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Dienstag, 20. April 2021

Hajopei 10




Rezension


Hajopei
Ausgabe 10
124 S.









Das Groundhopping-Fanzine Hajopei kommt aus dem deutschen Wolfsburg. Ich muss zugeben, dass ich zu Fußball und Wolfsburg kein Bild vor Augen hatte – meine einzigen Assoziationen waren VW und dass dort Didi Kühbauer gespielt hat. Weder war ich bislang dort noch habe ich den VfL Wolfsburg je spielen gesehen (abgesehen von einem U19-Spiel) oder kenne ich jemand von dort. Als Fanzinename war mir Hajopei aus Rezensionen in anderen Heften ein Begriff, in der Hand hatte ich das aber noch nicht. Wie es in der Coronazeit so kommt, hatte ich nun Zeit dafür.

Zeit hatten nun auch die Hajopei-Autoren gehabt und brachten nach einer Pause die zehnte Ausgabe ihres Fanzines heraus. Berichte von Fußballspielbesuchen von September 2017 bis Mai 2019 füllen das Heft. „Heißt also, Spielraum für eine weitere Ausgabe wäre noch vorhanden.“ Gleich vorweg: Das würde mich nach Lektüre dieser Ausgabe freuen. Themensetzung und flüssig zu lesender Schreibstil gefallen mir gut.

Die Hälfte des Hefts umfassen Fußballreiseerzählungen von Freddy aus Italien und der Schweiz. Mit Berichten über Reiseplanungen und Reisealltagsleben taucht man schön in Gedanken in die Zeit der alten Normalität ein und ab. Dazu wird auch etwas über die gesehenen Kurven erzählt und man kann die Eindrücke mit eigenen Erlebnissen bei anderen Besuchen dort vergleichen. Die Leidenschaft ist bei den Betrachtungen spürbar. So liest man etwa über ein Gastspiel der Reggiana bei Renate: „Die Ultras haben sich in einen Rausch gesungen, nicht immer laut aber leidenschaftlich. Alte Säcke, die ohne Hemmungen durchdrehen, Freude ausstrahlen, Gürtelparaden, ein Schal der Ultras Ghetto. Alles dabei. Irgendwie die ganze Bandbreite der hiesigen Mentalität. Nicht kopierbar. Keine Ahnung, ob das die Hopper vor mir auch so wahrgenommen haben oder ob bei mir die Italienbrille nicht locker genug saß. Ist ja auch egal, ich war begeistert.“ Das macht Freude beim Lesen. Dass meine persönliche Wolfsburg-Ahnungslosigkeit nicht verallgemeinerbar ist, zeigt sich auch bei der Lektüre, wenn bei einem Bericht aus Venedig zu lesen ist: „Mit Michi von den Green Lions aus Wien hatte ich noch einen alten Bekannten getroffen.“ Dazu viele weiter interessante Italien-Berichte und Eindrücke von Ideale Bari oder u.a. aus Polen, seinem „zweiten Lieblingsland“.

Arthur, der mir im Vorwort als zuständig „für mehr Ländervielfalt und den nötigen Hauch Exotik“ vorgestellt wird, schreibt hier vom Derby von Tirana im September 2018 mit Länderdopplung Länderpunkt Kosovo oder von einer Nahostreise mit Jordanien, Palästina und Israel. Im Jänner 2019 war er am selben FA-Cup-Wochenende wie auch ich in London und besuchte dabei ebenso die Partien Crystal Palace – Grimsby Town sowie Queens Park Rangers – Leeds United. Im Abgleich der Eindrücke entsprechen seine Notizen auch meinen Erinnerungen. Auf dem abgedruckten Foto aus dem Selhurst Park hätte ich (von hinten) auch drauf sein können, wenn die Kamera nur ein klein wenig anders gehalten worden wäre. In Ausgabe 9 des Hefts waren Arthurs Erlebnisse aus sieben Monaten in Mexiko zu lesen gewesen. Eine Ahnung, wie interessant das gewesen sein dürfte, erhält man in Ausgabe 10 mit Berichten von Spielbesuchen im Rahmen eines weiteren Mexiko-Aufenthalts im März 2019. Da mein Wissen über den Fußball dort bei Null lag (da sind wir wieder beim diese Rezension durchziehenden Thema der eigenen Unkenntnis), gab es hier neue Erkenntnisse für mich bei der Lektüre.

Eingangs hatte ich geschrieben, dass Wolfsburg für mich bislang quasi ein leeres Blatt Papier war. Dies hat sich nun durch Wissen um ein gutes Groundhopping-Heft geändert. Unbekannt bleibt mir aber die Bedeutung des Worts „Hajopei“.

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