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Mittwoch, 14. April 2021

Ballesterer 160




Rezension


ballesterer
Nr. 160, Mai 2021
84 S.










„Draußen vor der Tür“ heißt ein Drama des Schriftstellers Wolfgang Borchert über ein gesellschaftliches Trauma. „Draußen vor den Toren“ ist die Titelgeschichte dieses Hefts über den Umgang von Fans mit dem Verlust des Stadionbesuchs benannt. Ein sehr guter Text, in dem Moritz Ablinger unter Mitarbeit von Peter K. Wagner mit Perspektivenwechsel von verschiedenen Schauplätzen mit Personen mit unterschiedlichen Hintergründen und Zugängen die Vielschichtigkeit der Problematik beleuchtet. Ihre Sichtweise schildern eine langjährige ältere Stadiongängerin aus Ried und ein ebensolcher aus Linz ebenso wie Oliver Pohle von den Ultras Rapid oder die KAI des FAK. Eine besondere Sicht im Wortsinn hat ein Grazer Sturm-Fan, der von seiner Wohnung im Stadionturm aus auch bei Geisterspielen supporten kann.
Support gab es im Herbst 2020 im Rahmen eines Sicherheitskonzepts bei Austria Salzburg. Drei Protagonisten der Union Ultrà erzählen im Interview über diese außergewöhnliche Situation und den Umgang damit. „Wir durften uns keinen Fehler erlauben. Ein Austria-Cluster hätte so manchem Boulevardschreiberling sicher gut gefallen.“ Dazu sprechen sie weiters auch über den Einschnitt des Konkurses („Das war so eine Pseudoprofessionalisierung“) und die Lehren daraus, über Ultrà im Unterhaus ohne auf Rivalen zu treffen oder über Distanz zum Verständnis von Ultràkultur in Deutschland („Da werden teilweise Sachen aufgeführt, die für mich nichts mit Ultras zu tun haben.“)
Ein weiterer Artikel im Rahmen des Schwerpunkts beschäftigt sich mit dem Auftreten von rechtsextremen Fußballfans bei den Coronaleugner-Demonstrationen in Wien.

Weitere Themen im Heft sind u.a. die Verhinderung von Jack Leslie als erstem schwarzen Teamspieler Englands 1925, Antonio Speziale oder der von Rapid durch Auswärtssieg in Liebenau (in einem Bildtext steht fälschlich Gruabn) vor dreißig Jahren zunichtegemachte Meistertiteltraum von Sturm Graz 1980/81.

Geradezu sensationelle Beiträge liefert die Rubrik Spiel des Lebens, die mangels Fußballreisemöglichkeiten anstelle der Groundhoppingseiten getreten ist. Christof Laumer erzählt vom Abenteuer, wie er 1986 als 18-jähriger allein zum FA-Cup-Finale zwischen Liverpool und Everton im Londoner Wembley-Stadion fuhr und erwähnt en passant, dass er zuvor 1984 als 16-jähriger allein zum Europacupfinale von Liverpool gegen die Roma nach Rom gefahren war. Thomas Lanz berichtet von einem Spiel einer Gesamttiroler Auswahl gegen die österreichische Nationalmannschaft in Südtirol in Vorbereitung auf die WM 1990, bei dem von den Rängen das lahme Match „mit – in der Gegend sehr ungewöhnlichen – ,Italia‘-Rufen“ kommentiert wurde.

Zu den Zebras nach Weißkirchen an der Traun führe ich diesmal im Heft in meiner Amateurfußballreihe Nebenschauplätze.

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