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Dienstag, 15. September 2020

Ballesterer 154




Rezension


ballesterer
Nr. 154, September 2020
84 S.










Einen spannenden Blick hinter die Kulissen des Fußballbetriebs der österreichischen Bundesliga werfen in der Titelgeschichte dieses Hefts Moritz Ablinger und Thomas Unger. Sie thematisieren die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten im administrativen und wirtschaftlichen Bereich der Klubs, abseits des Scheinwerferlichts und der hohen Gehälter. Bemerkenswert ist dabei die große Spreizung in der Beschäftigenanzahl außerhalb des sportlichen Bereichs, der von 60 bei Rapid oder 50 bei Dosen und FAK bis zu je fünf bei Ried und WAC sowie drei bei Hartberg reicht. Eindrücklich sind die Schilderungen eines ehemaligen WAC-Mitarbeiters, wie dann der Arbeitsalltag mit so einer geringen Anzahl an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aussieht: „Ich war nicht nur Pressesprecher“, sagt der frühere Angestellte Daniel Roßmann, der in der Regionalliga ebenfalls für den WAC gespielt hat. „Ich habe mich auch intensiv um die Spieler gekümmert.“ Er erzählt davon, wie er Spieler, die noch nicht gut deutsch sprachen, beim Einkaufen begleitet hat. Auch der Empfang von Neuverpflichtungen fiel in seine Zuständigkeit. Eine dazu im Heft erzählte Anekdote wirkt auf den ersten Blick amüsant, es offenbart sich darin auf den zweiten Blick aber der mit dieser Breite an Aufgaben verbundene unaufhörliche Arbeitsdruck. „Der Europacup hat mir den Rest gegeben.“ Im Jänner 2020 kündigte er. „Ich habe mir diesen Druck nicht mehr antun wollen.“ Vor den Heimspielen im Ausweichspielort Graz sei er bereits am Sonntag in die Steiermark gefahren, um sich um den Vorverkauf der Tickets am Montag zu kümmern, sagt der ehemalige Pressesprecher. Zwar habe er eine Teilzeitkraft einstellen können, die Abrechnung in Liebenau habe aber jeden Tag er machen müssen. „Um halb sieben in der Früh bin ich zu den Kassen gekommen, um aufzusperren. Um fünf am Nachmittag bin ich noch einmal gekommen, um die Abrechnung zu machen. Dazwischen habe ich Interviews und Pressekonferenzen organisiert und mich um Social Media und die Website gekümmert.“ ... und dann folgte kein Durchschnaufen sondern begann erst das Wochenende mit dem Bundesligaspieltag.

Weitere Themen im Heft sind u.a. der spanische Zweitligist CD Mirandés, Ennio Moricone und Sergio Leone bei einem Römer Derby, die Lage der Vienna, das letzte Länderspiel der DDR vor dreißig Jahren oder ein schöner historischer Rückblick von Martin Krist auf den Cupfinaleinzug 1924 des Slovan gegen die Amateure. Letztere mögen zwar sportlich gewonnen haben, die Sympathien der 8.000 Zuschauerinnen und Zuschauer auf der Simmeringer Had waren aber deutlich anders, wie ein im Artikel zitierter Zeitungsbericht verlautete: „Das Publikum, das ganz auf der Seite Slovans stand, quittierte den Sieg der Amateure mit boshaften Rufen.“ So gehört sich das auch.

In meiner Amateurfußballreihe Nebenschauplätze stelle ich den mittelburgenländischen SC Unterpullendorf / Dolnja Pulja vor.

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