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Mittwoch, 17. Oktober 2018

Schwarz auf Weiß, 43




Rezension


Schwarz auf Weiß
Das Sportclub-Fanzine
№ 43, September 2018
44 S.









Anfang der 1990er Jahre war das Fanzine Schwarz auf Weiß maßgeblich für die Entwicklung der Fankultur der Friedhofstribüne am Sportclub-Platz verantwortlich und erschien dann bis 2004 in 41 Ausgaben. Zur Initiative Come Together – Kommts zsamm zur Wiedervereinigung von WSC und WSK gab es 2010 eine Sonderausgabe und jetzt kehrt das Heft mit einer regulären Ausgabe zurück. Darin gibt es gleich mehrere interessante Texte.

„Was ist der Wiener Sport-Club?“ Mit einer gewichtigen Frage beginnt das Heft gleich ohne Umschweife ein großes Thema anzureißen − die Frage, wofür der Verein nach der erkämpften Rückführung der 2001 als Wiener Sportklub abgetrennten Fußballsektion in den Breitensportverein Wiener Sport-Club 2017 nunmehr stehe. „Der WSC ist ein relativ biederer mittelgroßer Vorstadtverein, dessen Image zwar sein größtes Kapital ist, aber kaum Niederschlag in der Realität des Vereinsalltages findet.“ analysiert die Autorin oder der Autor schonungslos und benennt eine klare Zukunftsperspektive: „Mehr so werden, wie alle glauben, dass wir sind.“

Klare Aussagen folgen auch zur Thematik „Derby of Love ... ich kann's nicht mehr hören.“ Das Derby mit der Vienna hat sich im Laufe des letzten Jahrzehnts nicht nur immer größeren Publikumszuspruchs und medialen Interesses erfreut sondern wurde auch kommerziell interessanter. Die Austragung eines Freundschaftsspiels im Juni als Kulmination der „Eventisierung“ des Spiels durch die beiden beteiligten Vereine wird kritisiert und etwas mehr Feingefühl verlangt. Es gibt aber auch eine Abgrenzung von der Redaktion bekannten Teilen des Vienna-Anhangs, der ebenfalls „Unbehagen“ auslöse, und zwar mit „entbehrlichen“ Aktionen: „Wenn gewisse Südtiroler Studentenultras plötzlich einen auf harte Rivalität machen und bestenfalls halblustige Provokationen per Spruchband loslassen, ist das mehr als mühsam.“

Interessant sind ein Hintergrundtext zu den Solidaritätsbekundungen mit Afrin beim Spiel gegen Neusiedl im Frühjahr samt Hinweis auf Brösel, die es danach gab, und der Matchbesuchsbericht bei Austria Salzburg gegen FC United of Manchester im Sommer. Für eine Humornote soll offenbar ein „Interview“ mit dem 1911 gewonnenen Challenge-Pokal (ja, mit dem Pokal) im Heft sorgen. Für die Servicefunktion im Alltag beginnt SaW wiederum eine Serie von Toilettentests der Ostliga, standesgemäß auf der Friedhofstribüne. Weitere Artikel behandeln u.a. das Hallenturnier der Fußballfans gegen Homophobie und die Position, warum Politik auch ins Stadion gehöre, kritisieren innere Entwicklungen in der FHT oder geben einen Rückblick auf zehn Jahre Ute-Bock-Cup.

Der spannendste Teil des Hefts blickt auf die Geschichte des Fanzines Schwarz auf Weiß und die Anfänge der Friedhofstribüne zurück − von den Anfängen mit Schreibmaschine und Tuschestift-Schablone und der Verwendung eines Computers ab der vierten Ausgabe. Die autobiographischen Erzählungen von SaW-Gründer Kurt Reichinger führen von den 1970er Jahren und Auswärtsfahrten zu viert oder fünft über Inspiration durch Reisen in Großbritannien in den 1980er Jahren, der Etablierung der Friedhofstribüne zu seiner Rückkehr nach Fanszenen-Pause in die Anhängervereinigung des Wiener Sportclub. Diesem 1952 gegründeten Fanklub steht Reichinger heute vor. Es ist wohl nicht falsch, wenn die SaW-Redaktion schreibt: „Seine Lebensgeschichte ist gleichzeitig ein gutes Stück Zeitgeschichte. Sie steht für die Entwicklung einer kritischen Fankultur in Österreich und am Sportclubplatz.“ Seine Geschichte ist auch ein Miterleben des sportlichen Entwicklung des Vereins, der Anfang der 1990er Jahre noch in der Bundesliga spielte. In Reichingers Worten: „Diese Zeit ist in meinem Kopf immer noch drin. Meine ernstzunehmenden Gegner sind Sturm, Wacker und so weiter. Dass wir heute nach Neusiedl fahren ist mir immer noch fremd. Das ist wirklich eine Bruchlinie in unserem Anhang zwischen den Generationen.“

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