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Freitag, 5. Januar 2024
Das Fußballstadion, Band 2
Rezension
Josef Gruber
Das Fußballstadion
Lost Grounds und Stadien abseits der Moderne
Band 2 Unterwegs Fanzine Verlag 2023
260 S.
Schon ein Jahr nach dem hochgelobten Buch Das Fußballstadion legt Josef Gruber einen zweiten Band über „Lost Grounds und Stadien abseits der Moderne“ vor. Die Bücher zeigen Grubers Fotografien, zu denen er eigene Erlebnisse schildert und eine ausführlich recherchierte Geschichte der Stadien hinzufügt. Der Hauptteil der Stadien kommt wie im ersten Buch weiter aus Deutschland, Italien, Österreich, Polen, der Slowakei, Tschechien und Ungarn. Der Rahmen ist im zweiten Band etwas weiter gesteckt. So geht es weit hinunter in den österreichischen Ligen etwa nach Niederrußbach und geographisch geht es über die aus dem ersten Buch bekannten Länder im Umkreis Österreichs weiter hinaus nach Südosteuropa – nach Albanien, Bosnien und Herzegovina, Bulgarien, Kroatien und Nordmazedonien – sowie zu einem Sprung auf die Insel nach London. Die Außenansichten der drei Stadien aus London sind eine besondere Zeitreise, da sie aus dem Jänner 1998 stammen, somit über 25 Jahre her sind und weder Highbury noch Boleyn Ground oder das alte Wembley mit seinen markanten Türmen mehr existiert. Ein Beispiel, wie sich Ansichten verschieben, nennt Josef Gruber hier mit seiner damaligen Ablehnung einer umgerechnet 400 Schilling – also damals viel Geld – kostenden Wembley-Stadionführung. Heute hätte er „für diese Führung wohl jeden Preis bezahlt“. Manche Berichte haben große Aktualität wie die Erinnerungen und Fotos an das CSKA-Stadion in Sofia, wo jüngst erst vor wenigen Wochen das Abschiedsspiel vor dem Abriss stattfand, wie ich Bildberichten von im Unterschied zu mir gut informierten Fußballreisenden entnehmen musste. Dort hätte ich gern einmal ein Spiel gesehen gehabt und es betrübt mich, dass ich von Abschied und Abriss nichts wusste. Andere Berichte sind zeitlos und man kann staunend die Bilder von noch existierenden oder bereits abgerissenen Stadien betrachten, die Josef Gruber im Lauf seiner jahrzehntelangen Reisen besucht hat. Es sind Stadien aus nah und fern. Nah wie das abgerissene MÁV Előre stadion in Székesfehérvár und das verfallene Stadion in Esztergom. In der Ferne beeindrucken diesmal einige Stadionbilder aus Sizilien. Highlight ist dabei Giarre, wo Gruber das Stadio di Polo e Atletica mit Bildern und seiner Geschichte vorstellt. Das Stadion ist eigentlich kein Lost Ground, weil die Stadionruine nie fertiggestellt und eröffnet wurde und kein Fußballspiel darin bekannt ist. „Jedoch berichten meine Quellen, Augenzeugen der lokalen Ultras-Gruppen, dass man hier sehr wohl ab und zu Nachwuchsspiele ausgetragen hat und zumindest ein paar Trainingseinheiten der Kampfmannschaft über die Bühne gingen. Jedoch liegt das schon ein paar Jährchen zurück. Mit Dokumenten belegen lässt sich das nicht.“ schreibt Gruber. Die Gründlichkeit, mit der die Geschichte der Stadien erforscht wird, ist jedesmal beachtlich. Dass mein Blog genutzt und an der einen oder anderen Stelle im Text zitiert wird, freut mich sehr. Man lernt auch bei Stadien, die man zu kennen glaubt, wie dem SVSE Sporttelep in Sopron, von dem Gruber berichtet, dass die Steintribüne einst doppelt so groß und mit einem Holzdach versehen war. Die bekannte Geschichte des Transports der alten Holztribüne vom Union-Stadion in Wels nach Pichl bei Wels hat Gruber mit Archivdokumenten rekonstruiert. Er hat sich mit Akribie drei ehemaligen Sportplätzen in seinem Wohnort gewidmet und die Geschichte des St. Pöltner Rennbahnstadions aus der Vergessenheit hervorgeholt. Wo es keine abdruckbaren Fotos gibt, vermitteln im Buch Skizzen einen visuellen Eindruck aus vergangenen Zeiten.
A4 Format / 34,90 € / Kontakt unterwegsfanzineverlag.at
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