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Mittwoch, 25. März 2015
Ballesterer 100
Rezension
Ballesterer
Nr. 100, April 2015
98 S.
Zum erfreulichen Jubiläum der hundersten Ausgabe und des 15-jährigen Bestehens gibt es hundert Seiten Lektüre. Von den zehn Fragen, die laut Titelgeschichte den Fußball bewegen, sind einige Texte lesenswert. Kai Tippmann schreibt ein Jahrzehnt nach ihrer Auflösung einen romantischen Nachruf auf die berühmten Fossa dei Leoni von Milan, um eine Antwort auf die Frage zu geben, was Ultrà in Italien war. Österreichs Stadienlandschaft hat sich in den letzten 15 Jahren stark verändert, wie Eric Philipp an vier Beispielen zeigt. Ob das Tivoli Neu „das erste Stadion der neuen Generation in Österreich“ war oder nicht doch eher das neue Liebenauer Stadion, darüber mag man streiten können.
Ein eigener 16-seitiger Heftabschnitt beleuchtet 15 Jahre und 100 Ausgaben Ballesterer. Reinhard Krennhuber, im Vorderteil nicht zu Unrecht „Personifizierung“ des Ballesterer genannt, blickt auf Höhen und Tiefen, legendäre Momente und die „Institutionalisierung auf Raten“ zurück. Krennhubers Erinnerung an den Stadionverkauf der Anfangsjahre: „Beim Ländermatch gegen die Niederlande 2002 im auserkauften Happel-Stadion brachten wir gerade einmal fünf Stück an die Fans. Stattdessen regnete es sachliche Bemerkungen à la ,San do a Nackerte drin?‘ Bei Ligaspielen lief es wesentlich besser.“ Randglosse: Fußballkulturell interessiertes Publikum findet sich eher bei den Fußballvereinen und nicht bei den nationalistischen Hochämtern mit sportlichem Anlass (vulgo Länderspiel) ein, wie hier wieder einmal bestätigt wird.
Jakob Rosenberg und Nicole Selmer beschäftigen sich in einem Grundsatzartikel mit dem Fußballjournalismus „in Zeiten von Printkrise und PR-Journalismus“ und dem publizistischen Projekt des Ballesterer: Zu einem kritischen Journalismus gehöre die Einbeziehung der Blickwinkel aller Beteiligten, „während die Stimmen von Fußballfunktionären, Politikern und Polizei ohnehin laut gehört werden, ist das bei denen, die oft pauschal als Chaoten, Kriminelle oder gar Taliban des Fußballs verunglimpft werden, anders.“
„St. Pauli“ wird im Statistikabschnitt des Ballesterer-Geschichtsteils unter den häufigsten Begriffen der letzten 15 Jahre genannt. Mit weiteren Artikeln über den Hamburger Verein wird das Konto auch in diesem Heft ausgebaut. Vorwärts Steyr wäre interessanter. Weiters gibt es lesenswerte Artikel über die Lage in Ägypten oder den legendären Tormann Lew Jaschin. Von mir selbst stammt ein Hoppingbericht aus Treviso.
100 Ausgaben und 15 Jahre Ballesterer sind auch ein Anlass, persönlich zurückzublicken. Seit Heft No. 9 im August 2003 bin ich Abonnent. Seit Ausgabe 27 im Jahr 2007 gibt es jeweils Rezensionen der aktuellen Ausgabe in diesem Blog. In Heft 51 im Jahr 2010 gab es erstmals einen Text und Bilder von mir abgedruckt. Auch wenn ich daher im Jubiläumsheft in der Danksagung an die 637 Leute, die bisher Beiträge geleistet haben, als 637igstel vorkomme, so bleibe ich dennoch, was ich von Anbeginn war: Begeisterter Leser, der durch die Lektüre des Magazins eine offensive Erweiterung seines Fußballhorizonts erfahren hat, wie es das Credo der Zeitschrift ist, und dafür dankbar ist.
Lieber Brucki,
AntwortenLöschenherzlichen Dank auch dir für deine wichtigen Beiträge - als Autor, Rezensent und Leser - zur offensiven Erweiterung unseres Fußballhorizonts.
lg
deine ballesterer-Redaktion
Es ist mir eine Freude.
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