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Donnerstag, 7. November 2019
Fan.Tastic Females – Football Her.Story
Fan.Tastic Females – Football Her.Story
Ausstellung
7.11. – 16.11.2019
ega: Frauen im Zentrum (Wien)
Eröffnung am 7.11.2019
Die Wanderausstellung Fan.Tastic Females – Football Her.Story tourt seit September 2018 durch deutsche, Schweizer und nun im Herbst 2019 auch österreichische Städte. Im Juli 2019 war sie weiters auch beim europäischen Fankongress #EFFC19 von Football Supporters Europe in Lissabon. Die Ausstellung widmet sich in Football Her.Story der Geschichte und Präsenz von Frauen im Fußball und portraitiert in Fan.Tastic Females weibliche Fans und Fankultur aus zwei dutzend Ländern.
Der Ausstellungsort, das Frauenzentrum ega, wurde 1993 von Renate Brauner als Wiener SPÖ-Frauensekretärin gegründet. Auf 500m² gibt es hier Raum für Veranstaltungen, Initiativen, Diskussionen, Kurse etc. Der Name ist an den feministischen Roman Die Töchter Egalias der norwegischen Autorin Gerd Brantenberg angelehnt.
Es gibt ein Begleitprogramm mit mehreren Veranstaltungen zur Ausstellung.
Moderation der Eröffnung durch Nikola Staritz (fairplay Initiative)
Eröffnungsworte der Rapidlerin (Fan im Block West und Sprecherin des Ethikrats des SK Rapid) und SPÖ-Nationalratsabgeordneten Nurten Yılmaz. Sie schlug einen Bogen von fundamentalen Verbesserungen in den vergangenen Jahrzehnten in so grundlegenden Dingen wie Toiletten für Frauen in Stadien bis hin zu aktuellen politischen Forderungen wie Kennzeichnungspflicht für Polizistinnen und Polizisten.
Sehr gut besuchter Eröffnungsabend.
Die Filmemacherin Naz Gündoğdu ist nicht zuletzt durch Ayaktakımı bekannt. Für die Ausstellung Fan.Tastic Females gestaltete sie gut ein Drittel der Filmportraits und erzählte am Podium, wieviele Stunden Arbeit und welch Aufwand in den fünfminütigen Filmen stecken. Am Eröffnungsabend in Wien wurde ihr Trailer Ein Jahr Fan.tastic Females gezeigt.
Das Organisationsteam der Ausstellung, die vor der Station in Wien zuvor in Innsbruck und Graz zu sehen war und danach in Linz (KunstRaum xtd) sein wird. Mastermind Ines bedankte sich bei ihren Mitstreiterinnen und diese sich bei ihr mit Geschenken.
Das wichtigste an der Ausstellung ist, dass sie multimedial ist. Der geringste Teil ist das an den Tafeln zu Lesende, der Hauptteil sind die dazu zu sehenden Videos. Hier beginnt eine kleine Herausforderung für Non-Digital-Natives, die aber aus eigener Erfahrung einfacher als gedacht bewältigt werden kann: Man benötigt sein Smartphone und dazugehörige Kopfhörer (beides mitnehmen!), wählt sich vor Ort in das Wlan ein und downloadet einen sogenannten QR-Reader. Mit dieser App führt man das Handy an die QR-Codes auf den Ausstellungstafeln und kann nach einmaliger Eingabe eines angebenen Codes dann die jeweiligen Videos öffnen und sich am Handy anschauen. Klingt komplizierter als es ist.
Es zahlt sich aus: 79 Videoportraits von über 90 Frauen aus 21 Ländern.
Durchschnittlich 20% Frauen gibt es in Profifußballstadien, bei Nationalteam-Spielen und in den Führungsriegen der Fußballverbände. Allerdings gibt es eklatante Unterschieden zwischen Ländern und in den einzelnen Ländern.
Ein Blick auf die Geschichte von Frauen im Fußball. Die wesentliche Botschaft: „Frauen waren schon immer da − auf den Rängen und Tribünen und am Spielfeldrand der Stadien.“
„Bei der medialen Recherche über weibliche Fankultur stößt man im Grund immer wieder auf die gleichen Kategorien: Sie seien zum Großteil ‚Groupies‘, die ihre Fußballspieler popstarähnlich anhimmeln, Begleiterinnen oder einfach ‚WAGs‘ (wives and girlfriends, Ehefrauen und Freundinnen). Eher selten ist von Frauen als eigenständigen Fans mit Fußballsachverstand die Rede.“
Erfahrungen mit Gewalt
Ausstellungsteil „Fanfrauen wie du & ich“
Anastasia von Spartak Moskau sagt in ihrem Videointerview einen schönen und wahren Satz: „Football is that kind of beautiful funny glue that makes your whole life complete.“
Ansichtsmaterial
Eine Vertreterin der Frauensektion der Brigata Curva Sud des indonesischen Großvereins PSS Sleman erzählt.
Eine der spannendsten Erzählungen ist jene von Zahra über den Kampf iranischer Frauen, das Verbot zum Besuch von Fußballspielen für sie auzuheben.
Eine von drei interviewten Österreicherinnen ist Julia von Wacker Innsbruck
Soňa spricht über die Freude an der antifaschistischen und antirassistischen Gruppe Barflies United bei Bohemians Prag und wie sie im eigenen Stadion von rechten Hooligans des eigenen Vereins in der Kurve überfallen, ihnen ihr Fetzen entwendet und eine Frau, die ihn verteidigte, geprügelt wurden.
Viele der Interviews sind in deutscher oder englischer Sprache. Erst nach mehrmaligem Abbrechen von diversen Filmen in französischer oder türkischer Sprache mangels Sprachkenntnissen, entdeckte ich die Untertitel-Funktion. Sie ermöglicht Sprachunkundigen interessante Interviews wie jenes mit Ayben von Beşiktaş zu hören.
Ausstellungsteil Weibliche Ultras
Sabine Karl, 1988 Mitgründerin der Ultras Rapid und seither vielfältig für die UR und im Block West aktiv, z.B. in der Rechtshilfe Rapid. Sie erzählt von der Gründungszeit und kritisiert die Entwicklung des modernen Fußballs.
Zwei Frauen der Horda Azzuro von Carl Zeiss Jena.
Eine der bemerkenswertesten Geschichten ist jene von Dana von den Dissidenti Ultras von Fortuna Düsseldorf. Von ihrem Vater wurde sie bereits als Dreijährige mitgenommen und erzählt, als 11-jährige erstmals ohne ihren Vater allein zu einem Spiel gegangen zu sein. „Ich kann mir nicht vorstellen, in keiner Ultragruppe zu sein. Ich bin damit aufgewachsen.“
Ausstellungsteil Weibliche Fans in Führungsrollen
Die dritte Österreicherin in den Filminterviews der Ausstellung ist Ines von der Vienna. Auch sie erzählt aus ihrer persönlichen Fanbiographie und äußert die Vision, nicht mehr zwischen Männer- und Frauen-Fußball zu trennen sondern dass es einfach Fußball gibt.
Elena von CSKA Moskau schildert ihre Erfahrungen als Frau und Rollstuhlfahrerin und ihr Engagement in diesem Bereich.
Ausstellungsteil Frauenfangruppen
Netzwerke
Ausstellungsteil Ikonen weiblicher Fankultur
Christine Vallette war eine der wichtigsten Personen des Commando Ultra und der Fanszene von Olympique de Marseille.
Eine faszinierende Lebensgeschichte erzählt die seit über 68-Jahren zu den Spielen des Arsenal FC gehende Maria Petri. Sie wurde mit viel Spott und Verachtung im Stadion konfrontiert. „I got abuse from a lot of men.“ sagt sie nüchtern. Sie habe diesen aber ebenso deutlich Konter gegeben: „You'll never keep me quiet!“
Aussagen, die jede Frau, die als Fußballfan ins Stadion geht, kennt, als Bullshit-Bingo zusammengefasst.
ega: Frauen im Zentrum
Windmühlgasse 26, 1060 Wien
8.11.2019 16.00 Uhr – 20.00 Uhr
11.11.2019 – 15.11.2019 16.00 Uhr – 20.00 Uhr
9.11.2019 u. 16.11.2019 15.00 Uhr – 19.00 Uhr
Als Begleitlektüre gibt es das empfehlenswerte Heft Fußballg'schichten und Fansachen
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