut arbeiten konnte. „Die Strapazen sind doch viel geringer als bei einer Südamerikatournee.“ erklärt Willi Kaipel, warum man in mehreren Golfstaaten unterwegs war. Kaipel trägt auf dem Mannschaftsbild als einziger nicht den ebenfalls oben angesprochenen Tlapa-Anzug (oder eine andere Farbkombination). Es gibt ein Preisrätsel, Fotos von Spielerfrauen den jeweiligen Spielern zuzuordnen. Frau Krankl erkenne ich hier in der Mitte. Einsendeschluss und Preis werden leider nicht verraten.

Die Rückseite zeigt ein Werbeinserat der Creditanstalt, ein langjähriger Sponsor. 1981 bis 1991 prangte ihr Bankenlogo mit Unterbrechungen (u.a. abwechselnd mit Elan) am Rapiddress, berichtet Julian Schneps in „Grün-Weiß sind unsere Farben“.

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