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Dienstag, 5. Oktober 2021

Gegen den Strom 16




Rezension


Gegen den Strom
Ultrazine der Schickeria München
16/20-21
292 S.










Auf stattlichen 292 Seiten im A4-Format blickt die Schickeria München in der im Frühjahr 2021 erschienene 16. Ausgabe ihres Fanzines auf die besuchbaren Spiele der Saison 2019/20 zurück, berichtet aus ihrer Geschichte, von Freunden und über aktuelle Themen.

Gleich zu Beginn des Hefts werden die Hilfsaktionen in den ersten Wochen und Monaten der Corona-Pandemie ab März 2020 beschrieben. Dann gibt es mit dem Rückblick auf das 120-jährige Jubiläum des FC Bayern einen interessanten Teil. Neben der in formatfüllenden Fotos noch einmal präsentierten Stadionchoreographie gab es dazu auch eine von der Südkurve organisierte Feier im Februar 2020, wobei der Ort selbst schon Teil von Geschichtsvermittlung war: „Dass der Löwenbräukeller am Stiglmaierplatz unweit des Münchner Hauptbahnhofs eine für unseren Verein wichtige Adresse ist, war bis dato vor allem geschichtsinteressierten Bayernfans bekannt. Liegt ja auch nicht nah, schließlich verbinden viele das Löwenbräu-Bier eher mit dem Sponsoring bei einem unterklassigen blauen Stadtteilverein. Tatsächlich geht die Verbindung zwischen Brauerei bzw. dem Löwenbräukeller und dem FC Bayern bis in die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg zurück und bestand bis in die 1990er Jahre hinein, eine Zeit in der der FC Bayern eine Größe hatte, die mehr Vereinsleben und -feiern zuließ als das heute der Fall ist.“

Im Saisonrückblick fällt in den Spielberichten der offene Umgang mit der Supportleistung der eigenen Kurve auf, die auch als „Dienst nach Vorschrift“ oder „Standard“ beschrieben wird, wenn das eben so war. Höhepunkte werden aber natürlich genauso angeführt. Mit dem Bundesligaspiel in Mönchengladbach im Dezember 2019 war auch ein von mir besuchtes Spiel dabei, zu dem ich hier die Schickeria-Einschätzung in Abgleich mit meinen Erinnerungen lesen konnte. Hier und in anderen Spielberichten wird, meist auf Spruchbänder bezogen, auch auf aktuelle Ereignisse teils kürzer und teils länger eingegangen. Am ausführlichsten gerät dies natürlich rund um das hochstilisierte „Skandalspiel“ in Hoppenheim im Februar 2020. Die Aufregung war schon damals surreal lächerlich und sie wirkt dies im zeitlichen Abstand umso mehr, wenn man hier auf 19 Seiten Spielbericht, Stellungnahmen und Presseschau nachliest.

Einblicke in die emotionale Lage und den Umgang mit der Situation geben in einem Interview ehemaligen Stadionsverbotler, die jeweils mehrere Jahre bis zu in einem Fall sogar sieben Jahre draußen vor dem Stadion zu verbringen hatten. Von den Freunden der Ultramarines Bordeaux ist ein Rückblick auf eine vereinspolitisch ereignisreiche Zeit bei Girondins de Bordeaux zu lesen. Dazu etwas zur Kurvengeschichte der Virage Sud in Bordeaux (Devils) und ein Interview mit einer baskischen Sektion. Zur Gruppengeschichte der Schickeria war zuletzt in Erlebnis Fußball ein ausführliches Interview zu lesen gewesen. Vertiefend zu dieser Lektüre wird hier im Heft eine Geschichte ihrer Zaunfahnen und ihrer jeweiligen Bedeutung für die Gruppe gebracht. Große Bildstrecken zu Tätowierungen, Pickerln und Graffiti runden das Heft ab.

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