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Montag, 30. Dezember 2013

Lost Ground Rudolfsheimer Sportplatz, Wien XV

Wien, 30.12.2013

Von 1903 bis 1911 hatte der Sportklub Rapid seinen ersten eigenen Sportplatz. Er stand in Wien-Rudolfsheim.

Die ersten vier Jahre nach seiner Gründung 1899 trug die junge Rapid wie schon zuvor der 1. Wiener Arbeiter Fußball-Club die Fußballspiele am Exerzierfeld Auf der Schmelz aus. Das große freie Gelände stand für Aktivitäten offen, wenn es nicht gerade vom Militär in Beschlag genommen war. Es mußte vor jedem Match alles neu aufgestellt werden, Linien waren zu markieren etc. − und anschließend mußte alles wieder abgeräumt werden. Im Herbst 1902 verbot das Militär aber weitere Spiele auf ihrem Exerzierplatz.
Rapid pachtete südlich davon im Bezirk Rudolfsheim ein Grundstück von der Gemeinde Wien (Rudolfsheim und Fünfhaus wurden erst 1938 zusammengeschlossen). Hier konnte an der Selzergasse, zwischen Hütteldorfer Straße und Meiselstraße, im Frühjahr 1903 der erste Rapidplatz eröffnet werden. Bis 1911 war Rapid hier zuhause. Dann ging es auf die Pfarrwiese.


Das Gelände des Rudolfsheimer Sportplatzes heute


Heute ist das Gelände verbaut. 1903 war es eine freigehaltene Fläche neben dem Trinkwasserreservoir der Gemeinde Wien und ein „Platz für Reservoir-Vergrößerungen“. Das wird ein Mitgrund sein, warum Rapid das Grundstück günstig pachten konnte. Es gab dafür den Nachteil einer kurzen Kündigungsfrist, was später schlagend werden sollte, und man hatte hier nicht unbedingt die idealen Maße für ein Fußballfeld.
Die 1873 errichtete Schieberkammer des ehemaligen Wasserspeichers der Ersten Wiener Hochquellwasserleitung.


1910 kündigte die Gemeinde Wien den Pachtvertrag für den Sportplatz. Der 1905 nebenan errichtete Meiselmarkt wurde bis 1913 auf die doppelte Fläche erweitert. Rapid mußte dem Ausbau der Lebensmittelversorgung der rasch wachsenden Bevölkerung Wiens weichen, die zwei Millionen überstieg. 1910 lebten im heutigen Bezirksgebiet von Rudolfsheim-Fünfhaus mit 145.000 Menschen doppelt so viele wie heute. Rudolfsheim war damals einer der Bezirke mit dem höchsten Anteil an tschechischen Zuwanderinnen und Zuwanderern (ca. 300.000 in Wien). Wenn man die Rapid-Aufstellungen jener Jahre liest, wird man auf viele Namen slawischen Ursprungs stoßen.
1995 übersiedelte der Meiselmarkt in die Halle des ehemaligen Wasserbehälters. Die bereits aufgelassenen Marktstände wurden 1996 nach zwei Brandstiftungen abgetragen.


Am unteren Ende des ehemaligen Rudolfsheimer Sportplatzes, an der Meiselstraße, stehen heute anstelle des Marktes moderne Wohnhäuser. 1994 wurde hier direkt vor dem einstigen Rapidplatz ein Ausgang der U3-Station Johnstraße errichtet. Rechts die Selzergasse.


Die Häuserzeile der Selzergasse, an der die Längsseite des Sportplatzes lag, sieht heute im wesentlichen noch genauso so wie auf alten Bildern des Sportplatzes.


Der Sportplatzeingang befand sich an der Ecke Hütteldorfer Straße / Selzergasse, wo heute ein Blumengeschäft ist. Während auf der Schmelz der Sportplatzbereich mittels Stangen und gespanntem Spagat abgetrennt wurde, konnten hier eine Sichtbarriere aus Holzbrettern errichtet und Eintritt kassiert werden. Raffinierte Vorstadtjugendliche schreckte dies nicht ab, sodaß sich in den Brettern bald Gucklöcher fanden.


Am oberen Ende des einstigen Sportplatzes steht der 1953/54 errichtete Karl-Frey-Hof. Der Gemeindebau ist nach dem 1934 vom austrofaschistischen Regime abgesetzten letzten frei gewählten Bezirksvorsteher des damaligen Bezirks Rudolfsheim benannt. Im Innenhof gibt es am Ort des einstigen Fußballplatzes zumindest ein wenig Grün. Allerdings darf man sich damalige Sportplätze nicht wie heutige Rasenplätze vorstellen.


Fußball wird hier heute nicht mehr gespielt.


Eine Matchuhr gab es am alten Rapidplatz nicht. Zum Ablesen der Spielzeit wurde die gut sichtbare Kirchturmuhr der 1898 fertiggestellten Rudolfsheimer Pfarrkirche verwendet, die 1904 auch noch mit elektrischer Beleuchtung versehen worden war.



Der Rudolfsheimer Sportplatz in früherer Pracht


Am 15. März 1903 wurde der Rudolfsheimer Sportplatz von Ignaz Abeles, Präsident des Österreichischen Fußballverbands (ÖFV), eröffnet. Die Freude über die Rapid-Heimstätte war groß. Man nahm in Kauf, daß das Spielfeld von Tor zu Tor ein Gefälle von bis zu zwei Metern hatte. Mittels Erdarbeiten waren Böschungen aufgeschüttet worden, die als Stehplatzrampen dienten. 1907 konnte Rapid den Sportplatz weiter ausbauen. Ein Klubhaus (mit Dusche!) und eine Tribüne aus Holz wurden errichtet und der Höhenunterschied etwas eingeebnet. Die beste Sicht boten aber weder die Stehplätze noch die Tribüne sondern die Fenster der Häuser an der Selzergasse.

Auch wenn das erste Spiel 1903 gegen die Graphia mit 0:3 verloren ging, hatte Rapid nun auch Heimvorteil: Die Website Rapid in Zahlen von Franz Fiala nennt für den Rudolfsheimer Sportplatz von 1903 bis 1911 gesamt 216 Rapidspiele, davon 102 Siege, 47 Unentschieden und 67 Niederlagen. Die Bilanz war damit mit 47% Siegen und 31% Niederlagen bedeutend besser als auf der Schmelz, wo es in 45 Spielen nur 24% Siege und 51% Niederlagen gab. Das lag wohl auch daran, daß Verein und Mannschaft nunmehr im Unterschied zu den Anfangsjahren etabliert und eingespielt waren, doch ein Eutzerl wird die neue Heimstätte auch beigetragen haben.

„Dieser Platz sah das Wachsen und Werden Rapids.“ heißt es in Roland Holzingers Rapid-Chronik. Auf der Schmelz hatte Rapid die ersten Schritte unternommen. Doch zu einem richtigen Sportverein wuchs man hier zusammen. Hier wurden 1905 auch die Vereinsfarben von blau-rot auf grün-weiß geändert. 1906 erkämpfte und erspielte sich die kleine Rapid gegen die damalige Spitzenmannschaft des WAC aus dem Prater ein gefeiertes 3:3. Am eigenen Sportplatz konnte man nun auch Spiele gegen internationale Gegner austragen. Am 31. März 1907 begrüßte Rapid im Rahmen eines Osterturniers den FC Phönix aus Karlsruhe (1:4) und am 30. Mai 1907 spielte Rapid gegen den Portsmouth FC (0:5), die erste Begegnung der Vereinsgeschichte mit einem Profiverein aus England.

Am 5. Mai 1907 kam der Rudolfsheimer Sportplatz zu internationalen Ehren. Damals wurden sogenannte Städtespiele ausgetragen, die später meist als Länderspiele anerkannt wurden. Da WAC, Cricketer und Wiener Sport-Club das Spiel zwischen Wien und Budapest am 5. Mai 1907 boykottierten, wurde dieses hier am Rapidplatz ausgetragen und Rapid stellte mit sieben Spielern den Großteil der Wiener Mannschaft. Sie gewann 3:1. Die Allgemeine Sport-Zeitung lobte Rapid und das Spiel, aber nannte es „ein Armutszeugnis für die Wiener Sportgäste, daß eine Voreingenommenheit gegen einen Klub das Interesse an einem schönen Wettkampfe überwiegt.“ Dies sagt etwas über den Status Rapids aus. Beim noch überwiegend bürgerlichen Fußballpublikum war der Verein mit proletarischer Prägung nicht beliebt. 900 Zuschauerinnen und Zuschauer werden hier genannt. Auch wenn andere Quellen mehr nennen, dieselbe Begegnung besuchten ein Jahr später im Mai 1908 auf der alten Hohen Warte 4.000 Leute.


Allgemeine Sport-Zeitung, 12.5.1907
Bild: anno.onb.ac.at

Eine Anekdote vom Match Wien-Budapest 1907 erzählte der Rapidler Leo Schidrowitz in seinem Buch aus dem Jahr 1951: „Die humoristische Einlage in diesem Städtespiel bot der ungarische Mannschaftsführer, der sich das Dach der Rapidtribüne als Feldherrenhügel erwählt hatte, auf dem er seinen Spielern durch ein Sprachrohr Weisungen zurufend umhertobte und umso mehr aus dem Gleichgewicht kam, je näher ein Sieg der österreichischen Ersatzmannschaft in den Bereich der Wahrscheinlichkeit rückte. Schließlich verlor er das Gleichgewicht in des Wortes simpelster Bedeutung ganz und stürzte vom Tribünendach auf die Laufbahn. Erfreulicherweise ohne sich Schaden zuzufügen.“
Die Schadenfreude des Wiener Publikums kann man sich vorstellen.

Die Kündigung des Pachtvertrags für den Sportplatz kam 1910 für Rapid überraschend. In diesem Jahr stand Rapid vor dem Aus. Nicht nur der Sportplatz ging verloren: Der Klub war nicht zuletzt aufgrund des Platzausbaus 1907 schwer verschuldet, nach einer Krise war die Vereinsleitung zurückgetreten und viele Spieler hatten mit ihr den Verein verlassen. Das Frühjahr 1910 verlief sportlich katastrophal. Im Herbst 1910 übernahm der erst 22-jährige, als Fußballer unauffällige, Rapidspieler Dionys Schönecker in dieser Existenzkrise die Verantwortung für Rapid. Nach längerer Suche wurde weiter im Westen ein neues passendes Grundstück gefunden und 1911 von der Pfarre Hütteldorf gepachtet. Es wurde die legendäre Pfarrwiese.
Die Holztribüne des Rudolfsheimer Sportplatzes wurde abgebaut und am 1912 eröffneten neuen Rapidplatz in Hütteldorf wiederaufgestellt. Sie stand dort bis zum großen Stadionausbau 1920/21.
Aus der Rudolfsheimer Rapid wurde die Hütteldorfer Rapid.

Funfacts: Eine gewisse Kontinutät gibt es, da der Rudolfsheimer Sportplatz ja an der Hütteldorfer Straße lag. Auch ist Rudolfsheim-Fünfhaus heute zwar der 15. Wiener Gemeindebezirk, der bis 1938 selbständige Bezirk Rudolfsheim war aber damals der 14. Bezirk. So wie es heute der 1938 begründete Bezirk Penzing ist (bis dahin Teil des 13. Bezirks). Rapid war also auch zu Rudolfsheimer Zeiten in Wien XIV zuhause.


Rapid am Meiselmarkt


1911 verließ Rapid Rudolfsheim. Doch noch bis 2011 regierte der SCR am Meiselmarkt im Reich einer jahrzehntelangen Anhängerin und Abonnentin. Am Stand der „Kraut-Elfi“ Elfriede Rauscher gab es nicht nur Sauerkraut und Gemüse, sondern auch viel Grün-Weiß zu sehen. Als „halb Kraut-Laden, halb Rapid-Shop“ charakterisierte Wenzel Müller ihren Marktstand in einem Artikel 2010 im Augustin:
„Irgendwie war die Liebe schon immer da, erzählt sie, auch schon in ihrer Jugend, als sie selbst noch Fußball spielte, und zwar als Torfrau. Später war es für mich klar, daß ich nur einen Mann heirate, der mit mir am Wochenende ins Stadion geht.
Und nicht nur am Wochenende zieht es sie ins Hanappi-Stadion, sondern auch montags, um beim Training zuzuschauen. Das ist möglich, da ihr Geschäft an diesem Tag geschlossen bleibt.“




Die Lage des Rudolfsheimer Sportplatzes


Eine schöne Übersichtskarte zu den ersten Heimstätten Rapids gibt es im übrigen im Rapideum zu sehen.




Literatur

  • Franz Fiala, Rapid in Zahlen rapid.iam.at (30.12.2013)
  • Roland Holzinger, Rapid. Die Chronik. 1899 − 1999. Waidhofen/Thaya 1999
  • Matthias Marschik, Vom Herrenspiel zum Männersport. Die ersten Jahre des Wiener Fußballs. Wien 1997
  • Wenzel Müller, Halb Kraut-Laden, halb Rapid-Shop. Die „Kraut-Elfi“ vom Wiener Meiselmarkt. in: Augustin 3/2010
  • Leo Schidrowitz, Geschichte des Fußballsportes in Österreich. Wien 1951
  • Edgar Schütz / Andreas Tröscher, Rudolfsheimer Sportplatz. Wien-Rudolfsheim. in: Andreas Tröscher / Matthias Marschik / Edgar Schütz, Das große Buch der österreichischen Fußballstadien. Göttingen 2007, S. 133f.

Sonntag, 29. Dezember 2013

Jahresstatistik 2013


172 Spiele:

37x Bundesliga (Rapid)
10x Europacup (Rapid)
4x ÖFB-Cup (2x Rapid)
22x Testspiel (18x Rapid)

9x Erste Liga (2. Liga)
9x Regionalliga Ost (5x Rapid-Amateure)

1x Burgenland: II. Liga Nord
1x Burgenland: 1. Klasse Nord
1x Burgenland: BFV-Cup
1x Burgenland: Kroaten-Cup
1x Niederösterreich: 1. Landesliga
5x Niederösterreich: 2. Landesliga Ost
3x Niederösterreich: Gebietsliga Nordwest/Waldviertel
2x Niederösterreich: 1. Klasse Nordwest/Mitte
1x Niederösterreich: 1. Klasse Nord
1x Niederösterreich: 1. Klasse West/Mitte
2x Niederösterreich: 1. Klasse Ost
1x Niederösterreich: 1. Klasse Süd
1x Niederösterreich: 2. Klasse Donau
1x Niederösterreich: 2. Klasse Marchfeld
1x Niederösterreich: 2. Klasse Steinfeld
1x Niederösterreich: 2. Klasse Triestingtal
1x Niederösterreich: Meistercup
1x Oberösterreich, 2. Liga West
1x Oberösterreich, Landescup
1x Steiermark, Oberliga Mitte West

2x Belgien: Eerste klasse (Division 1)
1x Deutschland: DFB-Pokal
2x Griechenland: A' Ethniki
1x Griechenland: Gamma Ethniki, 6os Omilos
1x Frankreich: Ligue 2
3x Italien: Serie B
2x Polen: Ekstraklasa
1x Polen: I liga
1x Polen: III liga, grupa małopolsko-świętokrzyska
1x Polen: III liga, grupa opolsko-śląska (południe)
1x Polen: IV liga, grupa slaska II
1x Polen: Klasa A, grupa Kraków II
4x Portugal: Primeira Liga
3x Portugal: Segunda Liga
1x Portugal: AF Algarve 1ª Divisão
1x Schweden: Allsvenskan
2x Schweden: Superettan
1x Slowakei: 1. liga
2x Slowakei: 2. liga
3x Slowakei: 3. liga Západ
1x Slowakei: 3. liga Východ
1x Slowakei: Majstrovstvá regiónu Stred
3x Slowakei: Majstrovstvá regiónu Západ
1x Slowakei: ObFZ Kysúc, 1. trieda
2x Slowenien: 1. SNL
1x Tschechien: Druhá liga
1x Tschechien: Divize D
2x Tschechien: Divize E
1x Tschechien: Pohár
1x Ungarn: NBI
1x Ungarn: NBII
1x Ungarn: NBIII Nyugati csoport
1x Ungarn: NBIII Keleti csoport
1x Ungarn: BLSZ I. osztály
1x Ungarn: Magyar Kupa


Sonderauswertung Rapid:

67x Rapid

5x Rapid-Amateure


Sonderauswertung Groundhopping:

94 neue Grounds (inkl. Rapid- und Testspiele)

15 besuchte Länder außerhalb Österreichs, davon 2 neue Länder
(Belgien, Deutschland, Frankreich, Georgien, Griechenland, Italien, Polen, Portugal, Schweden, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn, Ukraine)



Zum Vergleich: 2012: 161 Spiele

Freitag, 27. Dezember 2013

Panathinaikos - Xanthi 2:1 (1:1)

Griechenland, A' Ethniki, 17i Agonistiki, 22.12.2013
Gipedo Apostolos Nikolaidis, 8.314

Nachdem die Gäste zunächst überraschend in Führung gegangen waren, glich Panathinaikos noch vor der Pause aus und gewann mit einem weiteren Tor in der zweiten Halbzeit das Match. Ein durchaus verdientes Ergebnis. Als baby squad charakterisierte der Sitznachbar im Gespräch seine junge Mannschaft. Das leidige Geld ist ein Problem.
1966 wurde mit Gate 13 ein organisierter Fanzusammenschluß gegründet, unter dessen Dach sich auch heute die nach Herkunftsorten gegliederten Fanklubs versammeln. Aufgrund ihrer Fanfreundschaft mit den Ultras Rapid sind sie hier ja nicht unbekannt und man durfte bei den letzten beiden Europacupspielen in Griechenland 2012 und 2013 zwei unterschiedliche Erfahrungen machen. Unter anderen war an diesem Abend der Gesang über Rapid und Panathinakos gegen die jeweiligen Stadtrivalen zu hören.
Panathinaikos Athlitikos Omilos (Παναθηναϊκός Αθλητικός Όμιλος, „Gesamt-Athener Sportverein“) wurde 1908 gegründet und betreibt über zwanzig verschiedene Sportabteilungen. 1908 gründete man sich noch als Podosferikos Omilos Athinon, Ποδοσφαιρικός Όμιλος Αθηνών (POA), seit 1924 trägt man den heutigen Namen mit der Abkürzung PAO. 1930 gewann man die erste griechische Meisterschaft, konnte nach einer von internem Streit begleiteten Phase aber erst 1949 und 1953 wieder Meistertitel erringen. Ein volles Stadion hatte man trotzdem. In den 60er Jahren wurde man auch sportlich wieder zur Spitzenmannschaft und erreichte 1971 das Finale im Europacup der Meister, wo man vor 25.000 mitgereisten Fans gegen die große Mannschaft von Ajax Amsterdam verlor. Nach nicht so erfolgreichen 70er Jahren wurden in den 80er und 90er Jahren viele Titel in Meisterschaft und Cup gewonnen. Die dann seit 1996 laufenden Serienmeisterschaften des großen Rivalen Olympiakos konnte man aber nur 2004 und 2010 brechen. Insgesamt wurde PAO bislang zwanzigmal Meister und 17-mal Cupsieger.
Rapid spielte im Jänner 1958 bei Panathinaikos 1:1, gewann in ein weiteres Freundschaftsspiel 1979 hier 1:0 und verlor in einer dritten Begegnung 1980 2:0. Das vor 30.000 Leuten ausgetragene Spiel 1980 war das Ablösespiel für den von Rapid hierher gewechselten Helmut Kirisits. Von PAO zu Rapid kam 1999 Andreas Lagonikakis. Über einen anderen Andreas gibt es nichts zu sagen.
Das Gelände des heutigen Apostolos-Nikolaidis-Stadion (Γήπεδο Απόστολος Νικολαΐδης) wurde 1922 von Panathinaikos übernommen und ist seither die Heimstätte vieler Sportsektionen des Vereins. 1928 wurden Holztribünen errichtet und 1931 die ersten Betontribünen. 1948 bekam das Stadion an der Leoforos Alexandras (Γήπεδο Λεωφόρου Αλεξάνδρας), das kurz Leoforos genannt wird, das erste Flutlicht in Griechenland und 1958 das erste Rasenspielfeld des Landes. 1959 baute man unterhalb einer Kurve eine Sporthalle für die anderen Sektionen des Vereins. 1981 wurde das Stadion nach Apostolos Nikolaidis benannt, der für PAO im Fußball und anderen Sportarten aktiv war, Vorstandsmitglied und Vereinspräsident sowie Präsident des griechischen Fußballverbands und des Leichtathletikverbands gewesen war.
1984 zog die Fußballsektion in das Olympiastadion um. 2000 ging man nach einem Umbau in das heute 16.000 Sitzplätze umfassende Heimstadion zurück, mußte es aber 2005 wieder verlassen und spielte von 2005 bis 2013 mit Ausnahme der Saison 2007/08 wieder im großen Stadion. In der Saison 2013/14 kehrte PAO nunmehr aus finanziellen Gründen wieder heim. Das Fußballerlebnis ist jedenfalls ein anderes hier in diesem engen Stadion inmitten der Stadt, wo nur wenige Meter die Häuserzeile vom Ausbau der Heimkurve trennen und die Stützen des Längsseitendaches bereits am Gehsteig der Straße stehen. Die hauptstraßenseitige Längsseitenfassade ist mit schönen Szenen aus der Vereinshistorie geschmückt.
Dem letzten Fußballspielbesuch des Kalenderjahres war ein kurioses Nachmittagsspiel vorausgegangen, am Vortag waren ebenfalls zwei Matches in Athen besucht worden. Das lange Wochenende in der griechischen Hauptstadt stand aber nicht nur im Zeichen des Fußballs, sondern auch der kulturellen Bildungsreise und Stadtbesichtigung.
















































Ethnikos Asteras - Panelefsiniakos 0:4 (0:2)

Griechenland, Freundschaftsspiel, 22.12.2013
Dimotiko Stadio Kaisarianis Michalis Kritikopoulos, ca. 100

Was zunächst wie ein normaler Matchbesuch der dritten Liga (Γ' Εθνική, 5ος όμιλος) bei einem kleinen Athener Vorstadtverein ausgesehen hatte, verlief sehr kurios. Als eine Viertelstunde nach der angesetzten Beginnzeit die Mannschaften immer noch am Feld aufwärmten, begann die Verwunderung. Sie steigerte sich bald in großes Amusement: Die Heimmannschaft zeigte sich verärgert, ein Spieler drosch mit einem wütenden Faustschlag einen Teil der Plastikabdeckung der Ersatzbank durch. Dann betrat das Schiedsrichterteam nur mit der Auswärtsmannschaft das Spielfeld, schüttelte die Hände und ging wieder in die Kabine ab. Das Spiel wurde mit 0:3 gewertet. Die Gäste aus Elefsina hatten kampflos drei Punkte gewonnen und gingen applaudierend zu ihren Fans, die den Applaus erwiderten. Anschließend betrat auch die Heimmannschaft das Feld und die geplante Partie wurde − dankenswerterweise − als Freundschaftsspiel gegeben. Gepfiffen wurde abwechselnd je eine Halbzeit von einem Betreuer der beiden Teams.
Die zuerst sehr motiviert, von einer Trommel unterstützt, supportenden Auswärtsfans stellten den Support angesichts der Farce leider bald ein, nahmen die Fetzen ab und verließen das Stadion.
Der Hintergrund: Im Verein Ethnikos Asteras gab es einen Konflikt zweier starker Männer. Vor einer Woche hatte dabei Lefteris Lyriotakis obsiegt und den bisherigen Eigentümer Vassilis Adamakis per Gerichtsentscheidung absetzen lassen. Dieser hatte aber eine Gegenklage angekündigt und sich geweigert, die Vereinsunterlagen und − wichtig! − die Spielerpässe an den neuen Präsidenten auszuhändigen. Im Zuge des Streits war auch bereits ein Mannschaftstraining ausgefallen, da der Platzwart erkrankt war und niemand anderer in der neuen Vereinsleitung einen Schlüssel besaß. Adamakis hatte angekündigt, am Spieltag die Spielerpässe vor Spielbeginn vorbeizubringen und sie nach Kontrolle des Schiedsrichters wieder mitzunehmen. Er erschien allerdings nicht, weswegen das Pflichtspiel nicht stattfinden konnte.
Der Verein Ethnikos Asteras (Εθνικός Aστέρας, „Nationaler Stern“) entstand 1927 aus einer Fusion zweier Vereine. Größter Erfolg der Fußballsektion waren die Jahre von 1998 bis 2002, als man in der ersten Liga spielte. 2012 erfolgte aus finanziellen Gründen ein Zwangsabstieg in die dritte Liga. Als Tabellenletzter wird es heuer wohl noch weiter hinunter gehen.
Das städtische Stadion von Kessariani Dimotiko Stadio Kaisarianis Michalis Kritikopoulos (Δημοτικό Στάδιο Καισαριανής Μιχάλης Κρητικόπουλος) wurde 1998 eröffnet. Ethnikos Asteras zog aus seiner ursprünglichen Heimstätte in den benachbarten Neubau, der 2002 nach dem damals verstorbenen Michalis Kritikopoulos benannt wurde. Dieser stammte aus dem Athener Stadtteil Kessariani stammte und hatte für Olympiakos gespielt. Zunächst bestand das Stadion nur aus den beiden Längsseitentribünen. Zwischen 2001 und 2005 wurde die dritte Tribüne hinter einem Tor gebaut, wodurch das Stadion heute eine Kapazität von 4.851 Sitzplätzen hat. Das besondere an diesem Stadion sind aber nicht seine Tribünen, sondern ist die Lage am Felsen. Es ist nicht Braga, aber das Ambiente ist dennoch sehr schön. Zwei Männer benutzten den hinter der freien Hintertorseite aufragenden Felsen zur Beobachtung des Spiels.
Das skurrile Match war ein Groundhopping-Highlight der besonderen Sorte, anschließend ging es zum Abendspiel bei Panathinaikos. Neben insgesamt vier Fußballspielen am verlängerten Wochenende in Athen wurde auch die Stadt besichtigt.