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Dienstag, 27. August 2019

1899fm – Folgen 4 und 5




Rezension


Heinz Deutsch
1899fm
Rapidfunk
1899fm.net







Bald nach den ersten drei Folgen erschien auch schon die vierte Folge des neuen Rapid-Podcasts von Heinz Deutsch. Präsident Michael Krammer ist zu Gast. Er erzählt von seiner Fanbiographie, wie er 1968 als kleiner Bub nach der religiösen Feier der Erstkommunion mit dem Vater nicht in den Prater ging sondern ins Praterstadion zu einem ÖFB-Cup-Finale zwischen Rapid und dem GAK (2:0-Sieg vor übrigens nur 7.180 Zuschauerinnen und Zuschauern). Im Gespräch blickt Krammer auf die Wahl 2013, das Zerwürfnis mit Hans Krankl und die zunächst seine Präsidentschaft dominierende Frage des Stadionneubaus. „Die dominierende Aufgabenstellung in den ersten drei Jahren war der Stadionbau.“ sagt Krammer. Dazu kam die Mitgliedergewinnung als Schwerpunktprojekt. Erneut bekennt er auch hier dazu ein „Wir hatten eine sportlich ausgezeichnete sportliche Führung mit Zoki Barišić, wir wussten es damals aber nicht zu schätzen.“ Er benennt die Entlassung 2016 als „Fehler, gar keine Frage“, wobei er auf den damaligen Sportdirektor Müller verweist. Krammer gibt keine Tipps für präsumptive Nachfolger als Präsident, meint aber doch „wenn man alles auf den Kopf stellt, das wäre falsch“. Nicht dabei genannt: Ein Kandidat hatte ja großes Rauswerfen im Verein angekündigt. Bei der Frage nach Kommerzialisierung des Vereins kann Krammer mit dem Vorhalt „Der Verein wird kälter.“ nichts anfangen und wird emotional. „Für mich nicht nachvollziehbar, wie man so etwas sagen kann.“ Er wehrt sich gegen Vorhalt einer Defokussierung weg vom sportlichen Kerngeschäft: Die sportliche Führung habe bei der Abstellung von Spielern für Marketingaktivitäten immer Vetorecht und wenn wir das „Remmidemmi“ (Begriff vom Fragesteller) „nicht machen, sterben wir aus“. Deswegen gäbe es auch viele Aktivitäten zur Gewinnung von Kindern und Jugendlichen als Fans.

Die Geschichte des Großen Wiener Derbys ist das Thema der fünften Folge im Gespräch mit Rapideum-Kurator Thorsten Leitgeb. Auch er erzählt aus seiner Fanbiographie und von seinem ersten Hanappi-Stadion-Besuch, einer Niederlage gegen Sturm Graz Anfang der 1990er Jahre, die ihn vom Sympathisant zum Rapidler machte: „In der Niederlage hat sich mein Fantum manifestiert.“ Zum Rapideum kam er durch eine Initiativbewerbung nachdem er zuvor an der herz:rasen-Fußballausstellung im Wiener Künstlerhaus 2008 als Projektassistent mitgearbeitet hatte. Zum Thema der Sendung erzählt Leitgeb, dass in den Anfängen auf der Schmelz und in Rudolfsheim aufgrund der räumlichen Nähe der Wiener Sport-Club der größte Rivale war, sich dazu seit den 1920er Jahren aber klar und eindeutig bereits die damaligen Amateure und spätere Austria entwickelte. Interessante Randnotiz Leitgebs ist dazu, dass der Sohn des Herrn Lowe, der als Mitarbeiter der Hutfabrik Böhm Geburtshelfer des Rapid-Vorgängers 1. Wiener Arbeiter Fußball-Club gewesen war, wiederum Mitglied jener Gruppe von Spielern der Cricketer war, die sich 1911 von diesem Verein abspalteten und die Amateure als neuen Verein begründeten. Leitgeb und Deutsch besprechen das Jahrhundertderby 1950 mit 7:5-Sieg Rapid, dessen Spielverlauf Leitgeb referiert, die Frage des Antisemitismus, unterschiedliche Herangehensweisen in der Zählweise der Derbys und den merkbaren Bedeutungsverlust des Wiener Derbys im Vergleich zu den unterschiedlich gelagerten Rivalitäten zu den Dosen und Sturm Graz. Abschlussthema ist die Frage, ob und wie die Rapid-Geschichte im Weststadion sichtbarer gemacht werden könnte. Das wäre zu begrüßen.


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