
Rezension
ballesterer
Nr. 200
September 2025
84 S.
Die 200. Ausgabe der großartigen Zeitschrift ballesterer widmet sich in seiner Titelgeschichte dem Glauben. Vom runden Sonnengott Echnatons über religiöse Verwerfungen im modernen Fußball bis hin zum Kicken brennender Kokosnüsse in Indonesien reicht der Artikel Nicole Selmers. In einem Interview befragt sie den Theologen Hans-Ulrich Probst, der religiöse Praktiken unter Fans der Stuttgarter Kickers erforschte. Ich denke beim Themenkomplex Fußball und Religion immer gerne an die diesbezügliche Grazer Ausstellung 2016 zurück, während eine Ausstellung in Wien 2008 eher nicht gut war.
Nicht 200, aber 70 Jahre alt wurde Herbert Prohaska und wird mit einem netten Geburtstags-Interview geehrt. „Im Fußball war er Gott.“ sagt er in einer seiner Anekdoten über FAK-Zampano Joschi Walter. Ein Artikel handelt vom Transferkarusell Rapids, wo zur neuen Saison im Spieler-Durchhaus des modernen Fußballs wieder fast ein dutzend neuer Spieler geholt worden sind, und dem auffälligen Fokus auf Israel. Die Transfers sind so zahlreich, dass die Angabe von Martin Ndzie als teuerstem Einkauf der Vereinsgeschichte bei der Lektüre schon wieder überholt war.
Fast 200 cm groß ist der ukrainische Ex-Profifußballer Serhij Litovchenko, den es ins steirische Unterhaus verschlagen hat und der im Heft von seinem Weg erzählt. Weitere Themen handeln u.a. vom Kärntner Slovenski atletski klub (SAK), dessen Tormanntrainer kürzlich Gelb sah, weil er slowenisch sprach. Vom Trainer der SV Ried wusste ich lang nicht mehr als dass er dies ist, lerne hier von Fabian Beer aber viel über seinem Werdegang. Kartenspieler sind ja im Fußball nichts neues – aber dass man dies auf professionellem Niveau betreiben kann, war mir zumindest neu.
Nicht neu ist der Umstand, dass hinter dem damaligen Admira-Platz und heutigen FAC-Platz ein KZ der Nazis stand, in dem sie Menschen quälten. Die Gedenktafel in der Hopfengasse ist leider nicht an einem frequentierten Platz. Matthias Marschik analysiert im Heft gekonnt ein Spielfoto der Nachkriegszeit, auf dem man noch die einstigen KZ-Baracken im Hintergrund sieht. In der Foto-Serie Canchas gibt es ein schönes herbstliches Bild von Stephan Koessler vom idyllischen Platz des 2023 eingestellten SC Arnsdorf zu sehen. Der in der Serie ballesterer supporter portraitierte Leser ist diesmal „der Erfinder“, der geschätzte Reinhard Krennhuber.
100 bis 200 Leute verfolgen im Normalfall die Spiele des ASV Deutsch Jahrndorf, den ich in meiner Amateurfußballserie Nebenschauplätze in diesem Heft vorstelle.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen